Gesellschaft für Naturkunde
Aus der Geschichte des „Oberschwäbischen Zweigvereins
für vaterländische Naturkunde“
„Mit Vergnügen wenden wir den Blick nach Süden in die ober-
schwäbischen Lande, wo reges Leben in die Molasse gefahren ist und
ein frischer Luftzug über die alten Moränen und erratischen Blöcke
weht.“ O. Fraas in Calw 1874
Am 26. Oktober 1968 legte der langjährige Vorsitzende des Vereins-
zweigs, Herr Landforstmeister a.D. R. LoHrMann, Riedlingen, bei
der Jahresversammlung in Weingarten sein Amt nieder; an seine Stelle
trat Professor JoseF Sorc. Der scheidende Vorsitzende verabschiedete
sich mit einem Bericht über die Geschichte des Oberschwäbischen Ver-
einszweigs, um die wir ihn gebeten hatten. Im folgenden der wesent-
liche Inhalt dieses Vortrags. E. Schüz
Die Schussenrieder Anstaltszeitung „Schallwellen“ vom 1. Februar 1934
brachte aus der Feder von Obermedizinalrat Dr. R. Gross auf 28 Seiten
(dazu 9 Portraitbilder) die Geschichte des Oberschwäbischen Vereinszweigs
(damals Zweigvereins). Seine in den „Jahresheften“ 31 (1875) erschienenen
„Statuten“ (ohne Jahr, offenbar 1874) bezeichnen die neue Vereinigung als
„Zweig des Vereins für vaterländische Naturkunde im Königreich Würt-
temberg“. Wenn wir Gross folgen, so ging der Anstoß zu dieser Gründung
1872 aus von Professor Dr. Dr. KonrAD MILLER (1844-1933), der sowohl
Theologe als auch Naturwissenschaftler war, vergebens auf ein natur-
wissenschaftliches Lehramt in Württemberg gehofft hatte und nun 1872
die Kaplanstelle in Unteressendorf übertragen bekam. Dorthin hatte ihn
der als Geologe bekannte Pfarrer J. Prosst gelockt. MILLER tat sich nun
mit einer Reihe weiterer naturgeschichtlich interessierter Männer, darunter
Pfarrer Dr. EnGEL in Ettlenschieß, Revierförster FRANK in Schussenried
und Freiherr RICHARD VON Könıc-WARTHAUSEN, zu einem „Molasseklub“
zusammen. Zwei Vorbesprechungen in Schussenried folgte die erste Ver-
sammlung am 12. Februar 1873 in Aulendorf. Bei der Zusammenkunft am
12. Mai 1873 wurde RıcHARD Freiherr von Könıc-WARTHAUSEN als Vor-
sitzender und MILLER als Schriftführer berufen. Den „Statuten“ zufolge
wurde der „Gesamtvorstand“ jeweils auf ein Jahr gewählt; er bestand aus
dem Vorsitzenden, dem Schriftführer und 5 Ausschußmitgliedern. Außer
den ordentlichen gab es „correspondirende‘“ Mitglieder. Ehrenmitglieder
sind in den „Statuten“ von 1874 noch nicht vorgesehen, doch wurde 1908
Graf ZEPPELIN dazu berufen. Zu einem währschaften Verein gehörten auch
Mitgliedskarten und eine Briefverschlußmarke. 1895, also nach mehr als
20 Jahren, wurde Baron Könıc als Vorsitzender abgelöst durch Direktor
Dr. KREUsER in Schussenried. 1902 bis 1908 folgte Fabrikant FRIEDRICH
Krauss in Ravensburg, 1908 bis 1932 Obermedizinalrat Dr. Gross in
Schussenried. Dann übernahm bis zum Ende des 2, Weltkrieges Forst-
meister OTTO NEUNHÖFFER in Blaubeuren den Vorsitz. 1951 wurde die
Tätigkeit unter dem Vortragenden neu aufgenommen. Es ist ein gutes
Zeichen für die Stetigkeit der Entwicklung, daß in 94 Jahren nur sechs
Vorsitzende tätig waren. Man muß freilich bedauern, daß die früher so
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