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worin wir jeht reisen, bin ich schon von Kur8k an aufmerksam, den ächt
kleinrussischen Geruch heranziehen zu sehen. J< spüre ihn längst und glaube
ihn nach mehreren zusammenstimmenden Erfahrungen auch jeht herausgefun-
den zu haben. Es ist der abscheulichste Nationalgeruch, der mir bisher noch
anf meiner Reise vorgekommen ist. Er ist auf eine so unangenehme Art
piquant, daß ich immer einer Ohnmacht nahe bin, wenn ich einen Kleinrussen
rieche. C5 herrs<t darin Knoblauch vor, und in dieser Hinsicht schließt er
sich daher an den jüdischen Nationalgeruch in allen polnischen Provinzen
an. Es ist offenbar, daß ein Mann mit feiner Nase und scharfer Auf-
fassungsgabe, der für solche Nationalgerüche bezeichnende und bestimmte Aus-
drücke erfände, gewiß der Wissenschaft sehr viel Dienste leisten könnte.
Bedenken Sie nur, wenn wir mit der Schärfe der Hundsnase versehen wären,
mit welcher entschiedenen Sicherheit würden wir dann nicht nur die ver-
schiedenen Individuen, sondern auch die verschiedenen Volksstämme heraus-
riehen! Alle Stammverwandtschaften der Völfer würden dann sich uns
auf's Deutlichste mit allen ihren Uebergängen und Schattirungen offenbaren.
So weit werden wir freilich nie kommen. Allein wir können uns dem Hunde
nähern und diejenige Seite des körperlichen und geistigen Volks<arakters,
die sich in der Eigenthümlichkeit seines Geruchs ausspricht, doch einigermaßen
erfennen. Und um Jhnen zu zeigen, daß ich keine Hirngespinnste webe, will
ich Ihnen nur den alten Griechen Plutarch citiren, der auch schon des wunder-
baren Zusammenhanges der Gerüche mit der im Inneren des Menschen
verborgen webenden Psyche erwähnt, indem er von der Organisation
Alexander's des Großen spricht, der alle seine Kleider und die Zimmer, in
denen er sich aufhielt, blos durch die eigenthümlich wohlriehende Ausdünstung
seiner Haut mit schönem Duft erfüllte, wobei jener Biograph bemerkt, daß
diese ohne Zweifel von der Vorzüglichkeit seines Temperaments hergerührt
habe, welches sehr warm und voll Feuers gewesen sei und, gleichsam wie
die Sonne bei den arabischen und persischen Gesträuchen, so bei ihm die
Säfte zu den schönsten Düften gekocht habe.“ ='„Ei! ei! in welche indelicate
Regionen verlieren Sie sich da und zeigen mir, wie Jhre so delicate Philosophie
doch auch an so unschikliche Gebiete gränzt,“ verseßte meine schöne, etwas
unwillige Begleiterin.
Kleinere Mittheilungen.
Gegnerisches. An die Freunde in Finnland und Skandinavien!
Das Büchlein, das Herr Dr. Melander gegen das Wollregime geschrieben
hat, kann ich, als der schwedischen Sprache nicht mächtig, nicht lesen, glaube
auch nicht, daß es der Sache viel schaden wird. Wenn der Verfasser, wie
mix mitgetheilt wird, u. A. schreibt : „Da die Sache nun auch eine Geschäfts-
frage geworden ist, wird sie energisch von unwissenden Kaufleuten ver-
breitet, und haben sich Viele durch große Versprechen verloken lassen die
Normalkleidung anzunehmen und gehen nun sicher einem frühen Tode ent-
gegen“, jo erwidere ich hierauf : Da Herr Dr. Melander Vorsteher einer Kalt-
wasserheilanstalt ist, so wird niemand, der meine Schriften kennt, dar-
über im Zweifel sein, daß seine Gegnerschaft gleichfalls einen geschäftlichen
Hintergrund hat, und sich daher nicht abhalten lassen, Vorurtheilslose und
Unbetheiligte, welche meine Sache am eigenen Leib geprüft haben, zu fragen
und die Sache selbst zu prüfen ; sol<e Gegnerschaft wie die der Herren
Melander und Niemeyer tragen nur zur Förderung unserer Sache bei.