Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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wendet. Da heißt's auch, wie der alte Hahnemann seinen gelehrten Geg- 
nern zurief: „Macht's nach, aber macht's genau nach!“ 
I< wünsche Ihnen für das schöne Dresden, in welchem ich 5 Jahre 
wohnte, jo gute Erfolge, wie Sie sie =- in Berlin errungen haben. 
Ihr ergebenster 
H. Milbrot. 
Lebterer Wunsch ist in Erfüllung gegangen, der Erfolg war in Dres- 
den relativ eben so groß und in so fern noch größer, als die Dresdener 
Gegner aus dem Lager der Wasserpatscher mehr Muth besaßen, als der 
Berliner Mund- und Federnheld, und mir Gelegenheit gaben, sie gründlich 
abzuführen. Den Dresdner Freunden warmen Dank und Hänvedruck für 
ihre eifrige Mitwirkung an unserer Sache. Jäger. 
Wollene Serviekken. Jn der deutschen Lesehalle (Sonntags- 
beilage des Berliner Tagblattes) vom 28. Jan. findet sich in einem 
Artikel „eine Gesandtschaft in Marokko“ folgender Passus : 
Nicht zwei Teller sind gleich ; es gibt große und kleine, weiße und ge- 
malte, solche der feinsten und ordinärsten Gattung; als Servietten siguriren 
Wolltücher von verschiedener Größe, die meisten unregelmäßig und derart schlecht 
beschnitten, daß man der Meinung wird, das leßtere sei erst unmittelbar vor 
dem Diner geschehen. 
Daß Wollservietten appetitlicher sind als leinene, ist zweifellos und 
der Wink wird bereits ins praktische übersebt: Hr. Schmich läßt Woll- 
servietten anfertigen. 
Poslemisches. Obwohl ich das „zum Lektenmal“ bereits gesprochen, 
kann ich doch der Versuchung nicht widerstehen, noch einmal auf br. Nie- 
meyer zurückzukommen durch Abdru> des folgenden Artifels aus dem 
Feuilleton der Frankfurter Zeitung vom 3. Febr. , der mir von meh- 
reren Seiten eingesandt wurde: 
Chauvinismus in der Wissenschaft. Von einem hiesigen Arzte 
wird uns geschrieben : Es wird einmal endlich Zeit, gegen ein Grundübel, an 
welchem unser neues Deutsches Reich auf so vielen Gebieten kränkelt, den na- 
tionalen Dünkel auch auf dem Gebiete der medizinischen Wissenschaft ener- 
gisch zu protestiren, ehe es hier weiter um sich greift. Früher war es ein Ruhm 
deutscher Wissenschaft , bereitwillig die Verdienste des Auslandes anzuerkennen 
und das Reich der Forschung und der Erkenntniß des Wahren von den egoisti- 
schen Voreingenommenheiten freizuhalten, welche im politischen Leben die Na- 
tionen von einander trennen. Jhre große Blüthe und gedeihliche Entwickelung 
hat sie nicht zum Mindesten diejem kosmopolitischen Zuge zu danken, welcher. das 
Gute und Verdienstliche überall schäßt und aufnimmt, wo es sich findet. In 
ueuester Zeit wird es aber leider Mode, auch hier einen Chauvinismus und na- 
tionalen Hochmuth zur Schau zu tragen, der ebenso unberechtigt wie lächerlich 
ist. Sc<hon nach Garfields Tod traten einige Vertreter dieser Richtung auf, 
welche an den Leistungen der amerikanischen Aerzte, die den verstorbenen Präsi- 
denten behandelt hatten, herummäkelten und ihrer Ungeschi>theit den Tod des- 
jelben Schuld gaben, mit der Schlußwendung, daß die Weisheit deutscher Aerzte 
Alles viel besser hätte machen können. In gleichem Sinne und mit fast den 
gleichen Wendungen hat neuestens Herr Dr. Paul Niemeyer in Berlin in 
einem öffentlichen Vortrage die Aerzte Gambetta's abgekanzelt und als Nicht5- 
wisser, dagegen sich selbst als den Pächter der wahren WeiSheit hingestellt. In 
beiden Fällen ist eine solche Kritik aus der Ferne eine Veberhebung. Kein von 
der Würde und dem Werth der medizinischen Wissenschaft wahrhaft durchdrun- 
gener Arzt wird und kann ohne persönliche Untersuchung und genaue Kenntniß 
des Patienten ein Gutachten über Art und Behandlung seiner Krankheit an-
	        

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