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Wenn der Geruch der Speisen vor Tische Lust, nach Tische aber
Unlust hervorruft, so sehen wir, wie das einzelne Jndividuum nicht nur
überhaupt seinen eigenen Geschma> hat, sondern diesen mit den Gemein-
gefühlen wechselt. Die Seelendüfte sind auch nach Race, Alter und Geschlecht
verschieden. Begegnen sich nun die Seelendüste zweier Individuen, so ist
es fraglich, ob ihre Verbindung eine Harmonie oder eine Dissonanz ergiebt.
In ersterem Falle entsteht zwischen den Trägern Sympathie, im letzteren
Antipathie. Bei der Begegnung von Thieren ist dieser Erfolg eine definitive
Entscheidung über ihr beiderseitiges Verhältniß: Beim Menschen hat nun
noch der Geist ein Machtwort zu sprechen, und es kann hier ohne Sympathie
ver Seelen doch eine geistige Verknüpfung stattfinden.
Scließlich kann die Disposition, der Selbstduft des Einen eine wesent-
liche Aenderung erleben, wodurch die bisher harmonirenden Molekular-
bewegungen der beiden Seelendüfte in Dissonanz gerathen, und die Folge
ist: die Beiden können sich „nicht mehr riechen“.
Wie oft hören wir auch von ernsthaften, verständigen Leuten sagen :
„Jc< weiß nicht warum, aber ich kann ihn nicht ausstehn“, oder eben drastischer.
„ich kann ihn nicht riechen!" Zum Glück sind aber alle Individuen, d. h.
deren Geschm verschieden, und so findet sich am Ende für jeden Topf ein
ekel.
Der „Selbstduft“ ist dex Steuermann unseres Lebens, und er war
es in noch höherem Maße, als noch kein künstliches Licht uns die langen
Winternächte erhellte und kein Hund uns seine Nase lieh. Aber es giebt
auch unter uns Kulturmenschen noch Viele, denen die hohe Bedeutung der
„Düfte“ bekannt ist. Man frage nur den Schäfer, den Thierbändiger,
Jäger u. s. w.; und manches alte Weib, das mit „Sympathie“ und gar
„Hexerei“ arbeitet, ist gar keine so große Scwindlerin, als wir gemeinig-
li< annehmen.
Ich will hier ein kleines Recept einschalten, das der Redner in der
dem Vortrage folgenden Besprechung mittheilte :
Sympathie kann am schnellsten hergestellt werden =- wenn sie über-
haupt zwischen den Individuen möglich ist =- durch Abgabe von Milch,
Speichel oder Hautausdünstung des eigenen Körpers, die das andere Jn-
dividuum zu riechen oder zu schme>en bekommt, ein Mittel, dessen sich
Thierbändiger ganz allgemein bedienen.
Blut und Fleisch vermitteln schnell Antipathie, und Professor Jäger
erklärt den „Instinkt“, mit dem ein schwaches Thier seinen Feind, das
Raubthier, flieht, dadurc<, daß der Hase, das Huhn u. |. w. es riechen,
wenn der Feind sich nähert, der schon oft Hasen- oder Hühnerfleisch ge-
fressen hatte. Ja Professor Jäger glaubt, daß ein“Marder dem Hühner-
stall entsetzt den Rücken kehren würde, dessen Insassen unlängst mit Marder-
fleisch gefüttert wurden. .
- Einem gewfß allgemeinen Bedürfnisse entsprach nun"der Vortragende,
als er darlegte, mit welchem Rechte er da, was er entdec>te oder wieder-
entde>t hat, die „Seele“ genannt hat. ,
Von Alter3 her un», was uns am meisten angeht, in der Bibel,
im alten wie im neuen Testament finden wir die Zusammensehung des
Menschen aus: Leib, Seele und Geist. Im alten Testamente heißen sie
basar, nefesch und ruach, im neuen S0ma, psyche und pneuma. Moses
sagt, die Seele ste>e im Blute und aus anderen Stellen geht hervor, daß
netesch auch für „Duft“, „Wohlgeruch“ gebraucht wird. Botte hauefesch