Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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mit Aufträgen überhäuft werden, so ist das ein Nachtheil in jeder 
Beziehung. Cs leiden die Geschäfte, die bereits in der Wolle be- 
findlichen Konsumenten und die, welche erst Wollene werden wollen. 
Jäger. 
Zur Abwehr. 
Cs ist mix zu Ohren gekommen, daß auch unter den Freunden und 
Anhängern unserer Sache mancher das Auftauchen neuer Normalartikel 
mit Kopfschütteln betrachtet und als Uebertreibung, ja sogar Geldmacherei 
ansieht. Denen möchte ich folgende Auseinanderseßung geben: 
Wie aus der in meinen Schriften niedergelegten Geschichte des wo l- 
lenen Taschentuches hervorgeht, habe ich nur mit Widerstreben und 
nur dann, wenn ich mich von der Nothwendigkeit und Nüßlichkeit eines 
Artikels überzeugt hatte, einen neuen Schritt gethan und zwar gerade um 
solchen Auslegungen nicht ausgeseßt zu sein. D 
Dieser Grundsatz besteht heute noch in ungeschwächtem Maße bei mir 
fort, allein ich begnüge mich nicht mit dieser Versicherung, sondern will an 
der Hand einiger der leßten Artikel den Sachverhalt klar legen. 
Zuerst muß vorausgesendet werden? jeder Leser meiner Schriften und 
jeder, der mit dem Wollregime näher vertraut ist, weiß, daß dasselbe ganz 
besonders für Nervenleidende und nervöse Personen die Rettung 
bietet, welche diese bei den bisher üblichen Verfahren vergeblich gesucht. 
Demnach befindet sich unter meinen Klienten eine gute Portion sehr nex- 
vöser Leute, und ich glaube, daß wohl jeder Leser unter seiner Bekannt- 
schaft irgend Jemand hat, an dem er sich unterrichten kann, wie weitgehend 
die Empfindlichkeit solcher Personen ist. 
Nun mache einmal Jemand den Versuch und ziehe an den einen Fuß 
einen wollenen und an den andern einen baumwollenen Strumpf: es gehört 
da gar keine besondere Nervosität dazu, um das absolut unerträglich zu 
finden. 
Weiter: Hunderte haben es bestätigt, =- und zwar nicht etwa bloß 
nervöse Personen =- daß bei sonst vollkommener Wollkleidung baum wo l- 
lene Hosentasc<en unerträglich sind. Vor Kurzem sandte mir ein 
Wollener eine wollene, aber mit Anilin gefärbte Hosentas<e ein 
unter der-Angabe, daß er an der betreffenden Stelle einen Ausschlag und einen 
Furunkel bekommen habe. Jst es da verwunderlich, wenn es Leute gibt, 
denen ein aus gifthaltigem Leder bestehendes Portemonnaie oder ein baum- 
wollener oder seidener Geldbeutel lästig over widerwärtig wird, und 
wenn man sich an mich wendet um Abhilfe ? 
I< bin Arzt und habe die Verpflichtung, wenn irgend möglich meine 
Patienten zu kuriren und sei die Krankheit auc< nur ein lästiges Gefühl; 
es findet z. B. niemand etwas Sonderbares dabei, wenn ein Chirurg für 
einen besondern Krankheitsfall eine neue Bandage konstruirt und den Ban- 
dagisten, zu dem er seine Patienten sendet, mit Führung des Artikels be- 
auftragt; der ganze Unterschied zwischen mir und andern Aerzten ist der, 
daß ich meine Kunden weniger zu Apotheker und Bandagisten als zum 
Schuster, Schneider, Handschuhmacher 2c. sende und daß ich, wenn Jemand 
Hüfts<merzen hat in Folge Tragens einer vergifteten Hosentasche oder eines 
verstunfenen Geldbeutels, nicht mit Pflaster und Salbe komme, sondern ihn 
zum Schneider schie oder zu einem Kaufmann, der wollene Geldbeutel hat.
	        
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