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tattfindet. Hier will ih kurz sagen, wie ih mir als Direktor des
Wiener Thiergartens einer Bande von etwa 40 Affen verschiedener
Spezies gegenüber geholfen habe. Auf einem großen Tragbrette wurde
gleichzeitig, aber jedes gesondert, servirt: gekochte Kartoffeln, ge-
dünsteter Reis, gesottene gelbe Rüben, gedünstete Zwiebeln, frisches
Obst verschiedenerlei Sorte, Brod, rohes Fleisch, gekochtes Fleisch, Cier
roh und gekocht 2c. und nun den Affen freie Wahl gelassen, womit sie
sich bedienen wollten. Zum Trinken wurde Milc<h, Fleis<brühe und
Wasser servirt. Diesem Verfahren verdankte ich einen ungewöhnlich
guten Gesundheit5zustand bei diesen Thieren. Was die Mühe der
Herstellung betraf, so weiß ich, daß mein Küchenmeister in längstens
einer Stunde mit der ganzen Geschichte fertig war. --
Unsere deutsche bürgerliche Küche leidet an dem Uebelstand, daß
man Speisen fertigt, deren Zubereitung zu lange Zeit in Anspruch
nimmt, wes8halb man nur wenige Speisen auf den Tisch bringen kann.
Würde man statt dessen eine einfachere Zubereitung wählen, so
könnte man eine größere Auswahl für die verschiedenen Geschma>s-
richtungen herstellen; und der zweite Fehler liegt darin, daß man auf
den Tisch fast nur Speisen bringt, die eine vorherige Zubereitung
erforderten, und an solche nicht denkt, die wie Brod, Obst, Butter,
Käse 2c. keine Zubereitung, oder wenigstens keine tägliche erfordern.
An Umständlichfeit der Zubereitung laboriren inSbesondere unsere Ge-
müse; begnügt man sich dieselben in Salzwasser weich zu sieden,
und einfach mit frischer Butter zu serviren, so sind sie mindestens
ebenso schmackhaft, wie bei der üblichen Zubereitung, und viel rascher
hergestellt. Aehnliches gilt vom Fleis<. Wie rasch ist ein Beef-
steak, ein Schnitzel, ein Cotelette, ein Goulasch fertig gestellt, im
Gegensaß zu der langweiligen Prozedur des Fertigsiedens und der
Fertigbratunz großer Fleischstücke.
Ich: habe genügend Kenntniß von der Kochkunst, um zu behaupten,
daß mit nicht mehr Arbeit und Aufwand als dem bisherigen in jeder
bürgerlihen Haushaltung die Mittagstafel so beseßt werden kann,
daß Mann, Weib und Kind nach ihrem Geschmac> sich satt essen
können, denn wenn alle Strike reißen, so ist ein Apfel und ein
Stü Brod, oder ein Butterbrod genügend für ein Kind, wenn es
allenfall38 einmal unter den gefochten Speisen Nichts ihm Zusagen-
des findet.
Eines allerdings soll geübt werden: so wenig man Jemand
zwingen soll, seinen Hunger mit etwas ihm Widerstrebenden zu stillen,
so nothwendig ist es, bei den Kindern immer wieder Gewöhnungs-
versuche mit Speisen zu machen, an die sie nicht hin wollen. Aber
hiezu darf und braucht niht mehr als ein Mundvoll verwendet zu
werden. =
- . Nin Zur lebten," zur praktischen Fräge: wie und wodurch kann
iman die Leute dazu bringen, daß sie diese einfachen Regeln, die die