Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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theilen, und bitten mich Schritte dagegen zu thun, damit ich nicht in den 
Verdacht komme, als begünstige ich derartiges Vorgehen. Hierauf bemerke 
ich? die von mir gratis zur Versendung kommende gedruckte Belehrung ent- 
hält überall, wo das möglich ist, die Originalpreise, und wird sie stet3 ent- 
halten, aber meine Kontrakte gestatten mir nicht, mich auch in den finanziellen 
Theil des Geschäftsbetriebs meiner Konzessionäre zu mischen. Wenn Wie- 
derverkäufer ihre Kunden überfordern, so straft und rektifizirt sich das schließ- 
lich von selbst dadurch, daß die Kunden direkt von Stuttgart beziehen statt 
vom Wiederverkäufer, oder Konkurrenzwaare kaufen. 
16. Ob Tricot für Schuhe praktisch sei, kann ich dahin beantworten : 
mir sind die Trikotschuhe am angenehmsten von allen, die ich besiße, und 
unter diesen die ungefütterten. Behufs Reinigung spannt man sie 
über den Leisten und wascht sie, wobei sie, falls sie sich ausgeweitet haben, 
wieder in ihre richtige Größe zurükgehen. Für gebahnte Wege, wie sie 
der Stadtbewohner hat, läßt ihre Haltbarkeit Nichts zu wünschen übrig; 
für ungebahntes Terrain taugen sie allerdings nur, wenn genügender Leder- 
besaß daran ist. Jm Allgemeinen aber steht soviel fest: die geschäftliche 
Propaganda für den Wollshuh kann nur mit dem Tuchsc<huh, nicht mit 
dem Trikotshuh gemacht werden. Letteren trägt nur, wer das volle 
Vertrauen zum Regime gewonnen. 
17. Ueber die häßlichen Ausbauchungen an Knie und Elbogen bei 
Trikotkleidern bemerke ich, daß ich am Ellbogen nie etwas derart erfahren 
habe; an den Knieen entstehen sie nur, wenn die Hose zu weit gemacht ist. 
Man lasse sie dann durch den Schneider an dieser Stelle enger machen. 
Endlich: sobald man die Hose durch's Wasser zieht uud wieder trocknen 
läßt, ist die AuSbauchung verschwunden. 
18. Sie verlangen, daß Krägen und Manschetten in schneeweißer 
Farbe erzeugt werden; das ist nur mit künstlichen Mitteln, welche die sani- 
täre Eigenschaft vermindern, möglich, und diese Schneeweiße verschwindet in 
der ersten Wäsche, und ich kann nicht finden, daß die Krägen und Man- 
schetten, welche gegenwärtig hier gefertigt werden, eine auffallend häßliche 
Farbe hätten ; vielleicht haben Sie eine Nachpfuscherei in Händen. 
19. Scheidewände in den Schuhen vertragen sich ganz gut mit den 
Zehenstrümpfen, aber die Anbringung der Scheidewand an der richtigen 
Stelle ist so sehr von der außerordentlich variirenden Beschaffenheit der ja 
in der Regel durch falsches Schuhwerk verkrüppelten Füße abhängig, und 
ärgerliche Mißgriffe mit folgenden Reklamationen deshalb so häufig, daß 
ich vorläufig von der Scheidewandgeschichte Abstand nehme. 
20. Ihren Vorschlag in der Schuhfrage kann ich nicht goutiren; 
ich will nicht sagen, daß hier bereits das Höchste erreicht sei und keine Ver- 
besserung mehr möglich, aber das darf ich sagen: wer sich mit mix ent- 
schließt, auf gebahnten Wegen unbeseßte naturfarbene Trikotschuhe zu tragen, 
auf rauhem Terrain ebensolche mit Vaselineleder oder Hirschleder besetzt und 
im extremen Falle Wasserstiefel aus Vaselineleder mit Wolle gefüttert und 
zum Galaanzug Schuhe aus indigoblauem Trikot zu verwenden, wird, falls 
der Schuh pasjend gemacht ist, sicher wenig mehr zu wünschen haben. 
21. Sie erinnern mich daran, daß von den versprochenen wissen- 
s<haftlihen Beilagen außer der ersten noch keine erschienen ist; hierüber 
könnte ich sehr vieles zu meiner Entschuldigung sagen ; die Hauptsache ist : 
die prakiische Seite meiner Thätigkeit, die doch das Wichtigste für das 
Monatsblatt und dessen Leser bildet , hat seit ven Berliner Vorträgen so
	        

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