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ist eben das Betrübte am Stand unserer gegenwärtigen Schulmedizin,
daß sie nur mit 2 Sinnen, mit Auge und Ohr, arbeitet und ihr
mithin gerade das entgeht, was das Krankheit3sgefühl
erzeugt, weil man dieses Agens nur riechen und schmecken kann.
Das ist die Schuld des einseitigen Bücher- und Laboratorienstudiums,
statt daß man die Leute zum Studium der lebendigen ungestörten
Natur -. in Wald und Feld anhält. Solange das nicht geschieht, wird
der klügere Theil des Publikums fortfahren, lieber zum Schäfer
als zum Diplomarzt zu gehen.
Ein Leser des Blattes, H. M. in S., der gleichfalls die Paulsen-
she Brochüre gelesen hat, schreibt mir über dieselbe folgendes :
„3<h bin zwar nur Laie und Dr. Paulsen in Hamburg räth
Ihnen, die Laien links liegen zu lassen und es nur mit den Männern
der Wissenschaft zu halten, da würden nicht so sonderbare Heilungs-
geschichten Ihnen zum Abdruck eingesandt werden. Der wissenschaft-
liche Herr verwirft, was ihm nach seiner Wissenschaft nicht erklärlich
scheint. Wollen Sie seinem Vorschlage folgen, so würden Sie keine
vorurtheilsfreien Mitarbeiter haben, sondern 4 1a Paulsen be-
fangene d. h. gegen die Theorie von vornherein aus sogenannten
wissenschaftlichen Gründen eingenommene.“
„I< bin der festen Meinung, daß Sie Ihre Dufttheorie als
General-Jdec aller Ihrer reformatorischen Bestrebungen hochgehalten
zu sehen wünschen; eine dieser praktischen Folgerungen für das Wohl
der Menschheit ist das Wollregime, dessen Ausbildung auf Grund der
Dufttheorie Sie besser vor Einseitigkeiten und Fehlern bewahren wird,
als die Kontrole der Wissenschaft, die Sie, gerade Sie, niemals ver-
nachlässigen aber auch nie allein aburtheilen lassen werden. Der ge-
lehrte Hamburger Herr verwirft aber die Mutter und will das von
derselben Herstammende nur allgemein gelten lassen. Er hat sich ent-
weder in die Mutteridee nicht genug vertieft, oder er sieht jo sehr
durc< die pedantische Gelehrtenbrille, für die ja eine Wissenschaft von
Duft nicht existirt, daß er aus anerzogenem Respekt vor dem, was
man heut zu Tage Alles Wissenschaft heißt, gar nicht anzunehmen
wagt, daß mehr Wissenschaftliches existiren kann und darf, als nach
dem jeweiligen Stande unseres Wissens nachgewiesen ist.“
„Baulsen's Beweisführung für „sein“ Wollregime macht auf
mich Laien den Eindruck trostloser Einseitigkeit. Mit dem „man braucht
nicht so ängstlich zu sein“ =-, „man übertreibt“ =- „indem man erwiesen
schädliche Stoffe verbannt“ u | w., öffnet man jedem Schlendrian
Thür und Thor. „Vor Mißbrauch bewahren“, ist in der Bekleidung
wie in der Ernährung ein ebenso dehnbarer, also durch keine bestimmte
Grenze festzustellender und innezuhaltender Begriff.“
„Ob Sie nach solchen Anschauungen des Herrn Paulsen große Lust
haben werden, sich nur auf die Männer der Wissenschaft zu stüßen
und die Laien über Bord zu werfen, möchte ih nac< Jhrem bisSherigen
Vorgehen bezweifeln.“