Lothar Götz:
"Egon Eiermann - Architekt, Lehrer und Leitbild"
Meine erste Begegnung mit Egon Eiermann hatte ich im Sommersemester
1947 - es war mein drittes Fachsemester. Der Name Egon Eiermann war allen
unbekannt. Wir hatten auch keine Möglichkeit uns zu informieren, denn es
gab weder Fachzeitschriften noch Fachbücher. Ich habe dann bei Egon
Eiermann bis 1950 studiert und kam nach einer dreijährigen Tätigkeit in der
Industrie 1953 als Assistent an seinen Lehrstuhl wieder zurück, wo ich bis 1961
war. Diese insgesamt 11 Jahre in der Nähe von Egon Eiermann sind die Basis
der folgenden Ausführungen.
72
Über die "Lehre" von Egon Eiermann wurde schon immer viel diskutiert und
geschrieben. Dankenswerterweise hat die Bauwelt ihr Heft Nr. 38/1994 weit-
gehend diesem Thema gewidmet. In manchen der dort erschienenen Beiträge
ist einiges auch richtig und zutreffend. Es taucht auch die Frage auf, ob es eine
Eiermann-Schule gibt. Dies ist eine relativ dumme Frage. Man kann sie schnell
beantworten: Es gibt keine Eiermann-Schule, weil es gar keine geben kann
und dies aus vielen Gründen. Nur zwei seien hier genannt:
1. Eiermann wollte keine Schüler, womit er aber nicht verhindern konnte, daß
sich viele als "Eiermann-Schüler" bezeichneten, sich sozusagen selbst dazu
ernannten. Eiermann selbst hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, uns zu helfen,
selbständige Architekten zu werden. In dieser Beziehung befand er sich ganz in
der Tradition seines eigenen Lehrers: Hans Poelzig, bei dem er in der