Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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verein zu gründen, kam hier nicht sofort zur Ausführung, dagegen 
erhielt ich kurz nachher folgende Zuschrift : 
„Hocverehrter Herr Professor ! Hiermit erfülle ih eine mir gewordene ange- 
nehme Pflicht, Ihnen die am 14. d. M. erfolgte Gründung eines Vereins nZäger“ 
zu Hannover ergebenst anzuzeigen. 
Unsere Statuten werden sich denen des Hamburger Vereins eng anschließen 
und werde ich nicht verfehlen, Ihnen dieselben j]. Z. zu unterbreiten. 
Hannover, 20. Oktober 1884. Im Auftrag des Vorstandes: 
F. Moormann, Scriftführer.“ 
Die zweite VortragSreise galt Ungarn. Dort sprach ich in Pesth, 
Kas<hau und Preßburg. Von geschäftlicher Seite ist dort zwar seit 
etwa einem Jahr mit der Grundlegung begonnen worden, allein der 
Boden ist eben dort ein weit schwierigerer als in Deuschland und 
Deutsch-Oesterreih, nicht bloß der Sprache wegen, sondern auch wegen 
der nationalen Rivalitäten. Die einheimische Zeugens<haft war also 
überall gering und das Verständniß für die Bedeutung der Sache 
dem entsprechend wenig entwickelt. Dabei zeigte sich aber, wa3 ich 
auch anderwärts schon erfuhr, daß man in einem solchen Fall in 
kleineren Städten leichteres Spiel hat als in Großstädten. In Ka- 
shau und in Preßburg war die Elite der Gesellschaft anwesend und 
nahm meine Ausführungen mit Ernst, Aufmerksamkeit und Dankbar- 
keit hin. In Pesth kamen dagegen die Schattenseiten der Großstadt 
zu Tage, die Blasirtheit der großstädtischen Bevölkerungen und die 
Neigung der großstädtischen Journalistik, sich weniger um das Ver- 
ständniß einer Sache zu bemühen, als darum, ihren Lesern einige 
Wibhe vorzureißen. Ein sehr günstiger Umstand war, daß ich in Buda- 
pest zuerst sprach und zwischen diesem und dem nächstfolgenden Vor- 
trag in Kaschau soviel Pause war, daß man dort die Auslassungen 
der Pesther Blätter (von denen übrigens einige, insbesondere der 
Pesther Lloyd, eine rühmliche Ausnahme machten ) schon vor meinem 
Vortrag lesen konnte. Die Folge war, daß diese großstädtischen 
Journalisten von ihrem Kollegen in Kaschau folgende Kopfwäsche in 
Nr. 125 der Pannonia (vom 26. Oktober) sich zuzogen : 
„Professor Jäger in Kaschau. 
Wir haben wieder einmal Gelegenheit gehabt, die Unverläßlichkeit jener 
Presse kennen zu lernen, die so gerne mit einem entscheidenden Aplomb ihre An- 
sichten, besser gesagt, die Ansicht einer einzelnen Person -- nämlich die des respek- 
tiven Referenten zu verbreiten pflegt. In solchen Fällen ist es nicht die Berufs- 
presse, welche ihre objektiven Anschauungen zu Nutz und Frommen des Publikums 
äußert, sondern die „Spezialpresse“ individueller Interessen oder, was wir um den 
guten Ruf der hauptstädtischen Journale (denn von einem Theile derselben ist hier 
die Rede) zu schützen, lieber gelten lassen wollen, eine gewisse Kategorie von Skrib- 
lern, welche auf Kosten Anderer Wikße reißt! Dies und nichts Anderes scheint bei 
manchen Helden von der Feder der Hauptzwe> zu sein und die Arbeiten eines 
solchen tragen deutlich das Gepräge der „forcirten Humoristik“. Diese Gattung 
von Kritikern =- durch die dieses Wort eigentlich zum Schimpf wird -- faßt Alles 
von vorneherein derart an, daß in der- Ausführung ihrer Ansichten eine Objektivität
	        

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