ZETEL
Vegetarismus. (Au3 einem Briefe.) „. . +. . I< weiß' aus Jhren
Schriften, daß Sie auch dem Vegetarismus ein aufmerksames Auge schenken
und dürfte Ihnen vielleicht eine Erfahrung :an mir auf diesem Gebiete von
einigem Interesse sein: als ich bereits 6 Monate in der Wolle war, fing
ich. an streng vegetarisch zu leben, obwohl Gottlob auch vor der Wolle
kerngesund. Nach etwa 4 Moden machte ich die seltsame Beobachtung, daß
kein Insekt, sei es Floh, Wanze oder Müde, die sonst meine ständigen
Peiniger waren, noch Ges<hma> an meinem Blute hatte; offenbar hatte
mein Blut für diese Unholde, die mir schon so manche Stunde bei der
Arbeit, in Gesellschaft u. s. w. verbittert haben, nicht mehr die Bestandtheile,
die ihrem Geschmadssinne „süß“ vorkommen. Diese Umwandlung des Blutes
muß auch eine Aenderung meines Geruches herbeigeführt haben, denn die
sonst von ihm magnetisch angezogenen Bestien flohen mich schon von weitem.
Jebt, da ich wieder Karnivore werden mußte, wegen meiner unbequemen
Dienststunden, beißt und zwi>kt es mich wieder teuflisch, als wollten sie sich
rächen. Durch Abwechseln mit den bezügl. Eßweisen habe ich mich unwider-
leglich von der Richtigkeit der Erscheinung überzeugt. Meine Regelmäßigkeit
im Stuhlgang litt aber in der Zeit des Vegetarismus derart, daß ich etwa
8 Stunden länger für den Abgang der Cerealien, als das beim KarnivorisSmus
nöthig, aufwenden mußte.“
(Die gleiche Wirkung, nämlich die Vertreibung des Ungeziefers, hat
bei mir und vielen Andern auch das Wollregime für sich allein hervor-
gebracht, ohne daß die Nahrungsweise. geändert wurde. Jäger).
Kuhstallduft. Hierüber wird mix von zuverlässiger Seite mitgetheilt:
Zn den Stall eines größeren ländlichen Grundbesikers, den mein Korre-
spondent kennt, bringen die Leute aus der Umgegend kranke, schwächliche
Kinder, und legen dieselben in der Zeit, während die Kühe wiederkäuen,
mit entblöStem Bauch und Brust auf den Leib der Kühe, und zwar mit
ganz leicht ersichtlihem Erfolg.
Weißwäscheduft. Im Jahrbuch Schwäbischer Dichter und Novelli-
sten, Stuttg. 1835, findet sih S. 268 in einer Novelle Cordelia von
A. Treuburg (Pseudonym des bekannten Aesthetikers Fx. Vischer)
folgende Stelle:
„Nun will ich nur sogleich gestehen, daß mir ein kalter Angstschweiß
auf Stirn und Schläfen ausbricht, wenn ich die Wörter: Verlobung, Hoch-
zeit, Heirath in irgend einer Beziehung auf meine eigene Person auch nur
von ferne mir vorstelle. Vor meiner Phantasie richten sich grausenerregend
empor ganze Kästen voll Weißzeug mit dem ihnen eigenthümlichen herz-
beklemmenden Geruche u. s. w.“
Siehe hiezu den Abschnitt „Herz und Seele“ in der neuen Auflage
meiner Entde>kung der Seele. Jäger.
Vorschlag zu einer Tasche. Von Hrn. O. Sh. in Harburg er-
halte ich folgenden praktischen Vorschlag:
„Ein Hauptübelstand machte sich mir beim Tragen des ungefütterten
Normal-Tricotro>s bemerkbar, das war das Fehlen der so nothwendigen
Brusttaschen , in welhe man Notizbuch, Briefschaften u. dgl. zu placiren
pflegt. Nach längerem Hin- und Hersinnen kam ich dann auf ein Surro-
gat der Brusttasche, welches in jeder Weise praktisch genannt werden
ann und welches ich mir erlaube, Ihnen, geehrter Herr Professor, zu