Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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mit dem Zahnen zusammenhängt. Der Durchfall ist stets begleitet von 
einem aus den Kopfhaaren sich ergießenden starken Geruch nach Sauerteig, 
Mie es Lenie geben kann, die Jhre Haardufttheorie nicht begreifen, ist mir 
nicht tflar! * 
Bei meiner Frau traten die Krisen erst spät aber stark ein. Sie hatte 
früher mit dem Magen zu schaffen und da das Leiden alt war, bedurfte 
es natürlich längerer Zeit, um dasselbe herauszulo>en. E53 stellte sich Er- 
brechen ein, shweres Gefühl in den Beinen, die Sprache vergieng fast wäh- 
rend eines Tages. Die Platinlampe verfehlte aber nicht ihre günstige 
Wirkung, und nach einigen Tagen war meine Frau wieder im Stande, 
einen zwei Stunden langen Marsch zu machen. Hiermit wird die Sache 
noch nicht abgethan sein, denn dann und wann sich einstellende kothduftende 
Schweißausbrüche beweisen dieß zur Genüge. Es will uns scheinen, als 
ob alle kleinen Gebrechen, an denen man früher gelitten, der Reihe nach 
herausgetrieben werden; je älter sie sind, je länger lassen sie auf sich warten. 
So 3. B. trug meine Frau vor Jahren Strumpfbänder, die das Bein 
natürlich eingeschnürt hatten. Jett stellte sich plößlich das Gefühl des 
Schnürens, das längst verschwunden war, wieder ein und zwar in oft lästiger 
Weise. Mix ist dies verständlich: das Blut durchströmt in Folge besserer 
Circulation die theilweise abgesperrten Gefässe und muß ein Gefühl des 
Drudes hervorbringen. 
Wa3 nun mich betrifft, so habe ih wenig verspürt. Gleich im An- 
fang während mehreren Stunden heftigen Schmerz in einem hohlen Zahn; 
Abends wiederholte sich die Sache und blieb dann aus. Gelegentliches 
Reißen um den Leib herum schreibe ich einem anormalen Beinkleid und 
falscher Behandlung beim kalten Abwaschen zu. Meine schweißigen Füße 
und Hände, mein Kopfhautjuken =- alles ist besser, un ic fber Be- 
seitigung dieser kleinen Unannehmlichkeiten nicht wenig erfreut. 
Einiges Allgemeine hinzufügend, bemerke ich, daß ich schon in China, 
wo ich 7 Jahre lang war, mich während den leßten Jahren in weißen 
Flanell ohne Unterkleidung kleidete; ich konnte der Hißze besser widerstehen 
als in Leinen und Baumwo'?. =- Bei offenen Fenstern schlafen wir seit 15 
Jahren; ich habe solches bei 28 * R. in Rußland. gethan, mein Bart war 
am Leinen festgefroren, ich habe Schnee im Bett gehabt, aber nie die leiseste 
Unannehmlichfeit erfahren. Wir lieben ebensowenig unsern Urin zu 
trinfen, wie unsere nächtlichen Ausdünstungen einzuathmen. Ueber Ge- 
sc<ma> läßt sich aber bekanntlich nicht streiten. =- Seit 3 Jahren sind wir 
Vegetarianer, d. 9. solche, mit denen Sie sich verständigen können. I< 
hatte oft die geheime Furcht, mir könne die Entbehrung des Fleisches 
schaden, seit ich aber Ihre Beobachtungen an Affen kenne, folge ich meinem 
Instinkt und meide Fleisch, weil es mich stet8 angewidert hat, namentlich 
in China. Sollte sich aber bei mir je das Verlangen nach Fleischgenuß 
einstellen, so werde ich dasselbe nicht unterdrüken, ebensowenig wie bei 
einem Gliede meiner Familie. J< erwähne hier, daß man die von Ihnen 
geschilderte, an sich selbst beobachtete Veränderung im Geschma&, d. h. den 
Hang zu einfachen Speisen, den Sie der Wirkung der Wolle zuschreiben, 
schon als Vegetarianer an sich beobachtet. Schrotbrot oder Grahambrot 
und Obst ziehe ich jedem Braten, geschweige denn Austern und Champagner 
vor. Jc< trinke bisweilen Kaffee, Thee, Bier, Wein, aber-selten; rauche 
hingegen täglich. =- Die an Vegetarianerfrauen beobachtete leichtere Ent- 
4. .
	        
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