Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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leitung (etwa in München oder Berlin), die sich an einen großen Central- 
verein anschließt, in derselben einen Ausschuß für das Kleiderwesen, der 
nach ästhetischen Prinzipien neue Moden ausstellt, Rath ertheilt 2c. eine 
Zeitschrift redigirt 2c; daran reihen sich Zweigvereine in den andern Städten. 
Alle haben den Zwe>k, den Sinn für die Polychromie zu weken und ihre 
Geschichte, Bedeutung und Zukunft in Vorträgen, Debatten 2c. zu behan- 
deln, auch speziell für Durchführung der Polyhromie in ver Kleidung zu 
kämpfen. 
Dieser Verein könnte leicht, wenn er geschit geleitet würde, einen 
großen Einfluß in und außerhalb Deutschlands gewinnen. Jh habe in 
Berlin schon Einige für den Gedanken gewonnen und glaube, daß er über- 
haupt sich realisiren ließe, wenn Sie sich der Sache annehmen wollten, 
I< bin in den Kreisen, die für diesen Zwe> hauptsächlich in Betracht 
kämen, zu unbekannt; aber Sie könnten leicht in Verbindung mit ein paar 
bekannten Namen durch einen Aufruf die Sache ins Werk sezen. Was 
ich durch Wort und That für die gute Sache thun kann, will ich gerne thun. 
Was nun die Zukunftstracht selber angeht, so will ich kurz meine 
Vorschläge andeuten. Zunächst muß ich mich mit Entschiedenheit gegen den 
von «„„zynen eingeführten Schlips wenden. Er paßt nicht ins System, 
Dieser lang herunterfallende Schlips steht doch nur für ein Halstuch und 
dieses hat natürlich nur Zwe, wenn man den Hals frei trägt. Hat man 
aber einen geschlossenen Kragen, so muß der Schlips als unberechtigt weg- 
fallen. J<h erseße denselben durch einen zweifarbigen Kragen, der bei 
Gala über den anderen Kragen geknöpft wird. Diesem Kragen entsprechen 
eben solche Aufschläge, die an die Aermelknöpfe angeknöpft werden. Ferner 
kann man an den unteren Saum des Rocke3s einen entsprechenden farbigen 
Streifen befestigen; man kann ihn in die Seitenknöpfe einknöpfen, dazu 
hinten noh 2 Knöpfe annähen und vorne leicht durch eime Mechanik fest- 
halten. Der Gürtel ist natürlich entsprechend im denselben Farben, eben- 
so der Träger des Mantels. Auch könnte man bei der Balltrac<ht an den 
weißen Strumpfhosen entsprechende Kniebänder tragen. Als Kopfbedeckung 
dient ein Barett oder eine Müße, etwa wie sie die Würtemberger bis zum 
Jahr 1870 trugen, an die man unten ebenfalls das entsprechende Band 
anknöpfen kann. Dieses dreifarbige System, das ich das „Farbregime“ 
nennen könnte, läßt etwa 1000 verschiedene Anzüge zu, jeder geschmackvoll 
und praktisch. Denn man braucht auf diese Weye nur einen einzigen 
Anzug zu haben und knöpft, wenn man einen Besuch macht 2c. passende 
Aufschläge ein. So 3. B. möchte ich als Jenenser Clubtracht vorschlagen 
einen marineblauen Anzug; die Aufschläge himmelblau mit hellrothem 
Ornament ; ebenso könnte man sich aber auch denken etwa: weiß mit gelbem 
Muster („Wagnertracht“) oder weiß mit grünen Eichenblättern u. s. w. 
Ein Vorzug würde es vielleicht sein, wenn man den Ro> wie das Hemd 
vorn ganz zu trüge und auf der Schulter knöpfte, wie das russische Militär. 
Schöner wäre es jedenfalls. Könnte man nicht die Aermel so einrichten, 
daß sie mittelst Gummielasticum unten enger und weiter gemacht werden 
könnten ? Man trüge dann für gewöhnlich den Aermel eng mit wollenem 
Stulphandschuh darüber ; in Gala weiter, mit inwendig eingeknöpften 
Mandhettenstreifen, wie der Kragen. Ebenso könnte man möglicherweise 
die Hosen enger und weiter machen und wäre auf diese Weise diese 
schwierige Frage gelöst;
	        
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