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„Berlin, 27. Juni. Prof. Vir<ow hat mittelst Schreibens vom
21. d3., veröffentlicht in der „Berliner Klinischen Wochenschrift", seinen
AuStritt aus dem deuts<hen Aerzteverein erklärt. Dieser höchst
auffällige Schritt findet in den folgenden Thatsachen seine Erklärung:
Virchow hat während seiner Krankheit im vorigen Winter von dem Apo-
theker Richard Brandt in Schaffhausen. eine Schachtel voll Schweizer
Pillen (Pilulae Helveticae) erhalten und gelegentlich einige davon genommen,
die jedesmal eine sehr gute Wirkung hervorbrachten. Er dankte dem Herrn
Brandt für die Zusendung, mit dem Bemerken, daß er zwar an anderen
Personen Versuche zu machen nicht Gelegenheit gehabt, an sich selbst aber
stets eine höchst prompte und von allen unangenehmen Nebenerscheinungen
freie Wirkung erzielt habe. Diesen Brief hat der Apotheker Brandt ohne
Vir<ow's Wissen abdrucken lassen. Darauf brach ein großer
Sturm von Seiten der Aerzte gegen Virchow los. Von allen Seiten er-
hielt er Zuschriften, welche sein Verfahren kritisirten. Das amtliche Organ
de3 deutschen Aerztevereins hat seinen Namen, wie Virc<ow selbst sich aus-
drü>t, „an dem großen Schandpfahl der Beförderer des Geheimmittel-Un-
wesens, freilich in guter Gesellschaft, aufgehängt“, und der Vorsibende des
Central-Ausschusses der hiesigen ärztlichen Bezirk8vereine und zugleich Vor-
sivender der von diesem Ausschusse niedergesezten Kommission zur Be-
kämpfung des. Geheimmittel-Unwesens hat Herrn Vir<how in einer aus-
führlichen Vorhaltung erklärt, daß die Angelegenheit auch bei den Berliner
Aerzten den peinlichsten Eindru> hervorgebracht habe. Nun ist aber, wie
Virchow überzeugend nachweist, jenes ihm zugesandte Mittel überhaupt kein
Geheimmittel, da die Zusammenseßung der Pillen bekannt und veröffentlicht
ist. Ferner hat das Berliner Polizeipräsidium, an welches sich die hiesigen
Aerztevereine um Verbot jener Pillen gewandt haben, erklärt, daß dazu
fein Grund vorliege, da die Pillen nur Stoffe enthielten, welche die Apo-
thefer auch ohne ärztliche Rezepte verkaufen dürfen (Aloe), und der Preis
derselben sich durchaus innerhalb der Taxe hielte. Endlich hat Virchow
überhaupt nichts geschrieben, was als eine direkte Empfehlung der Pillen
angesehen werden könnte. Unter diesen Umständen will Professor Virchow
dem deutschen Aerzteverein niht mehr als Mitglied angehören, dessen
„fleinlicher und aufdringlicher Zunftgeist“ ihm widerstrebt.“
Geruchsinn. (Eingesandt von E. P.) Mit Gegenwärtigem er-
laube ich mir Ew. Wohlgeb. auf folgende Stelle in Petermann's Mit-
theilungen , Ergänzungösheft W. 67 aufmerksam zu machen -=- es ist von
den Tagalen, dem bedeutendsten Zweige der malaiischen Nasse auf den
Philippinen, d'e Rede -- pag. 10 heißt es:
„Nicht minder außerordentlich ist ihr Geruchsinn. Selbst in einer
größeren Gesellschaft erkennen sie an dem Geruche der Taschentücher deren
Besiher. Es3 giebt Diener, welche durch Beriechen unter einem Dußend
fremder, frischgewaschener Hemden das Eigenthum ihre3 Herrn sofort heraus-
finden. Liebende tauschen Kleidungsstü>ke 2c. aus, um sich am Beriechen
derselben zu erfreuen; ist der fremde Duft durch den eigenen verdrängt, findet
neuer Austausch statt.“
»„Wolthotel““ in Berkin. Von unserem Vertreter in Berlin erhalte
ich folgendes Schreiben: „Hochgeehrter Herr Professor! Die Besitzerin von
Beyer's Hotel, Berlin NW., Schadowstraße 1a, Wwe. Beyer und
ihr ältester Sohn, der Künstler Beyer, sind echte Wollene. =< J<h habe sie