Wor waren die Hauptgegner dieser neuen Heilswahrheit ? =
Di- Pharisäer und Scriftgelehrten. Die ersteren lasse ich
aus dem Spiel, obwohl es ein Leichtes wäre, ihre heutigen Nachfolger
zu kennzeichnen, sondern w-ise nur darauf hin: die Rolle, welche die
Schriftgelehrten dom * indoor unserer Neligion gegenüber spielten,
übernahmen im *"ittelalter den *?eformatoren der <ristlichen Religion
gegenüber d.2, we"'he man die „Scolastiker“ nannte und das waren
auch die Gegner %:5 Paracelsus. Das Niederschlagende ist nur, daß
uns das neunzehnte Jahrhundert eine dritte Auflage dieser geist-
und lebentötenden Scriftgelehrsamkeit oder Scholastik aufhalste, gegen
deren Tyrannei und Unfruchtbarkeit sih nachgerade alle besseren
Geister auflehnen.
Zum Beleg für lektere Aeußerung will ich mich außer dem Hin-
weis auf die Jedermann bekannten Anfangsstrophen von Goethes
Faust nur auf eine Aeußerung beziehen, die kürzlich durch die Tages-
blätter ging und die ih dem „Schwäbischen Merkur“ vom 10. Juli
v. 3. entnehme:
Veber die Shulbildung der Neuzeit hat sich, wie die Germ. hervor-
hebt, Alexander v. Humboldt i. J. 1855 einem Shulmann gegenüber geäußert :
„Sehr richtig ist, was ic< einmal irgendwo gelesen habe, daß unsere jekige
Sculbildung dem Profkrustesbette gleiche. Was zu lang ist, wird abgeschnitten
und das kurz Sceinende so. lang gedehnt, bis die jetzt beliebte Mittelmäßigkeit
erreicht ist, Die alte Schulmethode hat auch ihre Fehler gehabt, aber sie war
natürlicher, sie machte selbständige EntwiFelung niht unmöglih. J< war acht-
zehn Jahre alt und konnte so gut wie gar nichts. Meine Lehrer glaubten auch
nicht, daß viel aus mir werden würde, aber es hat ja noch gut gethan. Wäre
ich aber der jehigen Schulbildung in die Hände gefallen, so- wäre ich leiblich
und geistig zu „Grunde gegangen. Man könnte diese Art der Bildung, wenn
ein unedles Bild erlaubt ist, mit dem Nudeln der Gänse vergleihen. Es sett
sich blos Fett an, aber kein gesundes Fleism. Eine mit sich abgeschlossene Selbst-
zufriedenheit, ein naseweises Aburteilen über alles, das sind die Hauptzüge unserer
Jugend. Alle geistige Frische, die zu einem erfolgreichen Universitätsstudium
dur<haus erforderlich ist, geht verloren. Die jugendlichen Geister sind jetzt wie
Knospen, die man mit heißem Wasser abgebrüht hat; es fehlt ihnen alle Keime
und Triebkraft, in dem brodelnden Hexenkessel moderner Erziehung ist sie
verloren gegangen. Viele von meinen Freunden unter den akademischen Lehrern
haben bei mir schon bittere Klage erhoben. I< habe info"ge davon mehrfach
Gelegenheit genommen, mit hochgestellien Männern zu sprechen. Alle waren
mit mir einverstanden, aber zur Abhilfe ist nichts geschehen. Ju Deutschland
gehören netto zwei Jahrhunderte dazu, eine Dummheit abzuschaffen , eins, um
sie einzusehen, das zweite, sie zu beseitigen“.
Ehe ich den Einfluß der" Schölastik auf die vrganmistischen" Künste
und Gewerbe schildere, will i< no<h ein Gebiet zur Vergleichung her-
anziehen , nämli< das „mecanistische“ und insbesondere die beiden
Dinge, mit denen eben die Medanistik die Haupttriumphe dieses Jahr-
hunderts gefeiert hat: Dampf und Elektrizität.
- Dieenntnis" Nie beiben' Naturgewalten "befänv" sichmJäyr-
zehnte läng in den Händen der Männer der Schule, wurde von