Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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Meine Antwort war damals etwa die: Auf keinem Gebiet der JIn- 
dustrie ist wohl der Grundsatz „billig und schlecht“ rücksichts- und ge- 
wissenloser angewendet worden, als auf dem der Oberkleiderbranche, 
nicht blos durch die oben angegebenen Verschlechterungsmittel , sondern 
auch noch durc< Bes<hwerung der Wollstoffe mit Mineralstoffen in geradezu 
unverschämter Weise. Jh betrachte es als eine meiner Hauptaufgaben 
bei den mit mir lürten Geschäftsleuten, dem gegentheiligen Grund- 
saß zur Geltung zu verhelfen, daß nicht das Schlechte das 
Billigste ist, sondern das Beste. Denn selbst wenn leßteres gut 
bezahlt werden muß, so ersezt sich das reichlich durch größere Halt- 
barkeit und eben hauptsächlich dadurch, daß es einem das theuerste 
Gut, das man hat, die Gesundheit, erhält. Man bedenke doch 
auch eines: 
Als man noch solide, aus reiner Naturwolle, blos mit Jndigo 
gefärbte Tuche fertigte, mußte der Bauer für seinen Ro> freilich eine 
runde Summe hinlegen, aber er erwarb sich damit ein Kapital, das 
er noh auf seine Kinder vererben konnte. Dem entgegen mache man 
einmal in einem Zimmer, wo diese modernen Wollstoffe in Kleidern, 
Teppichen, Möbeln benüßt werden, seine Augen auf und betrachte 
Morgens den Staub, den die Magd im Zimmer zusammengekehrt hat: 
der ist so voll Kunstwollstaub, daß man leicht berechnen kann, wie lang 
es dauert, bis die ganze Kunstwollherrlichkeit auf der Miste liegt. 
Also noch einmal: Wer an seinen Kleidern sparen will, fällt un- 
erbittlih dem Fälscher in die Hände und bezahlt die kleine Ersparniß 
mit dem Verlust seines besten Kapitals, seiner Gesundheit. 
Ob fich einstmals die Behörden und VolkSvertretungen zu ener- 
gischen Schritten gegen die Fälschung auch auf dem Bekleidungsgebiete 
aufraffen werden, so wie es jezt gegen die Fälscher der Nahrungsmittel 
geschieht, ist für die heutige Sachlage gleichgültig. I< betrachte es 
als meine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Artikel meiner Geschäfts- 
leute sich auf der höchsten Höhe der Qualität erhalten, und bitte 
meine Anhänger in ihrem eigenen Interesse, 4) ja nicht nach der Billig- 
feit zu kaufen, 2) stet3 und vor allem darauf zu sehen, ob die offerirte 
Waare den mit meinem Namen versehenen Stempel trägt. Die Kon- 
furrenz macht die verzweifeltsten Anstrengungen, und in den Läden der 
Konkurrenten unserer Wiederverkäufer wimmelt es von imitirten Normal- 
hemden, aber nicht etwa blos wollenen, sondern halb- ja sogar ganz 
baumwollenen. Wie es bei diesen imitirten Normalhemden vollends 
mit der Farbe aussieht, das wird sich der geneigte Leser vormalen 
sönnen. 4449 die Augen auf, wenn man nicht getäuscht 
ein will! 
Cin Indifferenter. 
Bis heute sind mir drei Mittheilungen von solchen eingegangen, 
auf welche der Kleiderwechsel keinen Eindru> gemacht hat. J< werde 
sie der Reihe nach veröffentlichen. Die erste lautet folgendermaßen :
	        

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