Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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da sonst wohl die Engländer diesen Wechsel nicht eintreten lassen 
könnten bei jedesmaligem Wechsel zwischen Stadt- und Landaufent- 
halt, und die Bewohner höchster Gegenden, z. B. des Ober-Engadin, 
diesen Wechsel nicht regelmäßig mit den Jahreszeiten vornehmen könnten. 
Die Platinlampe habe ich in Ermangelung des Ozogens 
mit EucalyptuSöl gebrannt und- zwar mit gutem Erfolg. 
Den Gürtel trage ich über dem Hemd und unter der Hose 
(welche nach Matrosenart anliegt) und ist mir dieß sehr angenehm. 
- Die gestrickte Hose von Entreß sagt mir auch sehr zu, 
nur hätte ich dieselbe oben (über vem Knie bis zum Gürtel) weiter 
gewünscht nach Art der Hosen der ungarischen Soldaten, weil dieß be- 
quemer ist. Dabei fällt mir folgende wahre Anekdote ein. Die Un- 
garn hatten sich unter Radekky in Jtalien sehr brav geschlagen und 
litten wie alle unter großer Hie. Radekßky wünschte ihnen eine Er- 
leihterung zu verschaffen und befahl deßhalb, daß auch ihnen, wie 
den andern Truppen, leinene Beinkleider geliefert würden. Nach 
Durchführung dieses Befehls ließ er die also begünstigten Ungarn in 
Parade vorbei defiliren und Alle freuten sich über die luftigen weißen 
weiten Leinenhosen, welche die engen blauen Tricothosen verdrängt 
hatten. Nach kurzer Zeit indeß wurde es ruchbar, daß sämmtliche 
Ungarn die Tricothosen unter den weißen Hosen weiter trugen. =- 
Es wurde dieß für. eine nationale Caprice gehalten, über die viel 
gela<t wurde, weil damals die verständige Erklärung Ihres Woll- 
regimes noh unbekannt war. 
Da in Ihrem Monatsblatt von Todtenduft die Rede ist, so 
lasse ih noch eine Notiz folgen. Meine sehr kräftige, aber schwer 
<ronisch leidende Schwägerin veranlaßte ich mit Beginn des vorlekten 
Winters Ihre Normalhemden anzulegen. Dieselben sättigten sich 
mit intensivem Aas8geruch, der nach zwei- bis dreimaligem Waschen 
und längerem Lüften nicht weichen wollte, und dann im Frühjahr 
auf Rath des Arztes abgelegt wurden. Jm Herbst erfolgte der Tod 
-- freilich zunächst in Folge einer ävztlichen Morphiumvergiftung =. 
Die Hemden hatten no< immer den Aasgeruch , der erst nach aber- 
maligen Waschungen, Verpackungen mit Kampher und monatelangem 
Lüften entwichen ist. 
In der Hoffnung, daß mein Bericht Ihnen nicht zu lang wurde, 
empfehle ih mich Ihnen angelegentlich als Jhr ergebener 
HL. . 
Geehrter Herr Professor! I< halte es für meine Pflicht, auf 
ven im Monatsblatt Nr. 7 Seite 115 angeführten, shon früher er- 
wähnten Ausspruch des Hrn. Dr. Niemeyer: „daß selbst der in der 
Wolle gefärbte Jägerianer noc<- heute Bedenken tragen würde, das 
neugeborene Kind in Wolle zu hüllen,“ Folgendes zu erwidern: 
Al3 einfacher Geshäft3mann war ich doch, sowie 4000 andere, 
nach kurzem Studium Jhres Wollregimes von den tiefeingreifenden, 
gesundheitsbefördernden Einwirkungen desselben vollständig überzeugt,
	        
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