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juennde befreit werden kann, zumal, wenn das Geschwür an einer Stelle sikt,
vo Umschläge nur schwer gemacht werden können, wie im Gesicht !
Ameke nimmt Hahnemann auch gegen den mehrfach von Rigler erhobenen
Vorwurf unnoblen Gelderwerbs in Schuß. Aber auch als wahr angenommen,
daß er „ein Virtuose in der Kunst zu prellen“ gewesen, so dürfte dieser Punkt
am allermeisten mit dem Mantel <ristlicher Liebe bede>t werden. Nomina gunt
odiosa, allein es sind nicht wenige im Lager Riglers und durchaus nicht immer
die Träger bescheidener Namen, deren Kunst auf eine Art und Weise nach Brot
geht, welche mit den Begriffen von Anstand und Sitte nur schwer einen Bund
jhließen möchte, Für Rigler aber ist es ausgemacht, daß dies bei den ca, 600
in Deutschland praktizirenden homöopath. Aerzten ausnahmslos zutrifft;
denn dieselben suchen „die Menge zu bethören, um ungestört ihre selbstischen Zweeke
zu fördern“, Und nebenbei auf derselben Seite (86) das naive zu bleibendem
und ausschließlihem Wohnen in der Allopathie einladende Geständniß , an der
Heilkunde als einer „wichtigen und bedeutungsvollen Erfahrungswissenschaft
unwandelbar festzuhalten, gerade weil in ihr so wenig zuverlässige Erfahrung
existire!* Herrn Rigler ist nac Nr. 21 der Berl. Kl. W. d. J. der Charakter
als Sanitätsrath verliehen worden. Sapienti 8at!
Wohin haben geführt und führen übrigens derlei Anklagen und Vor-
würfe, wie wir solche biöher angezogen ? Wohin anders als zu hochgradiger
Erbitterung, zu Entfesselung immer wüsterer Verbächtigungen und Leidenschaften
auf der einen Seite; zur Unmöglichkeit, nackte Thatsachen als solche, nicht durch
die Brille der Voreingenommenheit zu betrachten, aufzufassen und zu verwerthen
auf der andern Seite. Daher, auch in der Medizin sind „die Wilden“ nicht die
schlechtesten und ein solcher darf vielleicht das Mahnwort ergehen lassen , lieber
unnüßem, dem Menschen und zumal dem Arzt nie gut anstehendem Zank und
Hader zu entsagen und sich zu gemeinsamer Arbeit die Hände zu reichen. Die
vielen Vorschläge, welche der von Westen drohende Anzug der Cholera gegen-
wärtig aufwirbelt (denen allerdings sicherlich zum großen Theil der Boden ent-
zogen würde, wenn man die einfachen Vorschläge Jägers mehr befolgte) , liefern
hiezu die schönste Gelegenheit, wenn auch der Himmel verhüten möge, daß wir
die Krankheit in unserem Vaterland bekämpfen müssen: Anfangs Juli ging durch
mehrere politische Zeitungen von dem homöopathischen Arzte Gerster in Negen3-
burg die Notiz, daß Kupfer gegen Cholera ein wirksames Mittel sei. Auch
in der natürlich auf allopathischer Seite stehenden pharmazeutischen Centralstelle
Nr. 41, 1883 wurden verschiedene Kupferverbindungen gegen Cholera empfohlen
und im Novemberheft der Memorabilien: vom Jahr 1881 that dies Hähnle-
Schwenningen gegen Typhus. Also getrennt (aber nicht ohne Fühlung) mar-
schiren, vereint schlagen.
Dazu scheint freilich wenig AuSsicht vorhanden zu sein, denn dem Buche
Niglers, in dem es, wie gesagt, von Ausdrücken wie Beutelschneider, Schelm
u. |. w. wimmelt, wurde von allen Fachzeitungen höchstes, uneingeschränktes
vob gespendet, Während sonst wohl die Einverstandenen sich mit stiller Zu-
stimmung begnügen, und die Nichteinverstandenen laut das Wort erheben, haben
wir hier erlebt, daß erstere in Beifallssalven sich gefielen, die schon deswegen
Mißtrauen erregen mußten, weil sie zeitlich so schnell auf das Erscheinen des
Werkes folgten, daß sie unmöglich das Resultat einer auch nur halbwegs gründ-
lichen Prüfung de8 Gegenstandes sein konnten. Dazu sind freilich die Wenigsten
in der Lage, aber daß jede Arbeit Achtung verdient, galt noch immer unter
den Vernünftigen als über jeder Diskussion feststehend und Hahnemann rastlose
Thätigkeit abzusprechen hat auch sein Gegner nicht gewagt. Was bedarfs übrigens
weiter Zeugniß, daß Ameke dem Charakter Hahnemanns eher gerecht geworden,
denn Nigler, als der treffenden Worte Carlyles, deren Nichtigkeit zu erkennen
jedem gegeben, dessen Denken nicht an der Oberfläche der Erscheinungen haften
bleibt : „Kein Charakter ward jemals eher richtig vorhanden, als bis man ihn
mit einem gewissen Gefühl nicht bloß der Toleranz, sondern auch der Sympathie