Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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meine Fußbekleidung (ganz wollene Normalsc<hnürstiefel) zu wechseln. Von 
kalten Füßen habe ich aber während einer dreistündigen Rast Nichts ge- 
spürt. Das Gefühl war im Gegentheil ein höchst angenehmes und blieb 
es auch während des ganzen Tags. Anschließend an diese Mittheilung bitte 
ich Sie, hochgeehrter Herr Professor, in Jhrem Monatsblatt gütigit begründen 
zu wollen, warum nach kaltem Baden die Kleidung über den nassen Körper 
angezogen werden soll (siehe frühere Nummern). Schließlich mödte ich 
Sie auf eine interessante Erscheinung aufmerksam machen, deren Beachtung 
Ihnen biöher möglicherweise entgangen ist.*) Emil Zola ist bekanntlich 
ein sehr scharfer Beobachter und es ist interessant zu sehen, wie er auf einem 
anderen Wege als dem der wissenschaftlichen Forschung zu ganz ähnlichen Resul- 
taten gelangt wie Sie, hochgeehrter Herr Professor. Er verarbeitet das reiche 
von ihm zusammengetragene Material zwar nicht wissenschaftlich, aber seine 
Bahn geht in einer anderen Arena mit der Jhrigen parallel. Er muß eine 
wundervar scharfe Nase sich herausgebildet haben, denn er riecht jeden 
Affekt, jeden veränderten Zustand des Körpers und beschreibt diese Gerüche 
bei den Personen seiner in Nomanform geschriebenen Sittenschilderungen 
häufig sehr eingehend. Es ist besonders genußreich dies im Einzelnen zu 
verfolgen, weil man dann auf eine Menge von Uebereinstimmungen mit 
Ihren Beobachtungen geführt wird. Dies ist, als Beweis für die Wahr- 
heit des Gefundenen, um so werthvoller, als anzunehmen ist, daß Zola 
seine Beobachtungen ganz unabhängig von den Jhrigen gemacht hat. Er 
theilt nämlich in hervorragender Weise die Eigenschaft vieler Franzosen, 
mit Bezug auf ausländische literarische und wissenschaftliche Bewegungen 
gänzlich unwissend zu sein, und so wird ihm auch Jhre „Entde>ung der 
Seele“ wohl schwerlich bekannt sein. 
R., den 15. Juni 1883. 
Anlegung des Herrenhemdes. Eingesendet von Hrn. Gasdirektor 
Z. in E. Jh möchte, Sie sollen eine Erfindung von mir acceptiren, das 
ist ver Ersatz der Unterhose durch das Hemd (Normalhemd natürlich). 
Mir war bei meinen Gängen, fast täglich 14-20 Kilometer nach 
Bureauschluß, im Sommer die Unterhose lästig warm; ohne dieselbe rieben 
die Nähte der Normalhose mich im Schritt wund; da fam ich auf das 
Auskunftsmittel, den hinteren Theil des Hemdes zwischen den Beinen 
durchzuziehen und am vorderen Theile zu befestigen und siehe da, das half 
vorzüglich. Seit Monat April trage ich keine Unterhose mehr, sondern 
habe an den Hemden die Vorrichtung anbringen lassen, daß am unteren 
hinteren Rand des Hemdes 8--10 cm von der Mittellinie ab 2 Gurtösen 
angenäht werden, damit das Hemd ohne zu große Anspannung zwischen 
ven Beinen hosenartig dur<hgezogen werden und vermittelst dieser Oesen 
an zwei je in den unteren E>en des Brustlaßes (Normalhemd) angenähten 
Hosenknöpfen festgeknöpft werden kann. Der Schuß der Unterhose wird 
sodann durch diese Art das Hemd auszunüßen vollständig erseßt und die 
lästige Wärme einer doppelten Bekleidung vermieden. Probiren Sie es 
doch einmal, und wenn es Jhnen ebenso zusagt , wie mir, so machen Sie 
zum Heile der männlichen Menschlichkeit jeden zu wünschenden Gebrauch 
davon. =- Hiezu bemerke ich (Jäger): 
*) Sst mir nicht entgangen. In meinem Buche „Entdekung der Seele“, 
IL. Aufl., habe ich einen Passus aus Zola angeführt. Jäger,
	        

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