Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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giftes keinen sehr hohen Grad erreichen ; anders ist das bei den leinenen 
und baumwollenen Fütterungen und Einlagen in die aus wollenem 
Oberstoff gemachten Oberkleider, resp. in dem baumwollenen Theil 
unserer halb- oder dreiviertel3-wollenen Oberstoffe, da es weder üblich 
noch durchführbar ist, solche Oberkleider regelmäßig und ebenjo oft wie 
die Unterfleidung zu waschen. 
Gerade das beanspruche ich ja als meine Entdeckung, die Gefähr- 
lichfeit der Holzfaserbestandtheile in der Oberkleidung erfannt 
zu haben. Wollene Unterleibhen, wollene Hemden sowie Strümpfe 
hat man längst und jederzeit getragen, aber es war kein Segen darin, 
weil die gemischte Oberkleidung durch und durch selbstvergistet war. 
Gerade die oben angeführten Fälle (einen siehe unter der Spitmarke 
„Hauts<hmuß" unter den „kleineren Mittheilungen“ dieser Nummer) 
zeigen am sc<hlagendsten den hygienischen Werth meiner Entdeckung, 
die unwaschbaren Holzfaserbestandtheile aus der Oberkleidung entfernt 
zu haben. 
Auch die Richtigkeit meiner stet3 aufrecht erhaltenen Vorschrift bei 
der Annahme des Wollregimes, zuerst die Oberkleidung zu 
reformiren und dann erst die Unterkleidung, wird durc< obige Er- 
fahrungen bestätigt. 
- Ich möchte jeht nahezu behaupten, daß die Reform der Ober- 
kleidung alle Personen mitmachen können, und zwar mit einem 
Vortheil für ihre Gesundheit, welcher die aufgewendeten Kosten reichlich 
dect, und ist das geschehen, so wird ein sehr einfacher und wenig 
kostspieliger Versuch entscheiden, ob der betreffende Patient den Schritt 
vom halben Wollregime zum ganzen thun kann; denn wenn er 
bei vem Versuch mit dem ganzen zu dem Rückschritt zum halben ge- 
zwungen wird, so ist das ganze Unglü>, daß er sich ein Wollhemd 
und eine Wollhose unnöthig angeschafft hat. 
Macht einer das Experiment umgekehrt, d. h. nimmt zuerst die 
wollene Unterkleidung unter Belassung der gemischten Oberkleidung, 
so besteht der Nachtheil darin, daß etwaige Unzuträglichkeiten ihm keinen 
Aufschluß darüber geben, ob für ihn das ganze oder das halbe Woll- 
regime paßt. 
: Das halbe Wollregime bezieht sich aber nicht bloß auf die Kleidung, 
sondern ebenso auf das Bett und besteht darin, daß man aus dem- 
selben alle die Pflanzenfasertheile , die nicht regelmäßig zur Wäsche 
kommen (Drell-Schläuche, Seegras, Fibre3 2c.), entfernt und nur Kissen- 
überzug, Ober- und Unterleintuch, die dann fleißig gewaschen werden, 
zurücbehält. 
Es ist Thatsache, daß dieser geringe Antheil der Pflanzenfaser 
am Bett und in der Kleidung gerade genügt, um ein zu stürmisches 
Erwachen der Krankheit d. h. zu heftige Krisen hintanzuhalten. 
Um Mißverständnissen vorzubeugen bemerke ich jedoch, daß unseren 
Erfahrungen zufolge die Zahl derer, welche beim halben Wollregime 
stehen bleiben müssen, jedenfalls eine geringe ist, und vielleicht kann
	        
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