Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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fich eben, daß das Oberstentscheidende nicht die den Chemikern bekannten Masjen- 
tünd Generalstoffe sind, sondern die feinen Spezifika; sie sind eben die Seele, die 
Essenz .von Allem, “3 | 
: 111. Frage: Soll ein Wollener Tabak schnupfen? Antwort: Von 
Sollen kann gar keine Rede sein, höchstens von dürfen. Hierüber habe ich 
noch keine Unterjuchungen angestellt, allein ich stehe nicht an, es für etwas noh 
Ueberflüssigeres zu halten als das Tabakrauchen, trotdem daß ich selbst Raucher 
bin. Dem Tabakrauch kommt die duftzerstörende Wirkung zu wie allen Näucher- 
mitteln. und auch dem Ozogen; daher wirkt der Tabakrauch nicht blos gegen 
Gestänke , sondern auch gegen Affekte, sowohl Zahnweh wie Hunger, Durst, 
Müdigkeit, Zorn und Aerger, weshalb der Ausdruck „Friedenspfeise“ vollständig 
adäquat ist. I< .machte einmal einen Versuch , das Rauchen aufzuste>en , aber 
nach einigen Tagen brachte mir meine Gattin die Pfeife mit der Aufforderung, 
wieder -zu rauchen, damit das Wetter nicht so oft getrübt werde. Beim Schnupfen 
kann von dieser Wirkung keine Nede sein, sondern nur von der narkotischen 
Wirkung der Tabakstoffe; vielleicht ist aber in den Beizen des Sc<nupftabaks 
irgend "ein 'Menschenzauber, der den Leuten die Sache lieb und angenehm macht, 
worüber ein andereömal. 
Correspondenz. 
Dr. H. in L. Sie schreiben mir: „Seit einem Jahre hatte ich mich mit 
Ihrer Lehre beschäftigt, seit 20. August er. trage ich Wolle. Zu immerwährender 
Stubenarbeit verurtheilt, neigte icß hauptsächlich zum Starkwerden, Erkältungen, 
Blutandrang nach dem Kopf. Dieses Frühjahr lag ich 6 Wochen fest an einem 
Hämorrhoidalleiden, das mit einer äußeren Mastdarmfistel endend mich noch 
[ange nachher belästigt hat. Bei meinem sehr anstrengenden und sorgenvollen 
Beruf hat mich die durch die Wollkleidung bewirkte Steigerung der Arbeitslust 
und Arbeitsfähigkeit ganz besonders beglü>kt. JM< fühlte mich auch, kurz aus- 
gedrückt, sehr behaglich, habe aber, was ich am sehnlichsten erhofft hatte, den 
Blutandrang näch dem Kopfe nicht verloren resp. leide jeht seit einiger Zeit 
wieder mehr daran. 
Anfangs war die Wirkung der veränderten Bekleidung auffallend. Nach 
etwa 4--6 Tagen stellte sich öfters am Tage eine Empfindung ein, einer Shwäche- 
anwandlung ähnlich, meine sonst sehr rothe Gesichtsfarbe verging , ich hatte die 
Empfindung als fände eher Blutmangel im -Kopfe statt anstatt Andrang. Dieser 
Zustand wurde in wenigen Tagen anders, nachdem ih dem Instinkt folgend, 
mehr genoß, besonders gleich früh bei meinem Spaziergang tüchtig frühstücte. 
Seit einiger Zeit aber leide ich wieder an Blutandrang nach dem Kopfe, be- 
sonders beim und nach dem Mittagessen. 
I< muß bemerken, daß ich schon seit Jahr und Tag zu besonderer Mäßig- 
keit gezwungen bin, weil die Kongestionen mir viel zu schaffen machten, be- 
sonders beim Schlafengehen ein Pochen oben auf dem Kopfe sehr lästig sich ein» 
stellte, sobald ich zu spät etwas mehr als gewöhnlich trank oder bis spät las. 
I< trage Wolle mit AuSnahme ver Stiefel, zu denen ich mich auch sehr 
ungerne entschließe, ist es möglich, daß hier die Ursache ste>t, oder können Sie mir 
irgend welchen Wink geben'? = 
Ihre Vermuthung ist richtig, denn wenn Sie ganz in der Wolle ste>en, 
nur nicht an den Füßen, so treibt die falsche Fußbekleidung gerade so, wie dies 
bei kalten Füßen längst bekannt ist, das Blut gegen den Kopf. Jäger. 
“An die „arme Seele in Krähwinkel“. Da Sie mager sind, ist die 
Hemdhose für Sie das Beste. Aus dem, was Sie über Ihren Zustand schreiben, 
ist kein Grund zu ersehen, warum Sie in der Wolle nicht ganz gesund werden 
sollen. Sie haben Recht, das wollene Taschentuch ist das, woran am meisten ge- 
zweifelt und gespöttelt wird; aber um so durc<hschlagender wirkt es, wenn gerade 
an diesem Einer so wie Sie erfährt, daß ich Necht habe, und daß die Herren 
Aerzte, die von der Wolle nichts wissen, als daß sie warm hält, mit ihrer Wärme-
	        
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