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d. h. Reinigung der Zimmerlust von Menschenduft, ins Gebiet der
Uebertreibungen ?
Durch was unterscheidet sih denn überhaupt meine Lehre von
der der biSherigen Ventilation3-Hygieniker?
Letztere bekämpfen ganz denselben Feind wie ich, die einzigen
Unterschiede sind folgende:
Jene wollen die Zimmerluft reinigen, ich, nebst dieser, die
Kleiderluft, die noch wichtiger ist als erstere und zwar einfach deß-
halb : Zwischen Körper und Kleid erwärmt sich die Luft und steigt jekt,
weil leichter geworden, in die Höhe, so daß ein im Zimmer befindlicher
Mensch gar nicht die Zimmerluft, sondern die Kleiderluft
mit all ihrem Gestank einathmet, insbesondere dann, wenn zwischen
Kleidung und Körper, wie das bei unserer saloppen Herrentracht der
Fall, Naum für die aufsteigende Luftbewegung gegeben ist. I< be-
kämpfe die Kleiderluft dadurch, daß ich 1) die Kleidung möglichst fest
dem Körper aufliegen lasse 2) möglichste Hautwärme unterhalte, damit
die Düfte eine größere Fliehkraft zur wagrechten Entfernung in die
Atmosphäre bekommen, 3) die Kleidung porös gestalte und 4) solche
Materialien verwerfe, welche sich in der Kälte mit den Giftstoffen be-
laden und sie bei Erwärmung und Benetzung wieder an die Kleider-
luft abgeben.
Die bis8herige Hygiene hat das Kleidergift zwar auch bekämpft
allein nur mittelst Waschen, und da grief sie nicht durch, denn sie
ließ nur die Unterkleidung waschen und übersah, daß die leinenen und
baumwollenen Futterstoffe der Oberkleidung eben nicht gewaschen und
so zu einem infernalischen Giftherd werden.
Und dann zum Schluß noch eine Bemerkung. Warum ist es
Hufeland und Pettenkofer, diesen bedeutenden und einflußreichen
Autoritäten nicht gelungen, eine Reform unserer falschen Bekleidung in
Szene zu sehen? Weil sie den Weg der geschäft5mäßigen Her-
stellung der richtigen Bekleidung nicht betreten haben, den ich einschlug.
Meine Vorträge in Berlin.
Daß dieselben erfolgreich gewesen, werden meine Leser wohl aus
den Tageszeitungen im Allgemeinen ersehen haben, doch nehme ich an,
daß dieselben auch von mir gerne etwas Näheres hören.
Das Erfreulihste war mir , 5:* warme von Herzen kommende
Empfang, den mir die Berliner Freunde bereiteten, und den im in dem
von uns für „fühl“ gehaltenen Norden, offen gestanden, nicht erwartet
habe; ich danke hiemit den Herren und Damen aufs herzlichste. 2) Die
Konstatirung, daß unsere gemeinschaftlihe Sache in der Reichshaupt-
stadt nicht blo3 festen Boden hat, sondern bereits eine Macht geworden
ist. Nachdem kurz zuvor in der Schneiderakademie die bekannten Re-
den gegen uns gehalten worden waren und man annehmen mußte,