Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

IX 16396 
„BiöSher schien alle Welt darüber einig zu sein, daß W. Harvey, 
geb. 1578, + 1658 -- englischer Arzt, der Entde>er des Blutumlauses 
sei. Diesen Jrrthum berichtigt eine von H. Tollin verfaßte Schrift: Ent- 
dedung des Blutkreislaufes von Michael Servet 1511-1553." M. Servet 
starb auf dem Scheiterhaufen durc< Calvin, war gegen die Dreieinigkeits5- 
lehre, gehörte aber dem ärztlichen Stande an. Der Jtaliener Cäsalpin 
stüßte sich im Geheimen auf Servet, ohne es einzugestehen. Fabricio de 
Acquapendente, Professor in Padua 1574 entde>te die Venenklappen. Ob- 
gleich Cäsalpin den doppelten Umlauf beschrieb, konnte er ihn doch nicht 
verstehen ohne die Kenntniß der Venenklappen und ließ darum das Blut 
noch theilweise durch die mittlere Herzwand dringen. - Nun erst kam Harvey, 
faßte alles zusammen und galt von da ab als Entdecker des Blutkreislaufes.“ 
Das ist immer die alte Geschichte: manchmal gelingt sie und manch- 
mal nicht. Mißlungen ist sie z. B. Hrn. Prof. Dr. Helmholz, welcher einen 
Versuch machte, sich der Entde>ung meines Land5manns, des berühmten 
br. Rob. Mayer von Heilbronn zu bemächtigen. Daß auch mit meinen 
Entdeckungen jeht Freibeuterei getrieben wird, ersehe ich aus Nr. 11 der 
„Bopulären Zeitschrift für Homöopathie.“ 
In einem Aufsaß über die „Ursachen der Dyskrasie“ schreibt die 
Redaktion: 
„Im großen und Ganzen ist dieses Gebiet der pathologischen Forschung 
no< heute ein ziemlich dunkles? man muß sich eben mit Hypothesen be- 
gnügen und leider auch die Thatsache hinnehmen, daß gegen solche Zustände 
meist nicht viel auszurichten ist. Jeder neue Lichtstrahl, welcher in dieses 
dunkle Gebiet fällt, ist deshalb mit Dank aufzunehmen, besonders wenn 
er geeignet ist, auch die Therapie zu beeinflussen.“ 
Als einen solchen Lichtstrahl betrachten wir die von den Professoren 
Dr. Kußmaul und Senator auf Grund experimenteller Unterlagen 
neuerdings aufgestellte Ansicht, daß das, was man bisher „Kachexie“ oder 
„Dyskrasie“ nannte, in sehr vielen Fällen eine Art von Selbstanste>ung 
sei und zwar durch Aufsaugung krankhafter oder übermäßig reichlicher 
Umsaßprodukte im lebenden Körper, also eine direkte <ronische Vergiftung 
durch diese. Kußmaul wies dies bei der Zuckerharnruhr nach und 
Senator zeigt im 7. Heft der „Zeitschrift für Klinische Medizin“ daß 
die sogenannte Hypochondrie aus gastrischen Ursachen eine Folge von Selbst- 
infektion entweder durch Aufsaugung von Schwefelwasserstoff oder von 
giftigen Fäulnißprodukten der normalen GCiweisverdauung sei.“ 
Meine Leser wissen natürlich genau, daß das meine längst proklamirte 
Lehre vom Selbstgift ist. Glücklicherweise kennt aber der Verfasser des 
Artikels meine Lehre und schließt deöhalb seinen Artikel mit folgendem Passus: 
„Eigenthümlich berührt es uns nur, wenn wir derartige Mittheil- 
ungen in medizin. Blättern lesen, daß deren Urheber stolz. und hochmüthig 
an ihrem Kollegen, dem Professor Dr. G. Jäger in Stuttgart vorüber- 
gehen. Sie nennen ihn nicht; sie kennen ihn nicht. Und doch ist Jäger 
speziell auf diesem Gebiet allen anderen längst voraus; er hat gewisse 
Fragen, über die man sich jeht erst den Kopf zu zerbrechen anfängt, längst 
elo. Sein 'Buch von der „Entdekung der Seele“ enthält die werth- 
vollsten Aufschlüsse in dieser Hinsicht. | 
-- Blut als Antipathiemittel. Ein Beweis, .daß die. Volkspraxis, 
wenn sie auch den Zusammenhang nicht kennt, nie aufgehört hat, das Blut
	        
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