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Gesicht, in der Wollkleidung vertheilt es sich gleichmäßig, deshalb fällt
die Gesichtsröthe weg. Jäger.)
I< sagte mir: am Ende liegt der Mißerfolg daran, daß ich
tagtäglich gezwungen bin, in schlechter Bureauluft zu leben =- ja
dann müßte doch aber die Wolle erst recht dagegen reagiren? Kurz-
um dieses Ausbleiben der Krisis und der Umstand, daß ich mich in
keiner Tracht unbehaglich fühle, machen mich stutzig: trozdem habe ich
beschlossen, ein eifriger Anhänger und Verbreiter Ihrer Lehre zu bleiben.
Zn Mainz mußte ich einmal einer Hochzeit wegen ein leinenes
Hemd anziehen. J<h fürchtete unwohl zu werden, stete mir ein
Fläsc<<hen Ozogen ein -- nichts geschah, und dennoch war es eisig
kalt in der Kirche, und Verschiedene holten sich einen Schnupfen.
Cins dagegen fiel mir auf = nämlich, daß ich im Bureau
fast jeden Morgen 2mal niesen muß, was übrigens andere Kollegen auch
mußten. Dies mag wohl an der schlechten Luft liegen, indeß der-
gleichen kann man ja in seinem Berufe nicht ändern!
Freilich die Ozogen-Lampe! Sie ist vorzüglih und mußte ich
s<on zwei nachbestellen. Sie besserte in dem großen Buregulokale
jhnell die Luft, aber ich kann sie doch nicht immer anste>en, weil ich
nicht weiß, ob es höheren Beamten gefällt. (I< glaube, daß diese
froh daran sind und die Lampe das beste Mittel, die Opposition zu
brechen. Jäger.)
Wollene Taschentücher wandte ich längere Zeit an, indeß haben
sie das Niesen nicht verhindern können. =-
I< weiß, geehrter Herr Professor, meine Ausführungen können
Ihnen enig nüßen, indeß Sie sagten irgendwo einmal, man solle
Ihnen auch Mittheilung machen, wenn einmal irgend Etwas sich an-
ders gestaltete, als es die Erfahrung der Anderen lehrte und deshalb
glaubte ih, Ihnen meine Beobachtungen nicht verschweigen zu dürfen.
Bei meiner isolirten Stellung in der Bekleidungsfrage dienen
die gemachten Erfahrungen nicht gerade zur Propaganda, welche ich
do<h machen will.
Denn Ihre Scriften gab ich weit umher zu lesen =- nun
beobachtete Alles und es traf nichts ein von dem Erwarteten.
I< darf mir wohl dazu gratuliren? Denn wenn in meinem
Körper irgend etwas Schlimmes stecken würde, müßte e8 doch die
Wolle vom Februar bis jezt herau8gebracht haben? |
Zum Schluß noh eine Bitte, durch die Sie mich und gewiß
viele Jhrer Leser zu großem Danke verpflichten würden.
Grundsäßlich mied ich das viele Baden, obwohl ich recht gern
schwimme, denn in den öffentlichen Bädern kann ich eben nicht „zut
in den Wollkleidern schwimmen. Die wenige Male, wo ich badete,
309g ich das Hemd naß an. I< blieb zwar lange „feucht“ -- die
Schlüssel in der Tasche rosteten, aber ich schwitzte nicht, während An-
dere es vor Hiße kaum aushalten konnten. J<h mag des Guten zu
viel gethan haben, erkältet habe ih mich jedoch nicht.