943
meine Fußbekleidung (ganz wollene Normalsc<hnürstiefel) zu wechseln. Von
kalten Füßen habe ich aber während einer dreistündigen Rast Nichts ge-
spürt. Das Gefühl war im Gegentheil ein höchst angenehmes und blieb
es auch während des ganzen Tags. Anschließend an diese Mittheilung bitte
ich Sie, hochgeehrter Herr Professor, in Jhrem Monatsblatt gütigit begründen
zu wollen, warum nach kaltem Baden die Kleidung über den nassen Körper
angezogen werden soll (siehe frühere Nummern). Schließlich mödte ich
Sie auf eine interessante Erscheinung aufmerksam machen, deren Beachtung
Ihnen biöher möglicherweise entgangen ist.*) Emil Zola ist bekanntlich
ein sehr scharfer Beobachter und es ist interessant zu sehen, wie er auf einem
anderen Wege als dem der wissenschaftlichen Forschung zu ganz ähnlichen Resul-
taten gelangt wie Sie, hochgeehrter Herr Professor. Er verarbeitet das reiche
von ihm zusammengetragene Material zwar nicht wissenschaftlich, aber seine
Bahn geht in einer anderen Arena mit der Jhrigen parallel. Er muß eine
wundervar scharfe Nase sich herausgebildet haben, denn er riecht jeden
Affekt, jeden veränderten Zustand des Körpers und beschreibt diese Gerüche
bei den Personen seiner in Nomanform geschriebenen Sittenschilderungen
häufig sehr eingehend. Es ist besonders genußreich dies im Einzelnen zu
verfolgen, weil man dann auf eine Menge von Uebereinstimmungen mit
Ihren Beobachtungen geführt wird. Dies ist, als Beweis für die Wahr-
heit des Gefundenen, um so werthvoller, als anzunehmen ist, daß Zola
seine Beobachtungen ganz unabhängig von den Jhrigen gemacht hat. Er
theilt nämlich in hervorragender Weise die Eigenschaft vieler Franzosen,
mit Bezug auf ausländische literarische und wissenschaftliche Bewegungen
gänzlich unwissend zu sein, und so wird ihm auch Jhre „Entde>ung der
Seele“ wohl schwerlich bekannt sein.
R., den 15. Juni 1883.
Anlegung des Herrenhemdes. Eingesendet von Hrn. Gasdirektor
Z. in E. Jh möchte, Sie sollen eine Erfindung von mir acceptiren, das
ist ver Ersatz der Unterhose durch das Hemd (Normalhemd natürlich).
Mir war bei meinen Gängen, fast täglich 14-20 Kilometer nach
Bureauschluß, im Sommer die Unterhose lästig warm; ohne dieselbe rieben
die Nähte der Normalhose mich im Schritt wund; da fam ich auf das
Auskunftsmittel, den hinteren Theil des Hemdes zwischen den Beinen
durchzuziehen und am vorderen Theile zu befestigen und siehe da, das half
vorzüglich. Seit Monat April trage ich keine Unterhose mehr, sondern
habe an den Hemden die Vorrichtung anbringen lassen, daß am unteren
hinteren Rand des Hemdes 8--10 cm von der Mittellinie ab 2 Gurtösen
angenäht werden, damit das Hemd ohne zu große Anspannung zwischen
ven Beinen hosenartig dur<hgezogen werden und vermittelst dieser Oesen
an zwei je in den unteren E>en des Brustlaßes (Normalhemd) angenähten
Hosenknöpfen festgeknöpft werden kann. Der Schuß der Unterhose wird
sodann durch diese Art das Hemd auszunüßen vollständig erseßt und die
lästige Wärme einer doppelten Bekleidung vermieden. Probiren Sie es
doch einmal, und wenn es Jhnen ebenso zusagt , wie mir, so machen Sie
zum Heile der männlichen Menschlichkeit jeden zu wünschenden Gebrauch
davon. =- Hiezu bemerke ich (Jäger):
*) Sst mir nicht entgangen. In meinem Buche „Entdekung der Seele“,
IL. Aufl., habe ich einen Passus aus Zola angeführt. Jäger,