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3. In meinem Patentgesuch ist gesagt worden, daß der Haarduft
vor seiner Verwendung neuralanalytis< daraufhin geprüft werde, ob er
wirklich nur belebende Stoffe und nicht auch zugleich lähmende, also krank-
machende enthalte. Die Begutachter des Patentgesuches müssen ein sehr
schlechtes Zutrauen zu den experimentellen Methoden der modernen Phy-
siologie, die doh als die Basis der modernen Heilkunst ausgegeben wird,
haben, wenn sie es für unmöglich halten, zu ermitteln, ob ein Stoff einen
Belebung5- oder einen Lähmungseffekt hervorbringt. Wer dies für un-
möglich hält, stellt der Physiologie und damit der Medizin ein Armuth3-
zeugniß aus, das angesichts der Höhe, welche gegenwärtig die Jnstrumental-
technik auf allen Gebieten erreicht hat, niedersc<hmetternder nicht gedacht
werden kann.
E53 fällt mir natürlich nicht ein, weitere Versuche zur Zurücknahme
der Abweisung meiner zwei Patentgesuche zu thun. Die Haarpillen und
das Humanisirungsverfahven haben sich bereits so vortrefflich in die Praxis
eingeführt, daß ich auch ohne Patent durchzukommen gewiß bin. J< wollte
hier bloß für Gegenwart und Zukunft festnageln, mit welchen Grundsäten
in solchen Dingen heute die Welt regiert wird. Jäger:
Bericht eines Wollenen.
Geehrter Herr! Da Sie die Leser Jhres Blattes zu wiederholten
Malen auffordern, Jhnen mitzutheilen, welche Beobachtungen sie an sich
und ihrer Umgebung bei Annahme des Wollregimes gemacht haben, so bin
ich so frei, Jhnen die meinigen anzubieten. J< sc<hmeichle mix nicht mit
der Hoffnung, daß Sie Neues darunter finden; sollte dieß dennoch der
Fall sein, so würde es mich freuen, einer guten Sache genüßt zu haben.
Als mir im April d. J. der erste Theil Jhres Buches „Die Normal-
kleidung“ von einem Bekannten, einem Halbwollenen, geliehen wurde, ließ
ich unsere beiden Kinder, einen Knaben von 3, ein Mädchen von 1 Jahr,
sofort in Wolle steen. Troßdem die Betten vorläufig anormal bleiben
mußten, stellten sich bei beiden Shweißergüsse, beim Knaben stark koth-
duftend, und vermehrte Entleexungen ein. Bei dem Knaben waren täg-
liche Lavement3 bis dahin nöthig gewesen. Seitdem er in Wolle, ist dies
in 3-4 Monaten nur 1--2 Mal nöthig gewesen, und was die Hauptsache ist,
aus einem um jede Kleinigkeit weinenden Kinde ist plößlich ein lustiges,
kaum zu bändigendes geworden. Hin und wieder treten nochmal kleine
Verstimmungen auf, im Ganzen genommen ist aber die mit ihm so plöß-
lich vorgegangene Veränderung eine ebenso wunderbar überraschende, wie
erfreuliche.
Bei dem Mädchen dauerte ein Durchfall volle 4. Wochen an. Es
nahm stark an Gewicht ab, brac<hte während dieser Zeit aber mehrere Zähne
durc<. Es ist jeht lustig wie zuvor und hat das verlorene Gewicht schnell
eingeholt. Der kleine Körper hat eine rosige Farbe angenommen, Nase
und Ohren, wie bei dem Jungen kühl, troß der oft starken Wärme. Der
Körper durchblutet eben besser. Einen leichten Fieberanfall brachte ich bei
dem Mädchen in Ermangelung der Reglin'shen Cssenz, vermittelst einer
Kaltwassercompresse auf die vordere Körperfläche applizirt schnell zum Auf-
hören. E53 stellt sih hin und wieder no< Durchfall 'ein, der aber wohl
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