Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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lihen Erguß im Herzbeutel und die entzündliche Affection im Endokardium 
(innere Fläche des Herzens) gewählt, Natr. salicy1. that nichts, überhaupt 
war es in den (in den leßten 2 Jahren) von mir behandelten Fällen nur 
zwei Mal das specifische Mittel; da half es in 2-- 10. Decimalverdünnung 
prompt und waren beide Patienten in 18 Tagen nicht nur geheilt, sondern 
ausgehfähig. Wird Xatr. salicy). fortgeseßt angewendet, troßdem, daß es 
nicht das similes ist, und wird, wie es die Allopathen in ihrer Jgnoranz 
in Sachen der Arzneistoff - Wirkung thun, mit steigenden Gaben auf den 
Organismu3 losgestürmt, so schadet es entschieden und nachhaltig, wie mix 
solche Unglüdliche, die über ein Jahr Salicy1 schlucken mußten, mit ihren 
eingewurzelten , beinahe nicht mehr wegzubringenden <ronischen Rheuma- 
tiSmen und ihren Herzleiden mehr als einmal den Beweis lieferten. 
Da3 Woll - Bett hatte ferner auf meine 10*/. jährige Tochter, welche 
auch seit circa 2 Jahren wollene ist, keinen günstigen Einfluß. Ziemlich 
bald zeigte sich bei ihr schlechteres Aussehen, ein nervö3 zitteriges , auf- 
geregtes Wesen, und was früher nie der Fall war, immer etwas Weiß- 
fluß mit Wundheit, so daß man mit lauen Waschungen stet8 zu wehren 
hatte; zudem wurde sie vom Herbst 1882 bi3 Frühjahr 1883 vier Mal 
(zwei Mal leicht catarrhalischer und zwei Mal ziemlich schwerer) von Diph- 
theritis befallen, nota bene unter den besten hygienischen Verhältnissen, 
im eigenen trokenen, geräumigen, freistehenden Hause, in schönster Lage 
und bei genauer Befolgung der Vorschrift des Schlafens bei offenem 
Fenster im Winter und Sommer; denn daran werde ich für mich und 
meine ganze Familie unentweat und mit vollendeter Ueberzeugung fest- 
halten. Seit einigen Monaten ist das Wollbett auch bei ihr entfernt; 
jener äßende Fluß verschwunden und das Aussehen bedeutend frischer. 
Die andere etwas ältere Tochter, sowie meine Frau sind gar nicht 
in der Wolle und beide immer gesund gewesen, außer daß erstere vor drei 
Jahren ziemlich schwer an Diphtheritis krank war. 
Ueber meine Person selber nun habe ich zu berichten, daß ich volle 
drei Jahre in der Wolle bin, sowohl was Kleidung als Bett betrifft, und 
daß diese mich anfänglich (im ersten Jahre) bedeutend angriff, durc< Ohren- 
sausen im linken Ohre, durch Störung des Schlafes und auch der Ver- 
dauung, in letzterer durch massenhaftes leeres Aufstoßen von geruchloser 
Luft und fadem Mundgeschma> sich äußernd. Die lästigste und unbehag- 
lichste Wirkung war aber der Monate lang arg gekürzte Schlaf, oft bis 
zur Schlaflosigkeit auSartend, und obschon ich mich nach und nach, wie ich 
jeiner Zeit Herrn Prof. Jäger geschrieben habe, an das Wollbett gewöhnte, 
so daß der Schlaf viel besser wurde, besonders bei längerem Gebrauch 
der gleichen De>e und Schlafsäce (der eintretenden Berwitterung), so wurde 
ex doch nie so gut und normal wie früher, und mußte mich der pedantisch 
sorgfältigsten Lebensweise befleißen, um nicht wieder merkliche Störungen 
zu erleiden. So hatte ich, wenn ich entweder nur 7 Deciliter Bier oder 
1/, Liter Wein am Abend nach dem Nachtessen genoß, eine schlechte Nacht 
in Aussicht und am folgenden Tage einen regelrechten Kaßenjammer zu 
gewärtigen, zugleich mit gesteigertem, linksseitigem, nervösem Ohrensausen. 
Kam ich Vormittags bei meinen Krankenbesuchen in ein Schlafzimmer mit 
dem Duft des gewöhnlichen Weißwäsche-Bettes, welches noch offen dalag; 
weil noch nicht lange verlassen, oder in welchem no< Jemand lag, so 
überkam mich jedesmal nebst intensiver Schläfrigkeit mit Gähnen,
	        

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