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ein eigentliches Verlangen, in einem sol<en Bette schlafen
zu können.
Den wirklich experimentellen Beweis aber der erhißenden Wirk-
ung der Wollbetten auf mich brachten mir meine diesjährigen vierwöcent-
lichen Sommerferien in den Bergen Graubünden3s und Tirols. Jus Stand»-
quartier Kloster38 nahm ich meinen naturbraunen Sclafsa>, Kopfrolle
und Wollkissen mit und da war der Schlaf ungefähr wie zu Hause. Weil
ich nun aber oft bis zu zehn Tagen mit dem Tornister auf dem Rücken
auf Hochgebirgstouren abwesend war, so mußte das Nachtquartier theils
in Club- oder Schußhütten mit Pritschen von Heu und Wollteppichen,
theils auc< in Bergdörfern in gewöhnlichen Weißwäsche-Betten genommen
werden und da machte ich die interessante Erfahrung, =- und meinen je-
weiligen Begleitern ging es mehr oder weniger auch so =- daß ich in den
mir fremden (nicht verwitterten) Teppichen der Schutzhütten trotz zwölf-
stündigen Märschen fast nicht 53, dagegen in den Betten der Bergdörfer
mit Leintuch, Stepp- oder Flaumdecke auffallend gut schlief, und einmal
passirte es mir nach einem wirklichen Parforce - Marsch, daß ich auf der
Pritsche der Hütte, wo ich zum Schuße gegen die Kälte (was ich sonst nie
zu thun pflegte) no< eine Wollmütße über die Ohren zog, keine Mi-
nute Schlaf fand. J< schrieb dies damals jedoch anderen Ursachen zu,
bis ich zwei Tage nachher in einer andern Clubhütte mit der Müße auf
dem Kopfe das gleiche Nesultat erreichte, und dann nach Wegwerfen der-
selben eines leichten Schlafes theilhaftig wurde.
Obschon ich nun im Schlaf meistens zu kurz kam, so konnte ich es
dagegen im Bergsteigen in meiner Wollkleidung mit Jedem aufnehmen,
sowohl an Ausdauer für lange Tagesmärsche von 14 Stunden z. B., wie
es wirklich vorkam, als für steile, schwierige Kletterparthien auf 13,000“,
und hieß es immer, ich müsse fast nicht athmen. Zudem schwitte ich im
Vergleich mit den Andern beinahe gar nicht, welchen Vorzuges ich mich
voriges Jahr noch nicht in dem Maße rühmen konnte, wie heuer, und troß
wiederholter vollständiger Durchnässung durch Schneegestöber, Negen und
vielstündiges Schneewaten und des Nichtwechselnkönnens meiner Kleidung
habe ich nie die leiseste Bes<werde in meinem Befinden verspürt.*) I<
hatte nota bene nur einen einzigen Anzug bei mir und keinen Ueberzieher,
sondern eine leichte Tricotblouse mit vielen Taschen, welche ich extra für
diesen Zwe> bei Herrn Bender in Stuttgart anfertigen ließ, und darf wohl
sagen, dabei weniger gefroren, als meine Kameraden. Appetit und Ver-
dauung waren, wie zu erwarten, ausgezeichnet; ich durfte genießen, was
mich gelüstete und mix zu Hause nicht gut bekommen würde, mit einem
Worte Alles essen, was mich nicht aß. s
Nicht unterlassen will ich, zu bemerken, daß ich seit einem halben
Jahre einen mit Wolle gefütterten Ledergürtel über die Hüften trage und
diesem Umstande eine ziemliche Bedeutung für Marsch- und Leistungs-
fähigkeit zuschreibe; nach meiner Ansicht wohl darauf beruhend, daß durch
den Gurt hinten und vorn die innern und äußern schiefen und die ge-
raden Bauchmuskeln (musc. obliq. abdomin. interni et externi und m.
*) Es sei jedem Bergsteiger bei dieser Gelegenheit empfohlen, immer eine
Flasche Arniea-Spiritus mit sich zu führen, um von Zeit zu Zeit die ermüdeten
Muskeln damit einzureiben : er wird ihm ausgezeichnete Dienste leisten.