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die erst dann zur Aktivität gelangen, wenn das Allgemeinbefinden des
Wirthes gestört ist, wenn er unwohl oder ermüdet oder psychisch al-
terirt oder wirklich krank ist. Am besten kann man das natürlich an
den in ihrem Thun und Lassen leicht beobachtbaren größeren Para-
siten aus der Klasse der Insekten beobachten. Z. B. im Gegensatz zu
den Blattraupen, die einen Baum sofort verlassen, wenn er gefällt ist
und seine Blätter welken, gibt es eine Reihe von Borkenkäfern (nicht
alle), die der Insektensammler an gesunden Bäumen vergeblich sucht,
die sich an den Bäumen erst einstellen, wenn sie entweder gefällt sind,
oder in Folge von Windbruch, Schneedruck, Blitschlag oder Raupen-
fraß kränkeln, und es kann sich dann jeder überzeugen, daß die Rinde
eines kränkelnden Stammes im Geruch sich von der eines gesunden
ebenso unterscheidet, wie ein welker Blumenstrauß von einem frischen
oder Heu von Gras. Auch weiß der Forstpraktiker ganz gut, daß
der Geruch es ist, der die Borkenkäfer herzieht, und daß man nur
einen Baum künstlih zu beschädigen braucht, um die Borkenkäfer
aus weitem Umkreis auf ihn heranzuziehen. Ebenso bekannt ist dem
praktischen Gärtner und Obstbaumzüchter, daß eine ganze Reihe von
Blattlausarten nur dann sich ansiedeln oder überhand nehmen, wenn
eine Saftstokung den Gesc<hma> und Geruch der Pflanze entsprechend
verändert hat.
Unter den Parasiten des Menschen aus der Gruppe der JIn-
sekten i't einmal die glücklicherweise bei uns nicht vorkommende Aus-
zehrunasSlaus zu nennen, ganz besonders aber die äc<hte Stuben-
flie?“ die insofern noch ganz b-sonders belehrend für die Cholera ist,
als bewe, Stubenfliege und € »lerabacillus, in ihrer Ernährung und
Existenz nic“t allein auf den Weonschen selbst angewiesen sind, sondern
auch sich selbständig an sol<hen Orten aufhalten und nähren können,
wo ihnen nur die Auss<heidungen des Menschen, dor spezifische
Mensc<enduft, zu Gebote stehen. <<< habe dehalb auch in meiner
Eingangs erwähnten Journalmittheilung ganz besonder3 das Verhalten
der Stubenflieo“ herangezogen. Diesen Vergleich zwischen Stubenfliege
und Cholerapil:? hat natürlich der verständnißlose Zeitung3mob komisch
gefunden; freilich besteht zwischen beiden der Unterschied, daß die
Stubenfliege im Besite der willfürlihen Bewegung ist und durch
einen Geruch aus der Ferne hergezogen wird, während der Cholera-
pilz bei seiner Verbreitung und Ueberführung auf seinen Wirth sich
passiv verhält und nur durch andere Agentien verschleppt wird. Dieser
Unterschied ändert an der Hauptsache gar nichts. Natürlich bleibt
ein Mens< von der Cholera frei, wenn ihm nicht Cholerapilze durch
Speise und Trank oder die Luft zugeführt werden, gerade so, wie
einem Menschen sich keine Fliege auf die Nase setzt, wenn keine im
Zimmer ist, allein wenn ein Mensch Cholerapilze in den Leib bekom-
men hat, so ist die zweite Frage, ob ex den Pilz zwingt d: h.
verdaut resp. am Keimen hindert und wieder durch die natürlichen