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Ein anderer Normalartikel , dessen Auftauchen Staub aufgeworfen
hat, ist der Schirm. Hierüber Folgendes:
Von Herren wie Damen, die länger in ver Wolle waren, habe ich
Mittheilung darüber , daß sie keinen Strohhut mehr tragen können, die
einen erklären ihn für lästig, ekelhaft, und solche, die früher an Kopfweh
gelitten haben, gegen das kein Arzt helfen konnte und die ich durch
das Wollregime befreit habe, erklären mir, daß sich ihr Kopfweh wieder
zeige, wenn sie einen Strohhut aufseßen. So gut sich ein Krankheitsstoff
in einen Strohhut hineinsehen kann over in Polstermöbel oder in
eine Tapete, kann er sich auch in einen Schirm hineinziehen, der bei
uns im Zimmer in unserer Atmosphäre steht, den wir mit den Händen be-
rühren und in welchen unsere senkrecht aufsteigende Körperausdünstung,
wenn wir ihn über uns tragen, so gewaltig hineindringt, daß es uns unter
Umständen angst und bange werden kann, eine Erfahrung, die gewiß schon
viele ver Leser gemacht haben.
Wenn der Geruch eines im Zimmer stehenden Blumenstraußes einem
empfindlichen Menschen Kopfweh bereiten, das Gift in einer Tapete eine ganze
Familie krank machen kann, ist es da wunderbar, wenn ein Sonnen- oder
Regenschirm, der Selbstgift oder Fremdgift enthält, einem auch nur mäßig
nervösen Menschen Unbehagen oder gar Schnupfen, Husten, Kopfweh, wenn
auch nur vorübergehend, erzeugt. Weiter:
Daß ein gifthaltiger Schirm stinkt, ganz besonders wenn er naß
wird, kann jeder riechen, der eine Nase hat und die Wollenen gehören zu
den Leuten, die eine ganz besonder3 feine Nase haben resp. bekommen und
demgemäß diesen Uebelstand eines falschen Schirms sehr deutlich merken,
sollen diese einen verstunfenen Schirm in der Hand tragen, wenn man ihnen
ebensogut einen wohlriechenden offeriren kann ?
Endlich: Was sind meine persönlichen Erfahrungen mit dem Schirm?
Ich war von jeher ein Feind ves Schirmtragens, mir fehlte es, wie
ich meinte, an Luft. Als ich das Wollregime annahm, war ich unter an-
derem auch darüber froh, daß ich der Gesundheit wegen keinen Schirm mehr
zu tragen brauchte. Nun wird miy der „Wollschirm“ präsentirt und siehe
da: jeht erst wird mir klar, warum ich früher das Schirmtragen perhorres-
cirte = unter vem naturbraunen Wollschixm ist es mir ganz behaglich, wäh-
zend ich unter meinem alten schwarzen Schirm das gleiche Unbehagen ver-
jpüre, wie früher. I< bin deßhalb für mich jeht glü>lich, denn es gibt
eben Situationen, wo es ungeschickt ist, wenn man pudelnaß ist. Anderen
wird es wohl ebenso gehen.
Das ist die eine Seite der Sache, die ich ebensogut an den Sexr-
vietten und Tischtüchern illustriren könnte, die andere ist folgende:
Diejenigen, die sich am eigenen Leibe überzeugt haben, daß baum-
wollhaltige und giftfarbige Kleider schädlich sind , wollen einfach bei allem,
was sie in dieser Branche gebrauchen, sichere Bezugsquellen für
reine Waaren und meine Garantie dafür haben, und das ist gar tein
Wunder, wenn man. so wie ich fast tagtäglich erfährt, wie absolut unzu-
verlässig in dieser Nichtung selbst die als rein wollen ausgebotenen gewöhn-
lichen derartigen Artikel sind. .
Es ist ganz falsch, wenn man glaubt, solche Konzessionirungen von
neuen Artikeln seien veranlaßt durch Offerte von Geschäftsleuten, die etwas
verdienen wollen; im Anfang war von solchen Offerten gar keine Rede, und
wenn jebt solche kommen, so weise ich sie zurük. Der Anstoß geht immer