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Dr. E. H. in F. ändert für mich an der Anonymität gar nichts. Diese
sowie die Unterschrift „Jägerlatein“ und die Bemerkung „voll Obscönitäten“
veranlaßten mich, den Artikel sofort ungelesen in den Papierkorb zu wer-
fen. I< disputire sehr gern über meine Funde und die Beweiskraft
meiner Experimente, aber nur mit Leuten, die sich anständig betragen und
niht gleih von vornherein zeigen, daß es ihnen nicht um Klärung
und Ermittlung der Wahrheit, sondern lediglich um die Verthei-
digung ihrer Jgnoranz oder Apathie, niht mit Beweisen, sondern
durch Erregen von Haß und Verachtung des Gegners zu thun ist.
Heuchelt dann vollends ein Mediziner, dessen Compendien über Ge-
sc<lec<htsphysiologie, Geburtöhilfe und Geschlechtskrankheiten genau so viel
„Obscönitäten“ enthalten wie mein Buch, sittliche Entrüstung, und
präsentirt sich somit noch al35 Wolf im Schafspelz, so wirft man eben so
einen „Anonymus“ zur Thüre hinaus. Glauben denn wirklich diese Leute,
durch) solches Vorgehen gegen mich meiner Lehre in den Augen anständiger
und ernster Menschen schaden zu können?! So oft ein positiv schaf-
fender Mann auftritt, sei es auf wel<hem Gebiet es wolle, Wissenschaft
(Darwin), Kunst (Wagner), Religion (Luther), Politik (Bismard),
jo heftet sich eine Meute impotenter Schreier an seine Fersen, nach deren
Haß bekanntlich die Welt die Größe des Mannes mißt. Wenn ich nicht
eine eigene Zeitschrift hätte, so würde ich es wie Darwin machen und
wie ich selbst vor 4 Jahren, als beim Erscheinen der zwei ersten Auflagen
des „Seelenbuches“ die Meute erstmals gegen mich loöbrach: ich würde
sie ganz ignoriren, so aber glaube ich genug zu thun, wenn ich meinen
Lesern nur stets vor Augen halte, daß es sich hier um gar nichts weiter
handelt als um die alte Geschichte: den Lehrmeistern der Menschheit im
Großen geht es gerade wie den Schulmeistern im Kleinen: es gibt in
jeder Schule gewisse Schüler, die nichts lernen wollen, und sich für den
Zwang durch Ungezogenheit an ihrem Lehrer rächen. Darwin ist auch
in allen Winkelblättern heruntergezogen worden; das konnte nicht verhin-
dern, daß er, ehe 20 Jahre verflossen, die gesammte moderne Naturfor-
schung gezwungen hatte, „entwi>lungs8ges<hihtlich zu denken und
zu arbeiten.“ Genau so werde ich mit der Zeit nicht blos die gesammte
moderne Naturforschung, sondern auch die auf ihr fußende Praxis zwingen,
die Nase zu gebrauchen und der Mensc<heit den Instinkt wiederzu-
geben; Ein hiesiger Obermedizinalrath sagte kürzlich zu einem meiner Be-
annten: „Der Arzt muß sehen und riechen.“ Vo» 4 Jahren sprach
er noch nicht so. Also bange machen gilt nicht, lassen wir die Nihilisten
schreien und arbeite jeder wacker an seinem Theile weiter.
Essenzwaschungen. E53 sind mir jet jo zahlreiche Belege über die
vorzügliche Wirkung der aromatischen Hautpflege mit den Mitteln der
Geschwister Reglin (Wasc<hungen mit weißer Cssenz und nachträglicher
Einfettung mit Badeöl) zugegangen, daß ich nicht länger anstehe, dieselbe
meinen Lesern dringend zu empfehlen, aber mit folgender Cinschräntung:
ohne besondere Veranlasjung nehme man die Waschungen nur ein- oder
zweimal in der Woche vor, und auch das nicht regelmäßig, da sonst Ueber-
sättigungserscheinungen eintreten. Ferner versteht es jich von selbst, daß
auch hier, wie“ bei allen Arzneien und Speisen Fälle vorkommen, in denen
das betreffende Individuum die Sache nicht erträgt. Darüber belehrt
aber ein einziger Versuch. Jäger.