Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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und auf meiner Reise na< Genua auch nur der Tag, den wir auf Mai- 
land verwandten, und da war denn doch deutlich, daß die Kameelwolle 
den Körper noc<h kühler hält als Schafwolle und zwar wie ich glaube, 
weil der geringere Stoffumsatß eine geringere Wärmebildung im Innern 
zur Folge hat. 
Auch eines war mir noch auffällig: vom Flüelahospitß beabsich- 
tigten wir das 3200 m hohe Schwarzhorn zu besteigen. Nachts fiel 
unter Gewitter über '/2 Fuß tiefer Schnee und am andern Tag war 
blizblauer Himmel. Troß der Bemerkung des Führer38, daß die Be- 
steigung fehr beschwerlich sein werde, machten wir uns erst, als die 
Sonne schon hoch stand, auf den Weg, theilweise mit knietiefem Schnee 
kämpfend und die Augen durch blaue Brillen gegen den überaus inten- 
siven Scneeglanz geschübt. Nachdem etwas mehr als die Hälfte des 
Anstiegs erreicht war, stellte sich denn doch heraus, daß, was ich längst 
wußte, noc< ein Rest von Schwerathmigkeit in mir steckte, und da das 
hiedurc<h erzwungene öftere Stillhalten das durch den Schnee schon verlang- 
samte Ansteigen noch zeitraubender machte und ich ein zu langes Verweilen 
in dem immer energischer werdenden Schneeglanz für gefährlich hielt, so 
blieb ich zurück und ließ meine zwei Gefährten mit dem Führer allein die 
Besteigung vollenden, die ihnen auch gelang, was allerdings, wie selbst 
der Führer zugestand, auch diesem selbst fast an die Grenze der Mög- 
lichkeit gieng. Dem Schneeglanz waren wir nun alle gleich lang ausgesett, 
nur daß meine Begleiter während 1 */2 Stunden angestrengt marschirten, 
während ich ruhig saß, aber der Unterschied war doch auffallend : meine 
Begleiter verbrannten sich so vollständig, daß fast die ganze Gesicht8haut 
eine Wasserblase wurde und sie sich zweimal schälten, und bei dem in 
meinem Alter stehenden alterprobten Führer, bei dem ich natürlich den 
Verlauf nicht beobachten konnte, da wir ihn nach der Rückkunft im 
Hospiz verabschiedeten und die Wasserblasen bekanntlich erst am nächsten 
Tage auftreten, wird es wahrscheinlich nicht besser gegangen sein, denn 
er sah genau so krebsroth aus wie die andern zwei, die 8 Tage lang 
bejammern3werthe Physiognomien herumschleppten. Bei mir traten: 
weder Blasen noc< eine Spur des heftigen Brennens, an dem die 
Andern litten, auf; nur schälte sich auch meine Gesicht8haut. 
Dieser Unterschied kann nun allerdings daher rühren, daß die 
mir ersparte Anstrengung der lekßten Gipfelbesteigung eine höhere Kon- 
gestion zur Gesichtshaut erzeugte und für mic<ß auch mein Vollbart 
einen Schuß gewährte, aber wenn ich an einen früheren Fall, wo mir 
beim Fischen in Triest die Sonne die Armhaut verbrannte, zurückdenke, 
jo halte ich es nicht für unmöglich, daß mir mein Kameelhaar-Anzug 
auch zu diesem so vortheilhaften Unterschied behilflich war. 
Da das Kameel bekanntlich auch durch seine Ausdauer gegen- 
über Strapazen berühmt ist, so muß ich auch über diese Seite einige 
Worte sprechen. Leider sind ausführlichere namentlich vergleichende 
Versuche von mir nicht gemacht worden, und kann ich nur Folgendes 
angeben.
	        
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