Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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Kleinere Mittheilungen. 
Die s<warze Kleiderfarbe. Herr Jngenieur Modes aus Dresden 
theilt mir hierüber Folgendes mit: Er erinnere sich aus seiner Jugendzeit, 
daß unter seinen Spielkameraden der Ulk bestand, schwarz gekleidete Per- 
sonen mit dem Versc<hen zu spotten : 
„Unter seinem schwarzen Ro> 
Stinkt er wie ein Ziegenbo>“ 
und er wisse noch genau, daß er, wenn er damals selbst s<hwarze Kleider 
anziehen mußte, fortwährend in dem unangenehmen Bewußtsein herum- 
gelaufen sei, die Personen in seiner Nähe mit seiner Ausdünstung zu 
belästigen. 
Affeck-Duff. Daß das Volk im Gegensaß zu den modernen Ge- 
lehrten stet8 eine Nase gehabt hat und die Affektdüfte ganz gut kennt, be- 
weisen Bezeichnungen wie: „Stänkerer, Stinkmalice, Abfahren mit Gestank“ 2c. 
Hiezu liefert mix ein Leser des Blattes einen neuen Beitrag: In seiner 
Heimat pflegen die Schulkinder sich mit dem stereotypen Ausdruck die 
Freundschaft zu kündigen: „I< stinke mit Dir“. 
Die Nasen auf, ihr Herrn! Jn Nr. 11 der populären Zeitschrift 
für Homöopathie findet sich ein Auffaß über Frühling5kuren von 
Dr. Mossa in Bromberg; da ih mir über das Kapitel „Frühlings- 
luft“ längst ein Urtheil gebildet, so la3 ich den Artikel, welcher die ja 
großenteils längst dem Volk bekannten Heilkräfte der verschiedenen Früh- 
ing3pflanzen auf Grund der Erfahrungen der Homöopathie im Einzelnen 
bespricht, mit großem Interesse, war aber schwer enttäuscht, daß am Scluß 
der Verfasser über die Frühlingsl uft nichts anderes zu sagen wußte, als 
sie sei „frisch, rein und mit Ozon gesättigt“. Gerade der Homöopath, 
der die Heilkraft fein verdünnter Stoffe kennt, sollte doch mit Nothwendig- 
keit auf den Gedanken kommen, daß die notorische Heilkraft der Früh- 
lingsluft nichts anderes ist als die Heilkraft der in homöopathischer Dosis 
ver Luft beigemischten Düfte der Frühlingspflanzen, die jeder der eine 
Nase hat und braucht, sehr leicht in dieser Luft riecht, und sollte ein Ho- 
möopath es seinen Gegnern überlassen, das Verlegenheitsste>enpferd „Ozon“ 
genannt, zu reiten. Der Dichter nennt die Frühlingsluft „würzig“ und 
das ist der richtige Ausdruc für die Heilkraft derselben, denn der feststehende 
Saß „Krankheit ist Gestank“ heißt umgedreht „Wohlgeruch ist Arznei“. 
Aroma« Es wird dem Leser wohl aus öffentlichen Zeitungen be- 
kannt geworden sein, daß von Seiten der offiziellen Medizin neuerdings 
ein energischer Feldzug gegen die sogenannten „Geheimmittel“ in Wahrheit 
aber „Volksmittel“ eröffnet worden ist, in welchem sich als besonders streit- 
bar ver Ortsgesundheitsrath in Karl sruhe erweist. Es ist ja sehr 
schön, wenn man ein offizielles Bollwerk gegen Verfälshungs- und Betrugs- 
Industrie aufrichtet, allein dann muß man doch sich vorher klar sein, was 
schädlich ist und was gesund; da steht z. B. in Nr. 35 und 36 der 
„Gemeinnütßigen Wochenschrift“ (September 1882) Folgendes: 
„Doppelkräuter - Magenbitter - Essenz Benediktiner von 
C. Pingel in Göttingen als wirksames Mittel gegen die verschiedensten Krank- 
heiten angepriesen ist nach einer Bekanntmachung des Ortsgesundheitsraths in 
Karlsruhe eine Mischung von Wasser und Alkohol, in welcher Süßholz-Extract 
und Aloe aufgelö8t sind, aromatisirt durch einen Zusa von ätherischen Oelen =-
	        

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