Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1884, Bd. 3, H. 1/12)

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Als ich das las, ersah ich erstens, daß Hufeland nur von der 
wollenen Hautbekleidung, nicht von (meiner) reinwollenen Gesammt- 
kleidung spricht. Für erstere unterschreibe ich die Einschränkungen, die 
Hufeland macht, Wort für Wort, ja mache in dem Stück noh viel 
weitergehende Einschränkungen. Zweitens hatte ich gerade bei Kindern, 
jungen Leuten, Ausschlagkranken 2c. mit meiner reinen Wollkleidung 
bereits so viele brillante Erfolge, daß diese Hufeland'shen Ein- 
schränkungen lediglich keinen Eindru> auf mich machten. Das gleiche 
galt auch in Bezug auf die Reinigungsvorschrift. I< hatte ja Jahre 
lang wollene Hautbekleidung mit gemischter Oberkleidung getragen 
und da meine Haut für Schmuß sehr empfindlich ist, das Wollhemd 
alle 8 Tage gewechselt, wie Hufeland vorschreibt; aber ebenso hatte 
ich mich von der Thatsache überzeugt, daß mit Anlegung der rein- 
wollenen porösen Oberkleidung das Sc<hmußigwerden des Hemdes 
ganz bedeutend verlangsamt wurde; ich hatte also auch von dieser 
Seite? keinen Grund diesen Hufeland's<hen Passus zu besprechen 
und li:3 ihn in meinen Vorträgen shon deShalb weg, weil ich ja 
ausfül»iic) egen die Art, die Wolle zu tragen, wie Hufeland 
meint, d. h. bloß als Unterkleidung, polemisire. 
Sn März hielt i< in Linz auf Einladung des dortigen 
Deutsc< 1 Ztubs einen Vortrag über das Wollregime. 
Tie dortig? Hauptzeitung, die „Tagespost“ constatirte in einem 
längeren Artikel den tiefen günstigen Eindruck desselben. Auf ein- 
mal “eint in der Nummer vom 146. März unter der Ueberschrift 
„til 8 Neues unter der Sonne“ erstens der Abdru> der ganzen 
Aeußerung Hufeland's über die Kleidung, und außerdem was 
Hufeland über tägliche Waschungen sagt, ein Abschnitt, den ich, für 
den na< Hufeland'scher Manier Wollenbekleideten, wieder Wort 
für Wort unterschreibe, während ich ven Ganzwollenen Anderes vor- 
schreibe; endlich als Nachsaß ein abfälliges Urtheil aus G: Wolbold's 
„Naturarzt“ Jahrgang 1881 Nr. 11. 
Zum Schluß kommt in der Linzer TageSpost vom Sonntag den 
23. März unter der Ueberschrift „Das Wollregime und Dr. Jägex's 
Vorlrug von einem Steifleinenen“, ein Artikel voll Invektiven gegen 
mich , und mit all' den bo>beinigen Behauptungen derer, die mit 
Baden und Zimmerturnen für ihre Gesundheit roboten müssen, in 
welchem mich dieser tapfere Anonymus beschuldigt, i< habe Hufe- 
la1>'s Aeußerungen über die nachtheiligen Wirkungen der Wolle 
absichtlich unterdrückt und nur die günstigen angeführt, somit H ufe- 
land's Autorität mißbraucht. Mit Hinweis auf das Obige weise 
ich diesen Verdacht energisch zurü> und mit der weiteren Bemerkung: 
es gilt als parlamentarische Negel, einen Abwesenden nicht anzugreifen, 
und de Mortuis nil nisi bene. I< habe nicht die Aufgabe mit 
dem todten Hufeland zu polemisiren, meine Zuhörer wollen meine 
Erfahrungen kennen lernen. Der „Steifleinene“ kennt allerdings keinen
	        
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