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bindung hat meine Frau erfähren. Am Tag nach der Entbindung stand
sie auf, am 4. gieng sie schon ihrer täglichen Beschäftigung nac< und am
Iten, dem gefürchteten, hatten wir die Geschichte, ich möchte sagen, ver-
gessen. =- Insektenstiche belästigen einen Vegetarianer weit weniger. Als
ich vor jebt 18 Jahren in Cairo mit den MoSquitos die erste Bekannt-
schaft machte, schwollen die Stiche zu Haselnußgröße an; als mein Blut
durch Tropenhiße verdünnt worden war, und die vegetabilische Nahrung
thut Aehnliches, bemerkte ich nur einen kleinen rothen Fle>, der nicht ein-
mal jute. =- Einem am Cap d. g. H. gebornen Bekannten, der stark an
Rheumatismus leidet, rieth ich zum Wollregime. Aber wie es dann immer
geht, im Augenbli> des Schmerzen3 oder der Gefahr werden Gelübde ge-
than, die später zusammen schwinden. Nachdem er neulich 3 Nächte lang
nicht hatte schlafen können, fielen ihm meine Worte ein; er legte ab, was
er an Baumwolle trug und legte an, was er an Wolle hatte und schlief
sofort ein. =- Derselbe fuhr neulich per Bahn naß St. Germain und
hörte eine alte Bauernfrau =- man sprach von der Cholera -- erzählen,
sie sei sicher vor Anstekung, denn sie sei ganz in Wolle gekleidet und zeigte
ihrer Umgebung ihre Kleider. Sie habe, als vor 30 Jahren die Cholera
in Frankreich war, Vater und Bruder bis zum Tode gepflegt und ihr sei
troßdem nichts widerfahren, das käme nur von der Wolle. -- Leider fragte
mein Freund nicht nach dem Näheren; er hörte nur sagen, sie sei aus den
Vogesen. Sollte es möglich sein, daß die Wolle sich dort in Kleidung er-
halten hat und man ihr auch die von Jhnen entde>kten Eigenschaften dort
allgemein nachrühmt ?
In einer der lezten Nummern Jhres Blattes schreiben Sie über
den Einfluß der Periode bei Frauen. auf den Wein. Gleiches gilt für das
Conserviren von Obst. Meine Frau, wie meine Mutter sagen mir, es sei
eine allgemein bekannte Sache, daß eine Hausfrau diesen Zeitpunkt stets
vermeide, wenn sie Conserven für den Winter bereite; sie würden verderben.
Wechselnde Haarfarbe berührend, so kann ich Jhnen diese Erschein-
ung an meiner Frau, die geistig und körperlich wohl ist, soviel wir wissen,
bestätigen. =- Als sie junges Mädchen war, beobachteten Fremde diese
auffallende Erscheinung. Seit ich einen derartigen Fall in Jhrem Blatte
gelesen, beobachten wir. Wir haben vor 2 Monaten einen Abschnitt ge-
nommen und werden dasselbe* wiederholen. Bei auffallendem Unterschied
sende Ihnen Proben ein.
Scließend kann ich nicht umhin, meine Verwunderung darüber aus-
zudrücken, daß bei 20--30 000 Wollenen Jhr Blatt von nur 7--800 (es
jind rund 1500. Red.) gehalten wird. Wie ist es möglich, daß ein
denkender Mensc<h sich blindling3 einem neuen Regime in die Arme wirft,
ohne den Wunsch zu hegen, zu wissen: Warum? Cbenso unbegreiflich sind
mir die Gelehrten, die Jhre Lehre beurtheilen, ohne sich der Mühe eines
Versuches unterzogen zu haben. Diese Herren wollen wahrscheinlich. das
au wahre Wort: „je gelehrter, desto verkehrter“ nicht zu Shanden werden
en. =
I<h häbe hier wenig für die wollene Sache thun können. Im Sep-
tember siedle ich nach Antwerpen über und hoffe dort auf schnellere Ver-
breitung der neuen Tracht. =- Mit aller Hochachtung
Paris, 10. August 1884. AM
NI