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Speisen wohl bekommen lassen. Was jedoch unseren persönlichen Ges<ma> be-
trifft, so fassen wir unser Urtheil über die neue Erfindung no<hmals mit aller
Höflichkeit in zwei Worte zusammen: Pfui Teufel!
Einen zweiten Beleg für meine Behauptung liefert die Frank-
furter Zeitung im Abendblatt vom 28 Mai.
Anfang und Scluß derselben lauten folgendermaßen:
=- [Vom „Haarduft-Jäger“.] Herr Prof. Jäger, unbeirrt durch die
beleidigende Fröhlichkeit, die seinen Mittheilungen über den „Haarduft“ allenthalben
folgt, berichtet soeben über neue Experimente, die er mit der „Haararznei in
homöopathischer Verdünnung“ gemacht har. Wiewohl Herr Jäger längst dahin
gelangt ist, eher in ein Witzblatt zu passen, so sind wir doch, um unsere früheren
Referate zu vervollständigen, genöthigt, auch von dieser neuesten Kundgebung
Notiz zu nehmen.
Wir haben diesem „Berichte“ , bemerkt dazu die Wiener „Presse“ , nichts
hinzuzufügen als den Wunsch, daß Herr Professor Jäger bald seinen Oberländer
oder Wilhelm Busch fände, die ihn und seine Entdefungen nach Verdienst illu-
strirten. Der Umstand, daß die „Haarpillen“ auch gegen den Katzenjammer an-
gewendet werden, berechtigt zu folgenden Versen a 1a Klapphorn:
Zwei Zecher hielten plötzlich stille,
Der eine half sich mit der „Pille“,
Der zweite mußte an die Luft,
Ihm widerstand der „Menschenduft“.
Man sollte denken, die Geschichte BiS mar>s sei doch noh jung
genug um zu wissen, daß die Witblätter ebensowenig im Stand sind,
eine gute Sache todtzumachen, als die Wißbolde in den Feuilletons
der Tagesblätter. |
Vollend3 toll ist die Vorstellung, die homöopathis<e Verdünnung
von Haarduft in einer Pille stinke ärger als ein Berauschter in seiner
ganzen allopathischen Größe. |
Wie in dem galanten Wien eine Zeitung es wagt über den
Duft der Frauenhaare „Pfui Teufel“ zu rufen, ohne daß ihr die
Wiener Schönen die Augen auskraßen, das begreife wer kann.
Wahrlich, die Welt ist ein Narrenhaus!
In Stuttgart ist der Hexensabath, der über die Sache loSbrah,
durc< eine That des Demokratenblattes „Beobachter“ etwas zu meinen
Gunsten gemildert worden, denn in Schwaben gilt der für einen Ehren-
mann, dem dieses Blatt Koth nachwirft.
Ferner habe ich die Wahrheit folgenden Dichtersprüchleins, das
ich früher offen gestanden =- nicht recht begriff, begreifen lernen
„Höre was der Volksmund spricht:
Wer die Wahrheit hat, der muß
Schon die Hand am Zügel haben,
Wer die Wahrheit denkt, der muß
Schon den Fuß im Bügel haben,
Wer die Wahrheit spricht, der muß
Statt der Arme Flügel haben.
Dennoch sagt Mirza Schaffy:
Wer da lügt, muß Prügel haben.“