Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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bösen Blik, besonder3 gegen Kinder und glüliche Personen, auch gegen 
Vieh und Feldfrüchte gerichtet ; um die Wirkung zu vernichten, pflegte man 
dreimal auszuspuken oder gewisse Formeln auszusprechen) bekam, eine 
Quelle der Krankheit. Auch dieses, o Charikles erwäge, wie Viele mit 
Augenkrankheiten , wie Viele von einem pestartigen Zustande angesteckt 
wurden, ohne die Kranken berührt, ohne ihr Bett oder ihren Tisch ge- 
theilt zu haben, blos und allein durch die Gemeinschaft der Luft. Wenn 
aber irgend etwas meine Behauptung bestätigt, so ist es die Entstehung 
der Liebe, bei welcher das bloße Sehen den Anlaß gibt und die Leiden- 
schaft gleichsam windschnell in die Seele geschleudert wird. Auch ist dies 
ganz natürlich. Denn der Gesichtssinn, der von den Zugängen in uns 
und den Sinnen das Beweglichste und Feurigste ist, wird empfänglicher 
für die Ausströmungen und zieht durch den feurigen, in ihm liegenden 
Geist ven Uebergang der Liebe herbei. Soll ich dir beispielshalber einen 
Grund aus der Natur beifügen, der in unsern heiligen Schriften von den 
Thieren angeführt wird, so heilt der Charadrius die Gelbsüchtigen. Wenn 
ein solcher Kranker diesen Vogel ansieht, flicht dieser und wendet sich ab 
und schließt die Augen, nicht, wie Manche glauben, weil er ihm die Hilfe 
mißgönnt, sondern weil es seine Natur mit sich bringt, durc< das An- 
schauen die Krankheit anzuziehen und wie einen Strom auf sich abzuleiten ; 
und deßhelb weicht er den Blicken wie einer Verwundung aus. Und 
daß von den Schlangen der sogenannte Basilisk durch seinen bloßen Blik 
und Hauch Alles, was ihm vorkommt, austrocnet und zerstört, haft du 
vielleicht gehört. Wenn aber Manche auc< auf Die, welche ihnen die 
Liebsten und ein Gegenstand ihres Wohlwollens sind, so feindselig ein- 
wirken, so muß man sich darüber nicht wundern; denn da sie von Natur 
mißgünstig sind , so bewirken sie nicht, was sie wollen, sondern was ihre 
Natur eben mit sich bringt.“ (Heliodor, Aethiop. 111. 5-8; vgl. auch 
Plutarch, 8ympos. V, 7; Aelian, Hist. animal. XVIl, 13 und Pli- 
nius, Nat. hist. VIII 33.) 
Sollte man nicht in dieser Ausführung, welche schon als Kuriosität 
das Interesse des Arztes und des Psychologen in gleichem Grade bean- 
sprucht, eine Ahnung der Theorie erblicken, welche unser berühmter Land3- 
mann neuerdinas in ein System gebracht hat? -- Alles schon dagewesen ! 
Die s<lesishen Goralen. 
Ethnographische Skizze von W. C. Schirmer. 
Die s<lesischen Gebirgsbewohner werden gleich den galizischen „Goralen“ 
(göro = Berg) genannt. Sie heißen auch Walachen (Hirten). Der Goral 
präsentirt sich uns in höchst einfacher Kleidung. Cine engansc<ließende 
weiße Schafwollhose, ein brauner Mantel aus demselben Stoffe, 
„Gunia“ genannt, ein schwarzer, breitfrämpiger Hut, oder im Winter eine 
Pelzmüße, an den Füßen eine Art Sandalen, „Kierpce“ genannt -- das 
ist des Goralen Toilette. Das Weib des Goralen trägt einen kurzen Ro>, 
der unten mit einem farbigen, meist blauen Saume verbrämt ist. Den 
Kopf ziert eine enganliegende weiße Haube mit einem schmalen Spitzenrand ; 
das Mädchen trägt den Kopf frei und flicht ihr Haar in einen Zopf. Ebenso 
unansehnlich wie die Kleidung ist auch die Behausung de3 Goralen. Gleich 
dem Nest der Felsentaube klebt die niedrige Holzhütte am Abhang des Berges.
	        
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