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leitung (etwa in München oder Berlin), die sich an einen großen Central-
verein anschließt, in derselben einen Ausschuß für das Kleiderwesen, der
nach ästhetischen Prinzipien neue Moden ausstellt, Rath ertheilt 2c. eine
Zeitschrift redigirt 2c; daran reihen sich Zweigvereine in den andern Städten.
Alle haben den Zwe>k, den Sinn für die Polychromie zu weken und ihre
Geschichte, Bedeutung und Zukunft in Vorträgen, Debatten 2c. zu behan-
deln, auch speziell für Durchführung der Polyhromie in ver Kleidung zu
kämpfen.
Dieser Verein könnte leicht, wenn er geschit geleitet würde, einen
großen Einfluß in und außerhalb Deutschlands gewinnen. Jh habe in
Berlin schon Einige für den Gedanken gewonnen und glaube, daß er über-
haupt sich realisiren ließe, wenn Sie sich der Sache annehmen wollten,
I< bin in den Kreisen, die für diesen Zwe> hauptsächlich in Betracht
kämen, zu unbekannt; aber Sie könnten leicht in Verbindung mit ein paar
bekannten Namen durch einen Aufruf die Sache ins Werk sezen. Was
ich durch Wort und That für die gute Sache thun kann, will ich gerne thun.
Was nun die Zukunftstracht selber angeht, so will ich kurz meine
Vorschläge andeuten. Zunächst muß ich mich mit Entschiedenheit gegen den
von «„„zynen eingeführten Schlips wenden. Er paßt nicht ins System,
Dieser lang herunterfallende Schlips steht doch nur für ein Halstuch und
dieses hat natürlich nur Zwe, wenn man den Hals frei trägt. Hat man
aber einen geschlossenen Kragen, so muß der Schlips als unberechtigt weg-
fallen. J<h erseße denselben durch einen zweifarbigen Kragen, der bei
Gala über den anderen Kragen geknöpft wird. Diesem Kragen entsprechen
eben solche Aufschläge, die an die Aermelknöpfe angeknöpft werden. Ferner
kann man an den unteren Saum des Rocke3s einen entsprechenden farbigen
Streifen befestigen; man kann ihn in die Seitenknöpfe einknöpfen, dazu
hinten noh 2 Knöpfe annähen und vorne leicht durch eime Mechanik fest-
halten. Der Gürtel ist natürlich entsprechend im denselben Farben, eben-
so der Träger des Mantels. Auch könnte man bei der Balltrac<ht an den
weißen Strumpfhosen entsprechende Kniebänder tragen. Als Kopfbedeckung
dient ein Barett oder eine Müße, etwa wie sie die Würtemberger bis zum
Jahr 1870 trugen, an die man unten ebenfalls das entsprechende Band
anknöpfen kann. Dieses dreifarbige System, das ich das „Farbregime“
nennen könnte, läßt etwa 1000 verschiedene Anzüge zu, jeder geschmackvoll
und praktisch. Denn man braucht auf diese Weye nur einen einzigen
Anzug zu haben und knöpft, wenn man einen Besuch macht 2c. passende
Aufschläge ein. So 3. B. möchte ich als Jenenser Clubtracht vorschlagen
einen marineblauen Anzug; die Aufschläge himmelblau mit hellrothem
Ornament ; ebenso könnte man sich aber auch denken etwa: weiß mit gelbem
Muster („Wagnertracht“) oder weiß mit grünen Eichenblättern u. s. w.
Ein Vorzug würde es vielleicht sein, wenn man den Ro> wie das Hemd
vorn ganz zu trüge und auf der Schulter knöpfte, wie das russische Militär.
Schöner wäre es jedenfalls. Könnte man nicht die Aermel so einrichten,
daß sie mittelst Gummielasticum unten enger und weiter gemacht werden
könnten ? Man trüge dann für gewöhnlich den Aermel eng mit wollenem
Stulphandschuh darüber ; in Gala weiter, mit inwendig eingeknöpften
Mandhettenstreifen, wie der Kragen. Ebenso könnte man möglicherweise
die Hosen enger und weiter machen und wäre auf diese Weise diese
schwierige Frage gelöst;