Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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juennde befreit werden kann, zumal, wenn das Geschwür an einer Stelle sikt, 
vo Umschläge nur schwer gemacht werden können, wie im Gesicht ! 
Ameke nimmt Hahnemann auch gegen den mehrfach von Rigler erhobenen 
Vorwurf unnoblen Gelderwerbs in Schuß. Aber auch als wahr angenommen, 
daß er „ein Virtuose in der Kunst zu prellen“ gewesen, so dürfte dieser Punkt 
am allermeisten mit dem Mantel <ristlicher Liebe bede>t werden. Nomina gunt 
odiosa, allein es sind nicht wenige im Lager Riglers und durchaus nicht immer 
die Träger bescheidener Namen, deren Kunst auf eine Art und Weise nach Brot 
geht, welche mit den Begriffen von Anstand und Sitte nur schwer einen Bund 
jhließen möchte, Für Rigler aber ist es ausgemacht, daß dies bei den ca, 600 
in Deutschland praktizirenden homöopath. Aerzten ausnahmslos zutrifft; 
denn dieselben suchen „die Menge zu bethören, um ungestört ihre selbstischen Zweeke 
zu fördern“, Und nebenbei auf derselben Seite (86) das naive zu bleibendem 
und ausschließlihem Wohnen in der Allopathie einladende Geständniß , an der 
Heilkunde als einer „wichtigen und bedeutungsvollen Erfahrungswissenschaft 
unwandelbar festzuhalten, gerade weil in ihr so wenig zuverlässige Erfahrung 
existire!* Herrn Rigler ist nac Nr. 21 der Berl. Kl. W. d. J. der Charakter 
als Sanitätsrath verliehen worden. Sapienti 8at! 
Wohin haben geführt und führen übrigens derlei Anklagen und Vor- 
würfe, wie wir solche biöher angezogen ? Wohin anders als zu hochgradiger 
Erbitterung, zu Entfesselung immer wüsterer Verbächtigungen und Leidenschaften 
auf der einen Seite; zur Unmöglichkeit, nackte Thatsachen als solche, nicht durch 
die Brille der Voreingenommenheit zu betrachten, aufzufassen und zu verwerthen 
auf der andern Seite. Daher, auch in der Medizin sind „die Wilden“ nicht die 
schlechtesten und ein solcher darf vielleicht das Mahnwort ergehen lassen , lieber 
unnüßem, dem Menschen und zumal dem Arzt nie gut anstehendem Zank und 
Hader zu entsagen und sich zu gemeinsamer Arbeit die Hände zu reichen. Die 
vielen Vorschläge, welche der von Westen drohende Anzug der Cholera gegen- 
wärtig aufwirbelt (denen allerdings sicherlich zum großen Theil der Boden ent- 
zogen würde, wenn man die einfachen Vorschläge Jägers mehr befolgte) , liefern 
hiezu die schönste Gelegenheit, wenn auch der Himmel verhüten möge, daß wir 
die Krankheit in unserem Vaterland bekämpfen müssen: Anfangs Juli ging durch 
mehrere politische Zeitungen von dem homöopathischen Arzte Gerster in Negen3- 
burg die Notiz, daß Kupfer gegen Cholera ein wirksames Mittel sei. Auch 
in der natürlich auf allopathischer Seite stehenden pharmazeutischen Centralstelle 
Nr. 41, 1883 wurden verschiedene Kupferverbindungen gegen Cholera empfohlen 
und im Novemberheft der Memorabilien: vom Jahr 1881 that dies Hähnle- 
Schwenningen gegen Typhus. Also getrennt (aber nicht ohne Fühlung) mar- 
schiren, vereint schlagen. 
Dazu scheint freilich wenig AuSsicht vorhanden zu sein, denn dem Buche 
Niglers, in dem es, wie gesagt, von Ausdrücken wie Beutelschneider, Schelm 
u. |. w. wimmelt, wurde von allen Fachzeitungen höchstes, uneingeschränktes 
vob gespendet, Während sonst wohl die Einverstandenen sich mit stiller Zu- 
stimmung begnügen, und die Nichteinverstandenen laut das Wort erheben, haben 
wir hier erlebt, daß erstere in Beifallssalven sich gefielen, die schon deswegen 
Mißtrauen erregen mußten, weil sie zeitlich so schnell auf das Erscheinen des 
Werkes folgten, daß sie unmöglich das Resultat einer auch nur halbwegs gründ- 
lichen Prüfung de8 Gegenstandes sein konnten. Dazu sind freilich die Wenigsten 
in der Lage, aber daß jede Arbeit Achtung verdient, galt noch immer unter 
den Vernünftigen als über jeder Diskussion feststehend und Hahnemann rastlose 
Thätigkeit abzusprechen hat auch sein Gegner nicht gewagt. Was bedarfs übrigens 
weiter Zeugniß, daß Ameke dem Charakter Hahnemanns eher gerecht geworden, 
denn Nigler, als der treffenden Worte Carlyles, deren Nichtigkeit zu erkennen 
jedem gegeben, dessen Denken nicht an der Oberfläche der Erscheinungen haften 
bleibt : „Kein Charakter ward jemals eher richtig vorhanden, als bis man ihn 
mit einem gewissen Gefühl nicht bloß der Toleranz, sondern auch der Sympathie
	        

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