Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

21 WM= 
und Vertretern der bestehenden Verhältnisse. Diese3 harmlose Stadium 
ist vorüber.“ Ganz richtig. Aber der Kampf währt no< immer, 
und daß Gustav Jäger der energischeste, tüchtigste, begeistertste Feld- 
herr für sein wirklih humanes Unternehmen ist, darüber kann kein 
Zweifel bestehen. Sehen wir doc< ab von allenfallsigen Schrullen, 
von anscheinend überflüssiger Pedanterie; Gustav Jäger hat nicht allein 
seine eigene Erfahrung als Zeugin, er kann sich bereits auf die große 
Oeffentlichkeit berufen. Freilih muß man ein ganzer Normalmensc<h 
sein; „das “ollregime leidet noch in großer Ausdehnung an dem Fluche 
der Halbho'+“ =- klagt er an einer Stelle. „Nicht die Hälfte der 
Wallenen trägt den richtigen Ro>, nicht der Hundertste das richtige 
Voinkleid; der Eine hat die richtige Hauptkleidung ohne die richtige 
9 -benkleidunzx der Eine das richtige Lager ohne die Kleidung, der 
Andere umgerehrt. Mit dem Schlafen bei offenem Fenster ist es ähnlich.“ 
Für Auskunft hat Gustav Jäger auf das ausgiebigste gejorgt; er 
publizirt seit zwei Jahren auch eine eigene Monatsschrift; er kontrolirt 
die Fabrikation der Stoffe, er ist überall am richtigen Orte der richtige 
Mann. Er verdient unsere Sympathie; er will ein gutes Werk aus- 
führen, <* will die Gesundheit der Menschen erhalten. Wenn nur 
die Ans<affung der vollständigen Normal-Ausstattung etwas billiger 
zu stehen käme. Aber Schafwolle notirt leider noh immer zu hoh. 
In einem Buche sagt Gustav Jäger, er sehe shon, es werde noth- 
wendig sein, ein neues Kampfmittel zu schaffen, nämlich die Bildung 
eines Vereins mit Wanderversammlungen -- es scheint seither nicht 
mehr nothwendig geworden zu sein, höchstens daß er selbst in der 
Arena erscheint und persönlich Propaganda macht, wie er es heute 
in Wien beginnt. Er trägt im Bösendorfer Saale vor. Es würde 
mich freuen, brauchte er für einen nächsten Vortrag den großen Musik- 
vereinssaal. Der „Seelenriecher“ ist ein ernster Mann und sein Be- 
ginnen ein ernstes. Mit der Konstatirung dieser Thatsache sei er in 
Wien begrüßt.“ Friedrich Peß. 
Dasselbe Blatt berichtet in seiner Nummer vom 6. Januar über 
den Vortrag folgendermaßen : 
„Professor Gustav Jäger), der Erfinder der Normalkleidung, hat 
gestern Wien erobert, das heißt, jenen Theil von Wien, der den 
Bösendorfersaal, und zwar bis zum Erdrücken füllte. Der Vortrag 
fand zum Besten des bekannten humanitären Vereines „Zukunft“ 
statt =- der Verein kann sich gratuliren, Professor Jäger aber auch. 
Cr wurde bt! seinem Erscheinen mit Applaus empfangen. Eine stäm- 
mige, nicht hoch gerathene Figur, kluge, brillenbewehrte Augen in einem 
vollbärtigen Gesichte, shwarzblauer Trikotfrac>, eine rothe, herabhängende 
Kravatte mit Goldfransen, im Anzuge so schon das Sc<hwarzrothgold 
der Gesinnung manifestirend =- die Sprache wieder läßt sofort den 
Schwaben erkennen. Er verstand das Publikum vorzüglich zu behandeln,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.