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ihr von Prof. Dr. Jägers Erfolgen berichtete, dessen Monatsblatt sie
nun stets mit dem größten Interesse ließt.
- Ganz einfache Naturen äußern oft interessante Wahrnehmungen des
Duftes. An einem schönen Septembermorgen stund meines Hausherrn
Tochter, ein Bauernmädchen, unter ihrer Hausthüre. „Heut „schmeckts“ *)
nach Winter !“ sagte sie, den Kopf prüfend nach der Windrichtung wendend.
I< machte dieselbe Bemerkung, wollte aber die Begründung ihrer Worte
hören. „Warum nicht gar!“ sagte ich, „an so einem schönen Tag!“ „Macht
nix, “ sagte sie, „aber es „schmeckt“ na< Schnee und nach Winter. “
Als die Nebel sich von den Bergspißen hoben, waren dieselben alle
mit dichtem frischem Schnee bede>t und durch die Luft strich jener eigne
frischkalte Geruch wie an heiteren Wintertagen. Das Mädchen fühlte alfo
ganz richtig, wenn sie behauptete, es rieche nach Winter.
Kössen, am 26 Oktober 1891. Bertha Mutsc<hle<hner.
Das Wesen der Befruchtung.
Von Dr. K. F. Jordan.
Vor einiger Zeit sind über den Befruchtung5vorgang einer Gruppe
von Alpengewächsen: der Schraubenalgen oder Spirogyren von dem
Botaniker V. Chmielevs8ky Untersuchungen angestellt worden, an die
sich wichtige Folgerungen anknüpfen lassen =- Folgerungen, welche in Ver-
bindung mit Prof. Jägers Theorie des Lebens zu einer be-
stimmten Vorstellung von dem Wesen der Befruchtung und der geschlecht-
lihen Fortpflanzung im Gegensaß zur ungeschlechtlihen Vermehrung
führen. Prof. Jäger selbst hat schon vor Jahren diefen Erscheinungen
seine Aufmerksamkeit zugewandt und in seinem Lehrbuch der allgemeinen
Zoologie, Bd. Il. (Physiologie) eingehende Erörterungen über dieselben ver-
öffentlicht. Besonder5 die Kapitel 14 (Teilung und Verjüngung) und 16
(Vererbung) enthalten hochinteressante Betrachtungen über die Mechanik der
Assimilation und der verschiedenen Arten der Fortpflanzung, aus denen der
Genn den ich im Nachfolgenden auszusprechen eie gleichsam her-
vorwächst.
Th beginne mit den Thatsachen. Die Spirogyren sind grüne Zell-
fäden, die in fast allen stehenden Gewässern leben und hier, indem sie
in großer Zahl neben einander vorkommen, schlüpfrige, weiche, frei s<hwim-
mende Watten (grünen Schlamm) bilden, die wohl jedermann bekannt sind.
Tie einzelnen Zellen eines jeden Fadens sind außer mit dem gewöhnlichen
Zellinhalte und einem Kern mit einem spiraligen Chlorophyllbande angefüllt.
Nach dem, was auch biöher bekannt war, ien sich der Befruchtungsvorgang
in der Weise ab, daß zwei einander gegenüberliegende Zellen zweier Zell-
fäden oder auch zwei Wbt Zellen desselben Fadens Ausstülpungen
erhalten, die auf einander zuwachsen und sich bald berühren; daß sodann
die Scheidewand, welche die Zellinhalte der beiden Schläuche von einander
trennt, aufgelöst wird und nun der Protoplasmainhalt nebst Kern und
(spiraligem) Chlorophyllband aus der einen Zelle (der männlichen) in
die andere (die EIE Nime u birwändert: um sich mit dem Inhalt der
leßteren zu der neuen Keimzelle zu vereinigen. Soweit hat Chmielev5ky
x) Hier zu Länd' wird stets'der Ausbrü> „sc<hmek>ken“" für, „riechen“ gebraucht.