Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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„Die Männer der Wissenschaft würden: aus Ihren Funden viel- 
leicht: bald einen Wechselbalg machen. =“ . 
j Das ist ganz meine Meinung. Erstens ist mir ein Laie, -der 
praktisch und vorurtheilslos prüft, hundertmal lieber als ein Gelehrter, 
der meiner Sache- auSweicht, und zweitens geht: es mir wie jedem 
Arzt, dem ein Patient, der sich von ihm behandeln läßt und seine 
Anordnungen befolgt, lieber ist als einer, der alles besser wissen will 
und durch halbe Befolgung der Maßregeln auch nur halbe Erfolge erzielt. 
Wenn ein Privatmann die Aeußerung abgibt, den besonderen 
Schnitt und die auffallende Form halte er nicht für nöthig, es komme 
nur auf „reinen Wollstoff“ an, so mag er von seinem Standpunkt, 
bei dem eben gesellshaftliche Rücksichten mitsprechen und: nicht die 
hygienischen allein, Recht haben, allein wenn einer vom Standpunkt 
des Arztes so spricht, dann erhebe ich Protest und rufe dem Manne 
zU :. „Du hast es nicht probirt, also verstehst Du es auch nicht.“ 
Wohin in letzter Instanz der Standpunkt des Herrn Paulsen 
führt, das zeigt der lette Saß desselben. 
I<h habe mir die Mühe genommen, Tausende von Kleiderstoff- 
proben. aus den verschiedensten reellsten Handlungen und Fabriken 
in Bezug auf ihre Reinheit nach Faser und Farbe zu prüfen und 
gestüßt auf diese mühevolle Detailuntersuchung sage ich, daß es ge- 
radezu Zufall genannt werden muß, wenn es einem einzigen 
Menschen gelingt, auf diese Weise nur einen einzigen Anzug zu 
erlangen, an dem sämmtliche Theile reiner Wollstoff =- den ja auch Herr 
Paulsen verlangt =- sind, und da kommt nun Herr Paulsen, ohne 
eine einzige Nachprüfung gemacht zu haben, leichten Herzens daher 
und räth seinen Lesern in der „nächsten besten reellen Handlung“ 
ihre Sachen einzukaufen. Das ist etwa so, wie wenn ein Arzt einem 
Magenleidenden, der ihn um Rath fragt, wo er seinen Wein kaufen 
solle, um ihn sicher vein und unschädlich zu bekommen, sagen würde: 
„Gehen Sie in die nächste beste reelle Wirths<haft !“ Denn ein reiner 
Wollstoff ist heute gerade so selten wie ein unverfälschter Wein. Be- 
quem ist ein solcher Rath, aber gewissenhaft nicht. 
Nahs<rift: Obiges war schon gedru>t, als mir Nr. 379 
der Magdeburgischen Zeitung zuging, in welcher Herr Dr. A ß= 
mann, praktischer Arzt, in einem 10 Spalten langen Artikel den 
gleichen Versuch wie Paulsen macht, das Wollregime, dessen günstige 
Wirkung er an sich erfahren, auf physikalische Weise und meine Duft- 
lehre für überflüssig zu erklären. Diesem Aufsatß will ich folgendes 
gegenüberstellen. 
Dr. Aßmann verlangt „reine frische unverdorbene 
Luft“, hier ersuche ich ihn in der 4ten Auflage von Joh. Ranke 
Grundzüge der Physiologie des Menschen pag. 59593 alinea 3 zu 
lesen. Nachdem früher (pag. 541) konstatirt ist, daß man die Lust 
mit 4 Prozent Kohlensäure laden kann, „ohne daß erkennbare Ein- 
wirfungen auf das Leben eintreten“, heißt es dort:
	        
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