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prophezeite am gleichen Abend Rükenmarks8auss<hwitung, was den be-
stimmten , aber sehr langsamen Tod zur Folge hätte. Eine halbe
Stunde nac< dem Einspritzen erschre>te uns unsere liebe Patientin
durch fkieselblaues Aussehen und öfteres minutenlanges Ausfetzen des
Athems. Scarf achteten wir auf jedes kleinste Vorkommniß, als
plößlich wenige Minuten vor Mitternacht unser Rattenfänger ein
furchtbares Geheul ausstieß, worauf wir uns mit Zittern auf das
nahe Ende gefaßt machten, was auh eine Viertelstunde nach 12 Uhr
eintraf; deß Sprichwortes: „wenn der Hund abwärts heult, dann
stirbt jemand, wenn der Hund aufwärts heult, dann brennts," -- ist
in unserem Hause so vielfach Erwähnung gethan worden, daß ich
fast die Frage aufwerfen möchte, ob genanntes Volkswort nicht ganz
ebensoviel in Schwaben gang und gäbe ist, wie es in Sachsen der
Fall sein foll. M.L. im 1.
Ist auch bei uns bekannt (Jäger).
3) Seit 2 Jahren befinde ich mich in der Wolle und habe Ihnen.
bisweilen Mittheilungen über meine Beobachtungen gemacht, welche
von Ihnen beifällig aufgenommen wurden und welche ich deßhalb
fortsee. Mit dem Winter habe ich mir ein wollenes Bett eingerichtet,
und glaube es dem zuschreiben zu dürfen, daß während des ganzen
Winters keine Erkältung bei mir zum Ausbruch kam. Bei den bade-
artigen Waschungen, welche ih alle 4--6 Wochen vornahm, rieb ich
die Haut stets ein mit Oel, Speckschwarte, Glycerin oder Glycerin-
seife, wovon mir die Glycerinseife am besten behagte. Glycerin all-
ein ist niht angenehm; ebenso Speks<hwarte -- für die sonst der Ge-
brauch bei den rein wollenen Slowaken (und Zigeunern) spricht. Va-
selin werde ich no< versuchen, welches vor Allen den Vorzug hat.
nicht ranzig zu werden. I< erlaube mir, Ihnen, verehrter Herr
Professor, vorzuschlagen bei Gelegenheit das Oberzeug der Schuhe
besonders in den Handel bringen zu lassen, welches wohl am
besten aus schwarzer Naturwolle gemacht würde. Den gleichen Vor-
s<lag möchte ih Ihnen hinsichtlich des Stoffes für die Korsetts
machen ; es sprechen mehrere Gründe dafür und wird eine solche Maß-
regel Beifall finden.
In diesem Sommer gedenke ich nicht wie im vorigen Sommer
die Wollfleider abzulegen, um Schwimmbäder zu nehmen, sondern
dieselben weiter zu tragen und dabei zu baden, nach dem Muster der
Engländer, welche auf dem Lande Flanellhemden und -Anzüge zu tragen.
und falt zu baden pflegen, worauf ich Jhre Aufmerksamkeit schon ein=
mal zu lenken suchte. Zur Vorsicht werde ih nie nüchtern baden,
wie man dieß ja auch nicht ohne Gefahr thun darf bei den kräftigen.
Nordseebädern. I< glaube dieß könnte gut thun.
Bei Gelegenheit des erwähnten Wechsels der Wollkleidung mit
Baumwolle erlaube ich mir zu bemerken, daß mir der nie eine Wol l-
krisis zugezogen hat, so wenig als wie das erste Anlegen der Woll-
kleidung. Diese Krisis wird auch wohl bei den Wenigsten eintreten,