Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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unser Geist nur ihre Theile, nicht die ganze Natur ins Auge faßt.) So 
sagt der alte Plinius. Natürlich heutzutage ist man viel gescheiter geworden, 
jo daß man nichts mehr anstaunt, sondern vorschnell über alles aburtheilt 
-=- und natürlich bei dieser Methode auch nichts mehr lernt. Doch ich darf 
nicht ungerecht verallgemeinern. Nicht Wenige haben die geächteten Haar- 
pillen nicht ohne Weiteres verachtet, sondern eine Probe damit gemacht, und 
dabei sind eine Reihe sehr günstiger Resultate zu Tage gekommen. 
Um mit einer möglichst drastischen Geschichte den Reigen. zu eröffnen : 
Einer meiner Assistenten wurde von einem ihm befreundeten jungen Mann, 
der für sein Alter ungewöhnlich beleibt ist, wegen eines Fußübels consultirt 
und verordnete demselben Anthropin Nr. 2. Nach einigen Tagen berichtete 
der Batient unter großer JIndignation Folgendes? Statt bloß ein paar 
Korn zu nehmen, hatte derselbe fast das ganze Röhrchen auf einmal aus- 
geleert. Das Resultat war eine solche Fluth von Darmwinden, daß der- 
selbe den Besuch bei seinem Bruder schleunigst abbrechen und auf einsamen 
Pfaden die freie Natur auffuchen mußte. Cs sollen mehrere Hundert Ent- 
ladungen stattgefunden haben. 
Hieran reihe ich aus einem Briefe von San Francis8co Nachstehendes : 
„Durch Zufall bekam ich Nr. 1. 2. 3. und 4 Jhrer neuen Mitteln, habe 
bereits mit Nr. 2 den größten Erfolg gehabt, bei einer langjährigen 
Hartleibigkeit mit einem 80jähr. Arzte, welcher seit langen Jahren wöchentlich 
nur einen Stuhl hatte -- ebenfalls eine große Besserung auf =- Tremor 
Senilis -- Torpor Intestinalis. =- Enuresis nocturnalis cheked -- uri- 
nation much reduced! habitual constipation signally conquered! Brain 
clearer -- thoughts flow easy etc. etc. more in my next.“ 
Ein Bericht von Herrn P. W. in Berlin lautet: „Nr. 1 (Anthropin) 
ist mix außerordentlich sympathisc<, ich verwende es stets mit bestem Erfolg 
für den Wohlges<hma> und die Bekömmlichkeit von Wein und Bier. Jh 
bin 43 Jahre alt (unverheirathet) und wohne mit meiner älteren Schwester 
(auc< unverheirathet) zusammen. Leßterer habe ich öfter Anthropin zur 
Verbesserung von Wein und Bier angeboten. Dieselbe hat von Natur 
einen sehr feinen Gesc<hmadssinn und konstatirte, daß ihr der Unterschied 
im Geschma> sehr auffällig sei, doh verlören die Getränke zu sehr an 
Gehalt und s<med>en ihr zu nüchtern! Auf Männer in meinen 
Jahren hat Nr. 1 in Bier oder Wein meist angenehm gewirkt, doch nicht 
Jeder war im Stande, eine Geschmac>sveränderung zu konstatiren. Bei 
Frauen war da3 letztere fast immer der Fall. Gegen Kopf- und Magen- 
schmerz habe ich bei mehreren Personen gute Erfolge erzielt. Bei einer 
kleinen Herren-Gesellschaft tranken wir ausschließlich einen selbst abgezogenen 
leichten Steeger, welchen ich schon im Faß imprägnirt hatte; wir waren 
etwa 3 Stunden beisammen und tranken pro Mann nur eine Flasche, doch 
war die Stimmung eine ungemein angenehme, heitere, glückliche, gewisser- 
maßen seelisch angehauchte!“ 
„Anthropin Nr. 2 habe ich wiederholt probirt, ist mir in der Wirkung 
nicht sympathisch und habe ich einen Erfolg auf meine Kurzathmigkeit nicht 
konstatiren können; dagegen hatte ich den augenfälligen Beweis auf einer 
Fußwanderung, wo ich einer ca. 30jährigen Dame neue Kraft dazu ver- 
schaffte, nachdem sie sehr vom Marsch ermüdet war, noh beinahe eine Stunde 
eiligen Schritts nach dem Bahnhof zurückzulegen, da der Anschluß erreicht 
werden mußte. Dieselbe Dame hat mit Anthropin Nr. 4 sehr gute Erfolge
	        

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