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ich mich vom 25. Juni an vollständig in Wolle gekleidet, mit der alleinigen
Ausnahme, daß ich zunächst bis zum Abtragen der eben erst angeschafften
Beinkleider diese nur mit Wollfutter und Stößer umarbeiten ließ und erst
vom Anfang Oktober an das Wollbett in Gebrauch nahm. Der Er-
folg hat meine Erwartungen überstiegen und ist Vielen aufgefallen, die
mich längere Zeit nicht gesehen hatten; ich bin schlanker geworden, gehe
elastischer und leichter, kann wesentlich besser und andauernder steigen
und brauche mich vor Erkältungen gar nicht mehr in Acht zu nehmen.
Als große Wohlthat empfinde ich es, daß ich jezt nach ange-
strengten Fußtouren ohne die mindeste Vorsicht im Freien sien kann,
feinen Ueberro> mitzunehmen brauche. Wohl habe ich an den heißen
Tagen auch gesc<hwitt, aber erträglich, und ich konnte den lästigen Schweiß
jofort beschränfen, wenn ih meine Normaljuppe über den Arm hieng,
bis =- in wenigen Minuten -- die Nässe verdunstet war. Von Herz-
klopfen habe ich nur noch selten zu leiden, die Schmerzen in dem gichtisch
geschwollenen Finger sind weg, nach stundenlangem Laufen fühle ich
keine Ermüdung. Mein Taillenmaaß, im Frühjahr noh 407 cm, be-
trägt heute 95 ecm, mein Gewicht, am 25 Juni 451 Pfund, heute am
12. Oktober 456 Pfund, mithin hat das spezifische Gewicht zugenommen.
Das Unterhautzellgewebe enthält wenig Fett mehr, aber die Muskeln
sind viel härter und fester geworden. Aeußerst angenehm sind auch
die Fußbekleidungen. I< trug schon seit den Podagra-Anfällen wollene
Socken, aber in hohen Lederstiefeln und hatte öfters recht übelriehende
Füße, so daß ich nie Hauss<huhe anziehen konnte, ohne die Socken zu
wechseln ; seit dem Tragen der Wollstiefeln (mit Lederbesatz) habe ich
jederzeit tro>enen Fuß ohne Geruch und auch -die Leichdörner sind ver-
sc<wunden, weil das nachgiebige Schuhzeug keinen Dru auffommen läßt.
Vom Wollbette habe ih nur Ein Nachtheiliges erfahren: man
schläft darin so schön und fühlt sich darin so behaglich, daß man sich
nur ungern entschließt aufzustehen. Wer schlaflos ist, versuche e3 mit
dem Normalbett und er wird Ruhe finden, wenn anders der Zustand
seines Gemüths ihn ruhen läßt.
Suche ich eine Erklärung für die auffallend günstige Wirkung
des Wollregimes, so finde ich sie allerdings einfach darin, daß die
durchlässige poröse Kleidung möglichst genau die physikalische Wirkung
der Haut kopirt Unsere Wollkleider athnien wie die Haut, das be-
weist ein dazwischen geschalteter fremder Körper, 3. B. die Uhr, auf
welcher sich der Schweiß an der dem Körper zugekehrten Seite als
Tropfen niederschlägt, während er sonst verdunstet. Meiner Ueberzeug-
ung nach ist diese Bekleidung eine große Wohlthat und verdient allge-
meine Verbreitung, um so mehr als sie sich auch wirthschaftlich empfiehlt.
Die Kameelwolle.
Eigentlich beabsichtigte ih mich über diese Neuerung erst dann
zu äußern, wenn meine Proben vollständig durchgeführt sind, was lei-