Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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einflößen sollte. Ein Mens<, der Jahrzehnte hindurch der Wissenschaft gelebt, auf 
ihrem Felde rastlos geforscht hat und von dem Bestreben beseelt war, der Mitwelt 
eine Errungenschaft des geistigen Kampfes zu bieten, verdient, selbst wenn er 
von einem Jrrwahne befangen wäre, Nachsicht! . . . So schrieben wir 
auch anläßlich des traurigen Falles, da der unglückliche Carl Hugo mit seinem 
umnachteten Geiste das Podium als „Cantomimiker“ betrat . . . und die Edleren 
hatten uns beigestimmt! 
Ganz anders verhält es sich aber mit Herrn Jäger. 
Seine Darlegungen beweisen die Klarheit seines Verstandes und seine Worte 
bieten auch nicht das Geringste des Lächerlihen. Was und wie er sprach, war 
deutlich und für jeden Laien verständlich; auch nicht eine Silbe kam vor von all' 
dem, was die eigenthümlihen „Wortspieljäger“ mit Gewalt zur Fratze des Geistes 
verzerren wollten, ja no< mehr, er erging jich im striktesten Gegentheil dessen, was 
eine höchst verdächtig erscheinende Clique nur in Budapest herauszustöbern suchte. 
Es däucht uns fast, als ob „Gevatter Schneider und Handschuhmacer“ über 
„Egmont-Jäger“ die Köpfe zusammengeste>t hätten. 
Wir hätten selber auch manches gegen die Theorie Jägers einzuwenden, 
die im Ganzen und Großen doch nur die Ansichten Hufeland s und Pettenkofers 
„in vermehrter und verbesserter Auflage“ enthält, weil wir aber als Nichtmediziner 
die treffenden Argumente nicht entsprehend zur Geltung bringen können, sind wir 
bescheiden genug, unsere WeiSheit für uns zu behalten, das Urtheil Berufeneren zu 
Überlassen und uns mit dem Guten zu begnügen, das wir aus dem Um und Auf 
der Jäger'schen Lehren gewannen.“ 
“? folgen nun no< 2 Vortragsreisen im November. Für die 
eine ste fei : Stettin, Stralsund, Troppau, Görli und Zittau, für 
die zweite: FlenSburg, Kiel, Lübe>, Wilhelmshaven. 
Es liegen zahlreiche Gesuche um Vorträge aus der Rheingegend 
und c*'8 Dosterreich vor, allein .) habe jet schon die Erfahrung 
gemau, , daß die Vorträge nicht übereilt werden dürfen. Der Stand 
unsercr Sache verbietet mir zu lange und zu oftmalige Abwesenheit 
von Stuttgart, als dem LÖ zt der Centralleitung. Auch wäre es ver- 
fehlt, die Nachfrage nac<h Normalartikeln so zu steigern, daß die Pro- 
duktion, so wie e8 vor = Jahren der Fall war, mit derselben nicht 
mehr gleihen Schritt halten kann; denn das schafft die größten Wider- 
wärtigkeiten für alle Betheiligten, für die Kunden so sehr, wie für 
mich und die Fabrikanten. Es ist deßhalb nicht Bequenilichkeit, wenn 
ich mindestens im Dezember und Januar keine Einladung mehr an- 
nehme und die Reflektanten bitte, sich zu gedulden. . 
Jäger. 
Anthropinwirkung. 
Meinem Bericht über die Wirkung des Anthropins kann ich keine 
bessere Einleitung geben, als folgendes Wort des Plinius: „Quid non 
miraculo est dum primum in notitiam venit? Quam multa fieri non 
posse priusquam facta sSunt, considerantur! Naturae rerum vero vis 
atque majestas Semper et ubique fide carent, Si Solum partes et non 
totam complectamur aniwo.“ (Deutsch etwa: Was erregt nicht unser 
Staunen, wenn es zuerst zu unserer Kenntniß gelangt? Wie Vieles e1- 
sent unserem Verstande unmöglich, ehe es geschehen ist. Und die herr- 
iche Kraft der Natur ist immer und überall für uns unglaubwürdig, wenn
	        

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