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Das Woslbett.
Mittheilung des Herrn Dr. med. Grubenmann in St. Gallen an die
„Homöopathischen Monatsblätter“.
„Auf Ihren Wunsc< empfangen Sie hiemit, geehrter Herr Zöppriß,
für die „Homöop. Monatsblätter“ die Notizen meiner Beobachtungen und
Erfahrungen über da3 Wollregime, insbesondere über das Woll-Bett,
von denen ich Jhnen bei unserem Beisammensein bei dem Congreß in Bern
gesprochen habe. ..
Gegenüber der Mittheilung des Herrn Prof. Jäger in einer der
lezten Nummern seine3 Monatsblattes, daß das Wollregime bei einzelnen
Krankheitszuständen, z. B. Leberleiden, niht am Plaße sei, möchte ich die
Ansicht äußern und ausführen, daß die Woll-Kleidung wohl auch von
derartigen fkränklichen Individuen vertragen wird, sofern sie vom Woll-
Bett abstrahiren, und daß man diesen Patienten eine Wohlthat erweisen
kann, wenn man sie auf diesen Umstand aufmerksam macht.
Hiezu haben mich die Erfahrungen dieses Sommers geführt: Erstlich
hatte mein vierzehnjähriger, seit ca. zwei Jahren in der Wolle befindlicher
Sohn, im April und Mai einen äußerst sc<weren acuten Gelenkrheuma-
tiszmus (Gliederweh) mit Peri- und Endocarditis durchzumachen, wovon
er zwar vollständig, ohne zurückbleibenden Herzfehler oder sonstige Nach-
wehen genas, aber nach meimem Dafürhalten ohne Wollbett, troß der in
hiesiger Gegend seit nahezu 2 Jahren herrschenden Epidemie dieser acuten
Rheumarthritis und troß der vorausgegangenen Verkältung =- er beschäftigte
sih bei noh ganz winterlihem Wetter während einiger Stunden mit
Herausnahme von Fischen aus einem Brunnentrog -- nicht davon ergriffen
worden wäre, weil er sein ganzes Leben nicht nur nie krank, sondern
ferngesund, sehr kräftig und gut aussehend war, und sich derartigen Schäd-
lichkeiten in früheren Jahren schon dußende Male ohne Nachtheil aus-
gesebt hatte, und weil er schon vorher im Laufe des Winters anfing
schlechter auszusehen und gemüthlich reizbarer und angegriffener zu werden,
was früher bei ihm nie beobachtet werden konnte. Jm Juli, nachdem er
mehrere Wochen die Schule wieder besucht hatte, wurde ex von einem Re-
cidiv in mehreren Gelenken befallen, was in ca. 8 Tagen beseitigt war,
indem ich zugleich schleunigst das Wollbett entfernte. Er erholte sich, wie
man zum Vergleich mit der Zeit nach der ersten Attaque sehen konnte, mit
Beibehaltung des leinenen Bettes nicht nur viel rascher, fondern gründ-
licher, indem er bald darauf, was er den ganzen Sommer nicht mehr
konnte, das Turnen und Exerziren wieder aufzunehmen im Stande war.
Er ist munter und gesund, und in der wollenen Kleidung geblieben.
Bemerkenswerth ist, wie unser großer Neufoundländer Hund, der ihm von
jeher sehr anhänglich war, während der Krankheit nur ungern an sein Bett
zu bringen war, und aufgefordert, nur mit Zittern, mit hängendem Schweife
und vorgestre>tem, lang gemachten Halse und Kopfe und zurücgelegten
Ohren seine Pfoten auf das Bett legte, wogegen er bei zunehmender Besser-
ung des Patienten zurükgehalten werden mußte, damit er nicht ganz auf
das Bett sprang. Man sieht, der Hund fand es mit der Nase heraus,
wann die Krankheit weg war.
Das Heilmittel, das sich bei meinem Sohn brillant bewährt hatte,
war Spigelia Cs, hauptsächlich mit Rücksicht auf den großen, lebensgefähr-