Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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Menschheit im Ganzen vergessen hat, wieder lernen, stets vor Augen 
halten und befolgen ? 
Ich weiß keinen besseren Weg, als man schreibt sie ihnen 
auf das tägliche Eßgeschirr, und deshalb habe ich das Por- 
zellanmalereiges<häft von Johannes Romminger, Stuttgart 
Königsstraße 35, veranlaßt, zunächst Teller herzustellen, welche auf 
dem Rand folgende kurze Speiseregeln tragen : 
Grst riechen, dann essen, 
Iß nichts, was dir schlecht riecht, 
Hör auf, wenn dir's am besten schmeckt, 
Bwing Uiemand zum essen. 
- JI empfehle meinen Lesern, in5besondere den HauSvätern und 
Hausfrauen, sich wenigstens einige solcher Teller, die aber regelmäßig 
auf den Tisch kommen müssen, anzuschaffen. Sie werden den Segen 
davon bald an- sich und den Ihren erfahren. 
JInsbesondere fordere ich unsere Filialen auf, sich diesen Artikel 
für ihre Kunden beizulegen. (Siehe Annonce.) Jäger. 
Gesc<le<tsleben in der Wosle. 
Zu einer ausführlichen Behandlung dieses Gegenstandes in eigener 
Beilage sind die Mittheilungen leider noch viel zu spärlich; doh muß und 
kann ich in Folgendem einige kurze Angaben, resp. Andeutungen geben? 
die erste gibt uns schon unser Sprachgebrauch, der die Worte geil und 
verweichliht , Weichling und Wüstling zusammenkoppelt. Die abhärtende 
Wollkleidung hat deshalb folgende nicht blos physisch, sondern auch moralisch 
günstige Wirkung 
a) für die Jugend: der Trieb tritt erheblich später auf und er- 
reicht nie die Unwiderstehlichfeit, welche die Quelle der geheimen Laster bildet, 
und das Wollregime hat schon eine Reihe junger Leute den Armen dieses 
Caster3 entrissen, dem sie in der alten Kleidung nicht widerstehen konnten. 
Wenn Hufeland, in dem was er über die Wollkleidung sagt, die Jugend 
vor Annahme derselben -- den Grund nur zwischen den Zeilen lesen lassend 
-- warnt, so bezieht sich das wieder nur auf das von mir sogenannte 
falsche halbe Wollregime (unten Wolle, oben gemischte Kleidung) und ver- 
weise ich auf das, was ich über die verweichlichende, also auch vergeilende 
Wirkung dieser Bekleidungsweise schon wiederholt gesagt habe. 
b) für die Verheiratheten. Hier ist die Sache etwas komplizirter. 
Znnächst gilt Folgendes: ich habe das Wollregime Normalkleidung genannt, 
weil es die normale LeibeSverfassung wieder herstellt. Nun gibt es in 
unserer Sache zweierlei Abweichungen von der Normalität: das zu viel 
und das zu wenig, und meine Erfahrungen zeigen, daß beide Abweichungen 
forrigirt werden, namentlich sicher die erstere; die letztere nur unter zwei 
Bedingungen, einmal bei Kranken, wenn der Wolle die Heilung der Krank= 
heit gelingt, wobei aber spezielle Geschlechtöleiden sich als ziemlich hartnäckig 
erweisen; dann unter der Bedingung, daß sich der Wollene auch dem Farb- 
stoffregime unterwirft. Gerade so wie die schwarze Kleidersarbe (blauholz- 
schwarz) die Energie des Muskel- und Nervensystems lähmt, kurz die 
Aeußerungen des Thätigkeitstriebes herabseßt, so thut sie es auch bei diesem
	        
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