Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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Zum Scluß möchte ich Sie auf ein, wie mir scheint, vorzügliches 
Propagandamittel aufmerksam machen, nämlich Herstellung eines Jägerianer- 
kalender5, worin Sie für Jägerianer und solche, die es werden wollen, 
alle Normalregeln 2c. populär zusammenstellen und wo auch eine Stelle 
ist für Darstellung der Nationaltracht. 
Jena, Leutrastraße 110. Dr. Grävell. 
Zu vorstehender Zuschrift möchte ich (Jäger) mir nur folgende 
Bemerkungen erlauben: 
Wie das vorgeschlagene Kostüm aussieht, kann man natürlich erst 
beurtheilen, wenn es in Natura vorliegt, aber ich befürc<hte, daß die Ab- 
knöpfbarkeit der Dekoration auf technische und mechanische Schwierigkeiten 
stoßen wird. Ueber den Shlips läßt sich diSputiren, allein fest steht, daß 
die monotone Brustfläche eine Unterbrechung so oder so erheischt. 
Den Namen „Nationaltracht“ möchte ich nicht mit vem Namen 
„Bolychromie“ vertauschen, weil leßterem das ideale Moment, ohne das 
jol<he Sachen nicht gehen / fehlt. Die Hauptschwierigkeiten liegen bei der 
Sache im ersten Anfang, und nach allem scheint mir dieser erste Anfang 
bereits überwunden zu sein; es haben doch jeht wenigstens einmal eine 
Anzahl Leute die Courage praktisch voranzugehen, das beweist die in der 
Julinumer enthaltene Mittheilung aus Hamburg und die nachstehende aus 
der Feder des Herrn E. E. H. Böhme, Vorstandes des Dresdner 
Jägerianerverein3: 
„Mit großer Freude theile ih Jhnen zunächst mit: Der Bann ist 
gebrohen! Die Beinbekleidungsreform hat auch in Dresden begonnen! 
Seit dem 1, Juli d. J. gehe ich muthig und dreist, ja mit einer guten 
Portion von Stolz unter die Hunderte von bedauernswerthen Gaffern 
hinein, mit enganliegenden Tricothosen bekleidet, den Kopf mit breitkrämpigem 
Hute bede>t, die Brust mit der goldbefranzten Kravatte geschmückt. Der 
kurzschößige Normalro> ist dunkelblau ; Hut naturbraun, Handschuhe desgl. 
Beinkleid kameelhaarnaturfarbig, Kravatte blau mit Goldfranze, Schuhe 
gleichfalls Kameelhaar mit ganz sc<malem Besatz und Patentklappverschluß. 
Am Dienstag, den 1. Juli, feierte gerade unser Herr Kriegsminister sein 
50 jähr. Offiziersjubiläum; sein Grundstü> mit weitläufigem Garten liegt 
an der Promenade; die zum Theil im Garten stattsindenden glänzenden 
Festlichkeiten, u. a. großes Konzert 2c. hätten bereits in den Nachmittag3- 
stunden Tausende von Menschen in diejen Theil der Promenaden geloct, 
die sich da lustwandelnd und mitgenießend ergingen. Das war nun gleich 
ein vortreffliches Terrain; in straffer Haltung, mit pathetis<em Schritte, 
mischte sich der Normalgekleidete unter die Spaziergänger, wobei sich die 
Gaffergesells<aft übrigens rec<ht feig benahm. Mir entgegenkommend ge- 
traute sich niemand mich ernstlich anzusehen, aber, wenn sie sich in Sicher- 
heit hinter mir dünkten, dann blieben sie gruppenweise stehen und zischelten 
und gestikulirten mir na<. Es gab freilich manche recht hämische, beißende 
Spottrede zu hören, aber den Wollenen störte es nicht. Äbends war 
kleiner Klubabend und Vorstandssizung im Jägerianerverein und siehe da, 
meine Vorstellung genügte, um 5 Herren unaufgefordert das Versprechen 
abzulo>en, daß sie mir ehebaldigst nachfolgen wollen. Am Mittwoch nahm 
ich Gelegenheit, mich an einem Stammtisch in „Saazer Hopfenblüte“ vor- 
zustellen, der von Mitgliedern des Königl. Hoftheaters lebhaft frequentiert 
wird. Soviele deren zugegen waren, fanden alle die Tracht kleidsam und
	        
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