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hellen Farbe hergestellt. Von sonstigen Artikeln werden noch Strümpfe
aus Kameelwolle gefertigt.
Wie sich die Kameelwolle bezüglich ihrer Haltbarkeit zur Sc<af-
wolle stellt, läßt sich natürlich jeht noc<h nicht beurtheilen ; etwas zer-
reiblicher scheint sie mir zu sein; allein keinenfalls so, daß dies Jemand
von einer ernstlihen Probe abhalten darf.
Veber Heilergebnisse der Kameelwolle kann ich auch noch nicht
berichten, aber ih glaube nicht fehlzugreifen, wenn ich sie allen Ner-
vösen, besonders an Schlaflosigkeit und abnormem Kältegefühl Leiden-
den dringend empfehle.
Zum Schluß bitte ich die, welche Versuche mit dem Kameelregime
machen, mir ihre Erfahrungen zum Besten der Leser des Monatsblatts
mitzutheilen und stelle noch die Frage: wie wollen die Herren Aerzte,
welche die ganze Wirkung der Wolle in ihrer Porosität suchen, diesen
faustdi>en Unterschied zwischen Schafwolle und Kameelwolle erklären?
Jäger.
Zur Abwehr.
Die Dre3dener Scneiderzeitung enthält in einer der
lezten Nummern eine Kritik der Normalkleidung von Herrn Louis
Müller, der nach seiner Aussage Zuschneider in einem von mir fon-
zessionirten Schneidergeschäft ist. I< begrüße dieselbe als ein werth-
volles Zeichen, daß man nun auch in den betreffenden Fachkreisen an
die Sache herantritt. Ueber den Inhalt aber mache ich folgende Be-
merkunoen: I%4 bin weit entfernt zu glauben, daß nur Aerzte den
hyoieniichen Werth des Wollregimes beurtheilen können, im Gegen-
theil ::t mir das Urtheil eines Laien über die Erfahrungen an seinem
eigenen Leibe häufig mehr werth, als das Urtheil eines Arztes
über einen fremden Leib; wenn es sich aber um Beurtheilung eines
fremden Krankheitsfalles handelt, so ist dazu in der Regel doch
mehr nöthig, als ein Laie von Krankheiten versteht. Bezüglich des
mitgetheilten Todesfalls eines Magenleidenden in der Wolle bemerke
ich, daß dessen Leiden mir von ihm als Magenkatarrh bezeichnet wurde
(ich selbst habe Patient nie gesehen). Auf Grund meiner Erfahrungen
durfte ich ihm Heilung in Aussicht stellen ; später zeigte es sich, daß er
sich geirrt, das Uebel Magengeschwür war. Trotzdem besserte sich
sein Allgemeinbefinden so, daß, wie Schreiber zugibt, und ich aus meiner
Correspondenz weiß, Herr B. sich „sehr gesund“ fühlte. Sein Tod
erfolgte wegen Durchbruch des Geshwürs, weil er, wie mir von ärzt-
licher Seite mitgetheilt wurde, im Gefühl der wiedererlangten allge-
meinen Körperkraft sich zu hygienischen Exzessen hinreißen ließ. Wenn
Herr Müller hiezu =- offenbar nur um mir eins zu versezen =- in
Klammern bemerkt, ih habe in meiner Monatsschrift gesagt „ist über-
haupt schon ein Wollener gestorben, so bitte ich mir dies mitzutheilen“,
jo bemerke i< dazu: jeder gewissenhafte Arzt, dem ein Patient stirbt,