Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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kalender pro 1882 aufmerksam und weise ich al8 Beleg dafür , daß 
unsere Sache schon vor dem Vortrag Boden in Berlin hatte, darauf hin. 
Den Gegenstand des zweiten gegen Entree gehaltenen und fast 
von ebensoviel Personen besuchten Vortrags bildete die Seelenlehre. 
Hier ging es natürlich wie immer. Die Damenwelt, die ja be- 
kanntlich auf dem Gebiet der Gefühlswelt besser Bescheid weiß, hat 
mich so ziemlich verstanden, aber unter der rauchenden und schnupfen- 
den Männerwelt, die in der Regel ihren Instinkt fast völlig gegen 
einen auf diesem Gebiet lediglich nichts bietenden Schulsa> eintauscht, 
sah es natürlich bedenklicher aus, und die zwei mir bisher zugekommenen 
selbständigen Zeitungsreferate (ein Reporter war so klug, sich von mir 
ein kurzes, rein sachliches Resume schon zuvor in die Feder diktiren zu 
lassen) lassen einen trostlosen Bli> in die verschulmeisterten Köpfe un- 
serer Männerwelt thun. J< will mich hier =- nicht um Polemik zu 
treiben, sondern nur um meinen Lesern den Knotenpunkt des „Ver- 
stehst mich nicht“ zu zeigen = kurz mit dem Referat in der „Ger- 
mania“, dem bekannten Centrumsblatte, befassen. 
Diese Harlekiniade enthält die zwei folgenden Stellen: 
Daß die Angst üble Düfte verbreitet, wer hätte das nicht schon selbst er- 
fahren ; wie es auch die NedenSarten im Munde des Volks beweisen -- -=-. 
Der Duft geliebter Personen dagegen gab unsern Dichtern von jeher Anlaß zu 
den begeistertsten Liedern. Die Frauen werden von den Dichtern aller Nationen 
mit wohlriehenden Blumen verglichen. Man wird sagen, das sei bildlich ge- 
meint und beziehe sich auf die liebliche Gestalt beider, nein, das betrifft die Au3- 
dünstung der Frauen. (Heiterkeit.) (Dann ist der Schnupfen entschieden für den 
Liebhaber das größte Unglück, da er ihn hindert, in die Seele der Geliebten zu 
dringen, ja überhaupt Zuneigung zu fühlen, und wie man sich im kartarrhbrin- 
genden Frühling noch verlieben kann und Sänger vom „Lenz der Liebe“ träu- 
men, ein reines Räthsel. Uebrigens hat diese Theorie auch ihre sehr schätzbaren 
Seiten ; Eltern 3. B., die Sohn oder Tochter von einer thörichten Leidenschaft 
heilen wollen, bringen ihnen nur einen tüchtigen Schnupfen bei und -- die Lei- 
denschaft flieht, die Unschuld ist gerettet.) 
* habe ausführlih über den Unterschied von Sinne5- also 
auch Geru ch8empfindung gesprochen und gesagt: erstere, die Sinnes- 
empfindung (Hören, Riechen, Sehen, Schmecken, Tasten), rühre von 
der Erregung des bestimmten Sinneswerkzeuges her, lektere, die G e- 
meingefühle (Angst, Zorn, Lust, Schlaf, E>el , Rausch, Müdigkeit, 
Krankheit u. s. f.), entstehen , wenn ein flüchtiger Stoff entweder vom 
Magen oder von der Lunge aus oder dadur<h, daß eine innerliche Zer- 
sezung stattgefunden habe, in die Säftemasse des Gesammtkörpers ein- 
dringe. Diese selbst für einen Quartaner verständliche AusSeinander- 
sezung ist an obigem Scribifax spurlos vorübergegangen. Zu behaupten, 
ein Mensc<, der wegen Schnupfens nichts rieche, könne keinen LiebeSrausch 
bekommen, ist gerade so toll, als wenn jemand behaupten wollte , ein 
solcher Bers<hnupfter könne keinen Weinrausch bekommen, wenn er eine 
Stunde lang mit der Nase den Duft aus einem Glase Weins einzieht 
oder ein Weinglas mit dem Strohhalm austrinkt, ein Experiment, das doch 
wohl jeder schon als Gymnasiast gemacht hat. Der zweite Passus lautet: 
C>
	        
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