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licher Bischof zu Trikka in Thessalien lebte und in seiner Jugend einen
erotis<en Roman in 10 Büchern verfaßte, durc< Anlage der Handlung,
Durchführung der Charaktere und moralischen Gehalt das Beste in dieser
Art. Derselbe enthält die Abenteuer der Chariklea, Tochter eines äthio-
pischen Königs, und des Thessaliers Theagene3, die, durch Liebe verbunden
und durch das Schisal oft getrennt, in allen Gefahren die gelobte Treue
unverleßt bewahren und endlich am Throne des Königs von Aethiopien
und am Altar, auf welchem Theagenes geopfert werden soll, den Lohn
für ihre Treue empfangen. Zum erstenmal begegnen sich beide bei einem
Opferfeste in Delphi, und hier heißt es nun (nach der Uebersezung von
Friedrich Jakobs) wörtlich folgendermaßen: „Damals wurden wir durch
die That überzeugt, daß die Seele etwas Göttliches und mit den höheren
Naturen Verwandtes ist. Zn dem Augenblicke, wo sich die jungen Leute
sahen, liebten sie sich, als ob die Seele beim ersten Zusammentreffen das
Gleichartige erkannt hätte und dem ihr gebührenden Eigenthume zugeeilt
wäre. Zuerst standen sie plößlich still und wie betrübt; lange hefteten sie
die Augen unverwandt auf einander, nicht anders, als ob sie sich früher
gekannt und gesehen hätten und nun die Erinnerung daran in sich zurück-
riefen ; dann lächelten sie, wenig nur und verstohlen, so daß sich ihr Lächeln
nur dur< die Erheiterung des Blickes kund gab; dann, wie beschämt über
das Geschehene, wurden sie feuerroth und als, wie ich glaube, die Krank-
heit in das Herz gedrungen war, erblaßten sie wieder : mit einem Worte,
es streiften zahllose Veränderungen in kurzer Zeit über beider Angesicht
und ein mannigfaltiger Wechsel der Farbe und de3 Bli>s verkündigte die
Schwankungen ihrer Seele.“ Charikleens Pflegevater, der Apollopriester
Charikles, findet das schöne Mädchen nachher beim Eintreten in ihre Woh-
nung auf dem Bette liegend in großer Unruhe, die Augen feucht. Nach-
dem sie ihn, wie gewöhnlich, umarmt hat, klagt sie auf die Frage, was
ihr fehle, über Schmerzen im Kopfe; sie wünsche zu ruhen, sagt sie, wenn
es ihr gestattet würde. Hierüber bestürzt zieht sich Charikles aus dem
Gemache zurück und sucht Rath bei seinem Freunde Kalasiris , einem verz
triebenen Propheten aus Memphis, dem Erzähler dieser Geschichte. Was
ist dies, guter Kalasiris, sagt er, - was für eine Unpäßlichkeit hat mein
Töchter<en befallen ? =-- Wundre dich nicht, erwidert jener, wenn beim
Durchziehen durch so vieles Volk irgend ein mißgünstiges Auge sie getroffen
hat. =- Da sagte ex mit ironischem Lächeln: Glaubst du denn auch, wie
der große Haufe, an schlimme Augen? -- So gut als an irgend etwas
anderes Wahrhaftes, antwortet jener. Die Sache verhält sich jo. Diese
unScumfli* 32ende Luft strömt durch: die Augen; dur<. die
ves aur. den Athem und die andern Durchgänge (Poren)
bp“ "„iof oin, und indem sie die äußeren Qualitäten mit
Rü ,. ncenführt, verursacht sie auch bei Denen, die sie'in
ii (aus * men, eine ihrer Einströmung ähnliche Affektion.
Wenn a „;,»mand das Schöne mit neidischem Gefühle anschaut, so er-
füllt er'das ihn Umgebende mit einer mißgünstigen Quali-
tat und trägt den von ihm ausgehenden, mit Bitterkeit an-
gefüllten. Hauch auf den Nächsten über. Dieser dringt als
ein aus zarten Theilen bestehender Stoff bis auf die Kno-
hen und das Mark ein und so wurde Vielen der Neid, der nun den
eigenthümlihen Namen ver Baskanie (Augenzauber, Bezauberung durch