Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1883, Bd. 2, H. 1/15)

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Gesicht, in der Wollkleidung vertheilt es sich gleichmäßig, deshalb fällt 
die Gesichtsröthe weg. Jäger.) 
I< sagte mir: am Ende liegt der Mißerfolg daran, daß ich 
tagtäglich gezwungen bin, in schlechter Bureauluft zu leben =- ja 
dann müßte doch aber die Wolle erst recht dagegen reagiren? Kurz- 
um dieses Ausbleiben der Krisis und der Umstand, daß ich mich in 
keiner Tracht unbehaglich fühle, machen mich stutzig: trozdem habe ich 
beschlossen, ein eifriger Anhänger und Verbreiter Ihrer Lehre zu bleiben. 
Zn Mainz mußte ich einmal einer Hochzeit wegen ein leinenes 
Hemd anziehen. J<h fürchtete unwohl zu werden, stete mir ein 
Fläsc<<hen Ozogen ein -- nichts geschah, und dennoch war es eisig 
kalt in der Kirche, und Verschiedene holten sich einen Schnupfen. 
Cins dagegen fiel mir auf = nämlich, daß ich im Bureau 
fast jeden Morgen 2mal niesen muß, was übrigens andere Kollegen auch 
mußten. Dies mag wohl an der schlechten Luft liegen, indeß der- 
gleichen kann man ja in seinem Berufe nicht ändern! 
Freilich die Ozogen-Lampe! Sie ist vorzüglih und mußte ich 
s<on zwei nachbestellen. Sie besserte in dem großen Buregulokale 
jhnell die Luft, aber ich kann sie doch nicht immer anste>en, weil ich 
nicht weiß, ob es höheren Beamten gefällt. (I< glaube, daß diese 
froh daran sind und die Lampe das beste Mittel, die Opposition zu 
brechen. Jäger.) 
Wollene Taschentücher wandte ich längere Zeit an, indeß haben 
sie das Niesen nicht verhindern können. =- 
I< weiß, geehrter Herr Professor, meine Ausführungen können 
Ihnen enig nüßen, indeß Sie sagten irgendwo einmal, man solle 
Ihnen auch Mittheilung machen, wenn einmal irgend Etwas sich an- 
ders gestaltete, als es die Erfahrung der Anderen lehrte und deshalb 
glaubte ih, Ihnen meine Beobachtungen nicht verschweigen zu dürfen. 
Bei meiner isolirten Stellung in der Bekleidungsfrage dienen 
die gemachten Erfahrungen nicht gerade zur Propaganda, welche ich 
do<h machen will. 
Denn Ihre Scriften gab ich weit umher zu lesen =- nun 
beobachtete Alles und es traf nichts ein von dem Erwarteten. 
I< darf mir wohl dazu gratuliren? Denn wenn in meinem 
Körper irgend etwas Schlimmes stecken würde, müßte e8 doch die 
Wolle vom Februar bis jezt herau8gebracht haben? | 
Zum Schluß noh eine Bitte, durch die Sie mich und gewiß 
viele Jhrer Leser zu großem Danke verpflichten würden. 
Grundsäßlich mied ich das viele Baden, obwohl ich recht gern 
schwimme, denn in den öffentlichen Bädern kann ich eben nicht „zut 
in den Wollkleidern schwimmen. Die wenige Male, wo ich badete, 
309g ich das Hemd naß an. I< blieb zwar lange „feucht“ -- die 
Schlüssel in der Tasche rosteten, aber ich schwitzte nicht, während An- 
dere es vor Hiße kaum aushalten konnten. J<h mag des Guten zu 
viel gethan haben, erkältet habe ih mich jedoch nicht.
	        

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