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Mit den besten Wünschen für die allgemeine Verbreitung JZhres
Regime3 und Ihrer Werke zum Nuten der Menschheit bitte ich zeichnen
zu dürfen Mit tiefster Hochachtung Jhr ergebenster
S. J. Wallström, Oerebro (Schweden).
Wolle und Pocken. Herr G. aus Brescia in Oberitalien, stud. ing,
an der technischen Hochschule in Stuttgart, läßt mir folgendes mittheilen :
„Al3 ich Anfangs August in meiner Vaterstadt anlangte, traf ich
daselbst eine bedeutende Po>en- und Typhusepidemie an. Zn meinem
Haus allein starben mehrere Personen, darunter auch meine Mutter an
ven Pocken. Da aus Furcht vor Anstekung sich Niemand zur Pflege
herbeiließ, so mußte ich letztere Tagelang selbst pflegen, bis sie schließlich
den Leib dicht mit Pusteln bedeXt der Seuche erlag. Der Kranken ent-
strömte während der Zeit ein wahrhaft pestartiger Geruch , der mir be-
sonder3 wenn ich beim Einflößen von Bouillon oder Arznei ihrem Munde
nahe kam, fast den Athem raubte. Nach dem Tode meiner Mutter
hatte ich mit meiner Schwester eine 10tägige Reise zu machen. Als wir
nach Verlauf derselben auf unser Landgut in der Nähe von Brescia zurück-
kehrten, waren wir beide innerhalb 2 Tagen krank, alle Symptome der
Variole stellten sich ein, was denn auch der Arzt sofort diagnosticirte. Da
meine Schwester über diesen Bescheid zu weinen anfing, so nahm ich mix
vor, der Krankheit womöglich nicht zu weichen und blieb auf, während
meine Schwester zu Bette lag. J< nahm sofort Abführmittel, jedoch wurde
ich bald so darniedergeworfen, daß ich schon ans Beichten dachte. Jn der
3. Nacht erreichte das Fieber den Gipfel, unruhig wälzte ich mich in
meinem Bett umher, das zwar aus wollgefüllten aber holzfaserüberzogenen
Unterbetten, zwei leinenen La>en und darüber einem Wollteppich bestand,
und warf so zufällig eines der Leintücher, zwischen welchen ich sta>, von
mir. Das rief in mir die Erinnerung an Prof. Jägers Theorien wach,
-- von welchen ich bisher schon gehört, ohne mich jedoch damit befaßt zu
haben. J< schritt sofort zum Versuch, warf die leinenen Lacken fort und
hüllte mich in meinen Teppich aus roher ungefärbter Schafwolle, wie der-
artige bei uns häufig in Gebrauch sind, ein wollenes Hemd trage ich ohne-
dieß schon seit langer Zeit. Rasch entwickelte sich ein starker Schweiß, von
ganz demselben Geruch wie bei meiner Mutter, zu gleicher Zeit brachen
einige Pusteln im Gesicht und an den Händen hervor. Das Resultat war,
daß ich mich am andern Morgen bedeutend besser fühlte, so daß ich von
nun an äufbleiben und mich meiner Schwester widmen konnte, die nun
noch 10 Tage krank war, jedoch in leichter Weise. Sie bestätigte meine
Geruchswahrnehmung vollständig und zog eines meiner Wollhemden an.
Dazu habe ich noch zu bemerken: Erstens war meine Mutter während
ihrer Krankheit durchaus in das Holzfaserhemd und die Holzfaserlacken ge-
hüllt. Zweitens muß ich einen großen Theil an dem raschen Verlauf
meiner Erkrankung meiner Farchtlosigkeit und den genommenen Abführ-
mitteln zuschreiben. JIndeß. ist der Eindru> auf mich der, daß weitere
Versuche mit Wollteppichen sehr angezeigt sind, ich auch derartige Versuche
in meiner Heimat machen würde, wenn ich zu Hause wäre, wo immer
noch Erkrankungen vorkommen.
Mächt Wolke blitfest? Eine wahre Geschichte. Der italienische Ab-
geordnete, Graf de L., ein Original in jeder Beziehung, schläft schon seit
langer Zeit in einem reinwollenen Bett. Da passirte ihm denn in seiner